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Am 16. September 1330 wurden Johann Heinrich und Margarete offiziell in Anwesenheit von dessen Vater Johann verheiratet.<ref name ="margue40">vgl. Michel Margue: ''Die Erbtochter, der fremde Fürst und die Stände''. "Internationale" Heiraten als Mittel der Machtpolitik im Spannungsfeld zwischen Hausmacht und Land. In: [[w:Michel Pauly|Michel Pauly]] (Hrsg.): Die Erbtochter, der fremde Fürst und das Land.'' Die Ehe von Johann dem Blinden und Elisabeth von Böhmen in vergleichender europäischer Perspektive. Colloque international organisé par le musée d’histoire de la ville de Luxembourg et l’université du Luxembourg les 30 septembre et 1er octobre 2010 à Luxembourg (= Publications du CLUDEM, 38). Cludem, Luxemburg, 2013. ISBN 2-919979-28-0. S. 40</ref> Mit Blick auf das Alter des Brautpaares handelte sich dabei nur um eine "''desponsatio de futuris''", die noch ausstehende (formale) Einwilligung des Paares stand noch bevor. Diese "''desponsatio de praesenti''" hätte erst stattfinden können, nachdem Johann Heinrich und Margarete das dafür vorgeschriebene Alter erreicht hatten. Nach Aussage von Margarete soll es dazu aber nie gekommen sein, was für die spätere Auflösung ein wichtiges Argument war.<ref name ="hörmann141"/> Noch am selben Tag wurde die bereits bestehende Vereinbarung von 1327, nach welcher nach dem Tod von Margaretes Vater, mit dem damals bereits gerechnet wurde, Johann Heinrichs Vater die Vormundschaft für das Paar und die Regentschaft in den beiden Reichsfürstentümern übernehmen sollte, auch mit den Tiroler und den Kärntner Landständen geschlossen. Als Gegenzug wurde König Johann verpflichtet, die bestehenden Rechte und verbrieften Privilegien der Landstände zu achten und keine "Fremden" als Amtsträger einzusetzen.<ref name ="margue40"/> | Am 16. September 1330 wurden Johann Heinrich und Margarete offiziell in Anwesenheit von dessen Vater Johann verheiratet.<ref name ="margue40">vgl. Michel Margue: ''Die Erbtochter, der fremde Fürst und die Stände''. "Internationale" Heiraten als Mittel der Machtpolitik im Spannungsfeld zwischen Hausmacht und Land. In: [[w:Michel Pauly|Michel Pauly]] (Hrsg.): Die Erbtochter, der fremde Fürst und das Land.'' Die Ehe von Johann dem Blinden und Elisabeth von Böhmen in vergleichender europäischer Perspektive. Colloque international organisé par le musée d’histoire de la ville de Luxembourg et l’université du Luxembourg les 30 septembre et 1er octobre 2010 à Luxembourg (= Publications du CLUDEM, 38). Cludem, Luxemburg, 2013. ISBN 2-919979-28-0. S. 40</ref> Mit Blick auf das Alter des Brautpaares handelte sich dabei nur um eine "''desponsatio de futuris''", die noch ausstehende (formale) Einwilligung des Paares stand noch bevor. Diese "''desponsatio de praesenti''" hätte erst stattfinden können, nachdem Johann Heinrich und Margarete das dafür vorgeschriebene Alter erreicht hatten. Nach Aussage von Margarete soll es dazu aber nie gekommen sein, was für die spätere Auflösung ein wichtiges Argument war.<ref name ="hörmann141"/> Noch am selben Tag wurde die bereits bestehende Vereinbarung von 1327, nach welcher nach dem Tod von Margaretes Vater, mit dem damals bereits gerechnet wurde, Johann Heinrichs Vater die Vormundschaft für das Paar und die Regentschaft in den beiden Reichsfürstentümern übernehmen sollte, auch mit den Tiroler und den Kärntner Landständen geschlossen. Als Gegenzug wurde König Johann verpflichtet, die bestehenden Rechte und verbrieften Privilegien der Landstände zu achten und keine "Fremden" als Amtsträger einzusetzen.<ref name ="margue40"/> | ||
