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Maria kam in St. Pölten als eine von drei Töchtern des [[ | Maria kam in St. Pölten als eine von drei Töchtern des [[w:Sattler|Sattler]]gehilfen Johann Fischer und der Antonie Fischer, geb. Kronigl, zur Welt. Nach Absolvierung der Volksschule erlernte Maria den Beruf der Seidenwinderin und arbeitete als Textilarbeiterin in verschiedenen Betrieben.<ref>[[w:Fritz Keller (Historiker)|Fritz Keller]]: ''In den [[w:Gulag|Gulag]] von Ost und West. Karl Fischer. Arbeiter und Revolutionär.'' ISP-Verlag, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-88332-046-3, S. 10.</ref> Sie übersiedelte von St. Pölten nach Wien. 1916 wurde sie Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und der freien Gewerkschaften.<ref>[http://www.univie.ac.at/biografiA/projekt/Widerstandskaempferinnen/Fischer_Maria.htm ''Fischer, Maria (Marie); Deckname: Netz, Seidenwinderin und Widerstandskämpferin''].</ref> Am 23. September 1918 gebar sie ihren einzigen Sohn [[Karl Fischer (Kommunist)|Karl Fischer]], den sie selbstbewusst [[w:Kind und Kegel|„Kegel“]] – ein Ausdruck für ein uneheliches Kind – nannte. | ||
Maria Fischer kam 1935/36 durch ihren Sohn mit den „Revolutionären Kommunisten Österreichs“ (RKÖ) in Kontakt, sie wurde deren Mitglied und stellte ihre Wohnung in der Wiener Gusenleithnergasse 11 als Sekretariat für die Untergrundarbeit zur Verfügung.<ref>[http://www.univie.ac.at/biografiA/projekt/Widerstandskaempferinnen/Fischer_Maria.htm ''Fischer, Maria (Marie); Deckname: Netz, Seidenwinderin und Widerstandskämpferin''].</ref> Nach dem [[ | Maria Fischer kam 1935/36 durch ihren Sohn mit den „Revolutionären Kommunisten Österreichs“ (RKÖ) in Kontakt, sie wurde deren Mitglied und stellte ihre Wohnung in der Wiener Gusenleithnergasse 11 als Sekretariat für die Untergrundarbeit zur Verfügung.<ref>[http://www.univie.ac.at/biografiA/projekt/Widerstandskaempferinnen/Fischer_Maria.htm ''Fischer, Maria (Marie); Deckname: Netz, Seidenwinderin und Widerstandskämpferin''].</ref> Nach dem [[w:Anschluss Österreichs|Anschluss Österreichs]] an Deutschland schloss sich Maria Fischer der trotzkistischen [[w:Widerstand gegen den Nationalsozialismus|Widerstandsgruppe]] „Gegen den Strom“ an, wobei sie wiederum ihre Wohnung als Zentrale zur Verfügung stellte. Ihre Freunde und Gesinnungsgenossen nannten sie liebevoll „Mitzi-Tante“. Als Decknamen für ihre Untergrundarbeit verwendete sie das Wort „Netz“.<ref>[http://www.univie.ac.at/biografiA/projekt/Widerstandskaempferinnen/Fischer_Maria.htm ''Fischer, Maria (Marie); Deckname: Netz, Seidenwinderin und Widerstandskämpferin''].</ref> | ||
1943 wurden bei einer Hausdurchsuchung durch die [[ | 1943 wurden bei einer Hausdurchsuchung durch die [[:Geheime Staatspolizei|Gestapo]] bei ihr eine Schreibmaschine, Papier und weitere Utensilien für die Herstellung von Flugblättern sichergestellt, die sie in eigens angefertigten Geheimfächern von Wäschekästen versteckt hatte.<ref>[http://www.univie.ac.at/biografiA/projekt/Widerstandskaempferinnen/Fischer_Maria.htm ''Fischer, Maria (Marie); Deckname: Netz, Seidenwinderin und Widerstandskämpferin''].</ref> Sie wurde am 13. Mai 1943 auf Befehl des [[w:Reichssicherheitshauptamt|Reichssicherheitshauptamtes]] wegen „hochverräterischer Betätigung“ in [[w:Schutzhaft|Schutzhaft]] genommen<ref>Schutzhaftbefehl des Reichssicherheitshauptamtes [[w:Berlin|Berlin]] vom 13. Mai 1943, in Privatbesitz.</ref> und am 10. Dezember 1943 wegen Vorbereitung zum [[w:Hochverrat|Hochverrat]] vom 5. Senat des [[w:Volksgerichtshof|Volksgerichtshofs]] in Wien zu fünf Jahren [[w:Zuchthaus|Zuchthaus]] und fünf Jahren [[w:Ehrverlust|Ehrverlust]] verurteilt.<ref>[http://www.univie.ac.at/biografiA/projekt/Widerstandskaempferinnen/Fischer_Maria.htm ''Fischer, Maria (Marie); Deckname: Netz, Seidenwinderin und Widerstandskämpferin''].</ref><ref>''Österreichische Stalin-Opfer. Memorial.'' Junius-Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Wien 1990, ISBN 3-900370-81-8, S. 96.</ref><ref>Tagesberichte der Gestapo, 1. November 1943 - 31. Dezember 1943, [[w:Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes|Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes]], Nr. 8477, S. 4.</ref><ref>Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: ''Nicht mehr anonym - Fotos aus der Erkennungsdienstlichen Kartei der Gestapo Wien, Gestapo-Opfer''. Für die Profil-Suche ''Marie Fischer, geb. 30.1897'' auf der folgenden Seite auf den Button „Mehr Informationen“ klicken: [http://www.doew.at/personensuche?gestapo=on&category=0&findall=&lang=de&firstname=Marie+&lastname=Fischer&birthdate=&birthdate_to=&birthplace=&residence=&newsearch=10&iSortCol_0=1&sSortDir_0=asc&lang=de&suchen=Suchen# ]</ref> Maria verbüßte ihre Haftzeit zunächst im Frauenzuchthaus Jauer ([[w:Jawor|Jawor]]) in [[w:Niederschlesien|Niederschlesien]] und anschließend im Frauenstrafgefängnis in [[w:Leipzig|Leipzig]]-Kleinmeusdorf.<ref>[http://www.univie.ac.at/biografiA/projekt/Widerstandskaempferinnen/Fischer_Maria.htm ''Fischer, Maria (Marie); Deckname: Netz, Seidenwinderin und Widerstandskämpferin''].</ref> | ||
Am 20. April 1945 wurde sie durch amerikanische Truppen befreit.<ref>[http://www.univie.ac.at/biografiA/projekt/Widerstandskaempferinnen/Fischer_Maria.htm ''Fischer, Maria (Marie); Deckname: Netz, Seidenwinderin und Widerstandskämpferin''].</ref> Zu Fuß schlug sie sich bis nach [[ | Am 20. April 1945 wurde sie durch amerikanische Truppen befreit.<ref>[http://www.univie.ac.at/biografiA/projekt/Widerstandskaempferinnen/Fischer_Maria.htm ''Fischer, Maria (Marie); Deckname: Netz, Seidenwinderin und Widerstandskämpferin''].</ref> Zu Fuß schlug sie sich bis nach [[Linz]] durch, wo sie durch Zufall – noch in Zuchthauskleidung – von ihrem Sohn Karl, der zuvor aus dem [[w:Liste von Häftlingen des Konzentrationslagers Buchenwald|Konzentrationslager Buchenwald]] entlassen worden war, in der Nietzschestraße wiederentdeckt wurde.<ref>[http://www.univie.ac.at/biografiA/projekt/Widerstandskaempferinnen/Fischer_Maria.htm ''Fischer, Maria (Marie); Deckname: Netz, Seidenwinderin und Widerstandskämpferin''].</ref> | ||
Am 21. | Am 21. Jänner 1947 wurde Karl Fischer auf der Linzer [[w:Nibelungenbrücke (Linz)|Nibelungenbrücke]] an der [[w:Besetztes Nachkriegsösterreich|sowjetisch-amerikanischen Demarkationslinie]] vom sowjetischen Geheimdienst [[w:Innenministerium der UdSSR|NKWD]] entführt<ref>[[w:Karl Fischer (Kommunist)|Karl Fischer]], ''Autobiographie'', in: ''Österreichische Stalin-Opfer. Memorial.'' Junius-Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Wien 1990, ISBN 3-900370-81-8, S. 96-105.</ref> Maria versuchte vergeblich, Auskünfte über den Verbleib ihres Sohnes zu erhalten. Sie kehrte in dieser Zeit nach Wien zurück und erfuhr vom Schicksal ihres Sohnes, seiner Verurteilung zu 15 Jahren [[w:Gulag|Besserungsarbeitslager]] in der [[w:Sowjetunion|Sowjetunion]], erst sehr spät<ref>Hugo Dewar: ''Assassins at Large, Being a fully documented and hithero unpublished account of the executions outside Russia ordered by the GPU.'' Wingate-Verlag, London & New York 1951, S. 169f.</ref>. Sie konnte trotz mehrfacher Ansuchen um Gestattung des Briefwechsels erst im Frühjahr 1955 mit ihm schriftlich Kontakt aufnehmen.<ref>Maria Fischer, erste Postkarte an Karl Fischer in der UdSSR vom 26. April 1955, in Privatbesitz.</ref> | ||
[[Datei:Karl Fischer 1955.jpg|mini|Maria Fischer mit ihrem Sohn Karl, 1955]] | [[Datei:Karl Fischer 1955.jpg|mini|Maria Fischer mit ihrem Sohn Karl, 1955]] | ||
Im Juni 1955 konnte sie ihren im Zusammenhang mit dem Abschluss des [[ | Im Juni 1955 konnte sie ihren im Zusammenhang mit dem Abschluss des [[w:Österreichischer Staatsvertrag|österreichischen Staatsvertrages]] aus der Sowjetunion repatriierten Sohn Karl im Juni 1955 in [[Wiener Neustadt]] empfangen und wieder bei sich in ihrer Wiener Wohnung in der Gusenleithnergasse aufnehmen.<ref>Fritz Keller: ''In den Gulag von Ost und West. Karl Fischer. Arbeiter und Revolutionär.'' ISP-Verlag, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-88332-046-3, S. 143.</ref><ref>''Österreichische Stalin-Opfer. Memorial.'' Junius-Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Wien 1990, ISBN 3-900370-81-8, S. 96.</ref> | ||
Während ihrer Pension betreute sie die [[ | Während ihrer Pension betreute sie die [[Grinzing]]er Wohnung des Jugendfreundes ihres Sohnes, [[w:Josef Hindels|Josef Hindels]], weshalb sie von ihrem inzwischen geborenen Enkel Roland Fischer auch „Grinzinger“ genannt wurde. Maria Fischer starb am 6. Februar 1962 nach einem Schlaganfall in Wien.<ref>Sterbeurkunde des Standesamtes Wien-[[w:Penzing (Wien)|Penzing]], Nr. 1130/1962 vom 8. Februar 1962, in Privatbesitz.</ref> Sie ist wie ihr Sohn Karl Fischer und ihre Schwiegertochter Maria Fischer in [[Ilz (Steiermark)]] begraben. | ||
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