Im Februar 1330 hatte [[w:Ludwig IV. (HRR)|Kaiser Ludwig (IV.) "''der Baier''"]] Margaretes Vater eine Zusage für die Nachfolge der Töchter beziehungsweise ihrer Ehemänner gewährt, an die er sich aber nicht gebunden fühlte, da er für die Heirat von Johann Heinrich und Margarete nicht ausdrücklich seine Zustimmung erteilt hatte.<ref name ="hörmann141-FN34">vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Der fremde Fürst im Land'', 2013, S. 141, Fußnote 34</ref> Nachdem Johann Heinrichs Schwiegervater am 2. April 1335 tatsächlich gestorben war, belehnte Kaiser Ludwig "''der Baier''" bereits am 2. Mai 1335 die Herzöge [[Albrecht II. (Österreich)|Albrecht (II.)]] und [[Otto der Fröhliche|Otto]] von Österreich<ref group="A">Die beiden [[Habsburger]] begründeten ihren Erbanspruch damit, dass sie die nächsten männlichen Erben wären. Ihre Mutter [[Elisabeth von Görz-Tirol|Elisabeth]] war eine Schwester von Margaretes Vater Heinrich gewesen.</ref> mit dem [[Herzogtum Kärnten]] (inklusive der [[w:Krain|Mark Krain]]), Teilen der Grafschaft Tirol und der Vogtei über die Bistümer [[w:Bistum Trient|Trient]] und [[w:Bistum Brixen|Brixen]] belehnt. Die übrigen Teile der Grafschaft Tirol bestimmte er für seine eigene Familie. Während die beiden [[Habsburger | Im Februar 1330 hatte [[w:Ludwig IV. (HRR)|Kaiser Ludwig (IV.) "''der Baier''"]] Margaretes Vater eine Zusage für die Nachfolge der Töchter beziehungsweise ihrer Ehemänner gewährt, an die er sich aber nicht gebunden fühlte, da er für die Heirat von Johann Heinrich und Margarete nicht ausdrücklich seine Zustimmung erteilt hatte.<ref name ="hörmann141-FN34">vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Der fremde Fürst im Land'', 2013, S. 141, Fußnote 34</ref> Nachdem Johann Heinrichs Schwiegervater am 2. April 1335 tatsächlich gestorben war, belehnte Kaiser Ludwig "''der Baier''" bereits am 2. Mai 1335 die Herzöge [[Albrecht II. (Österreich)|Albrecht (II.)]] und [[Otto der Fröhliche|Otto]] von Österreich<ref group="A">Die beiden [[Habsburger]] begründeten ihren Erbanspruch damit, dass sie die nächsten männlichen Erben wären. Ihre Mutter [[Elisabeth von Görz-Tirol|Elisabeth]] war eine Schwester von Margaretes Vater Heinrich gewesen.</ref> mit dem [[Herzogtum Kärnten]] (inklusive der [[w:Krain|Mark Krain]]), Teilen der Grafschaft Tirol und der Vogtei über die Bistümer [[w:Bistum Trient|Trient]] und [[w:Bistum Brixen|Brixen]] belehnt. Die übrigen Teile der Grafschaft Tirol bestimmte er für seine eigene Familie. Während die beiden [[Habsburger]] sich im Herzogtum Kärnten behaupteten, unterstützte der Tiroler Adel die Erbtochter Margarete, Johann Heinrich und dessen Familie gegen diese und den Kaiser. König Johann, der als offizieller Vormund in Urkunden belegt ist, war zu dieser Zeit in französischen Königreich und wegen eines Turnierunfalls dort an das Krankenlager gefesselt, weshalb er von seinem anderen Sohn Karl, damals Markgraf Karl von Mähren, dem späteren Kaiser Karl IV., als Vormund für Johann Heinrich, der noch unmündig war, und dessen Ehefrau vertreten wurde.<ref name ="margue42">vgl. Michel Margue: ''Die Erbtochter, der fremde Fürst und die Stände''. "Internationale" Heiraten als Mittel der Machtpolitik im Spannungsfeld zwischen Hausmacht und Land. In: [[w:Michel Pauly|Michel Pauly]] (Hrsg.): Die Erbtochter, der fremde Fürst und das Land.'' Die Ehe von Johann dem Blinden und Elisabeth von Böhmen in vergleichender europäischer Perspektive. Colloque international organisé par le musée d’histoire de la ville de Luxembourg et l’université du Luxembourg les 30 septembre et 1er octobre 2010 à Luxembourg (= Publications du CLUDEM, 38). Cludem, Luxemburg, 2013. ISBN 2-919979-28-0. S. 42</ref> Ende 1335 wurde Karl von seinem Vater dann auch offiziell die Vormundschaft für seinen Bruder und dessen Ehefrau übertragen.<ref name ="Hörmann143">vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Der fremde Fürst im Land'', 201, S. 143</ref> Anfang des Jahres 1336 kam Karl persönlich nach Tirol, wo die Landstände ihm gemeinsam mit Johann Heinrich und Margarete einen Treueschwur leisteten. Dafür verpflichteten sich Karl, sein Bruder und dessen Ehefrau die Herrschaft und Grafschaft Tirol nicht zu veräußern und die mögliche Ansprüche der Erben des 1310 verstorbenen Tiroler Landesfürsten [[Euphemia von Schlesien#Herkunft und Familie|Otto]], eines Onkels von Margarete nur unter Wahrheit der Einheit des Landes zu regeln.<ref name ="Hörmann144-FN45">vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Der fremde Fürst im Land'', 201, S. 144-45</ref> | ||
Im März 1339 wurde unter Vermittlung der Tiroler Landstände ein Ausgleich mit dem Kaiser geschlossen. In diesem war festgelegt, dass die Grafschaft Tirol, falls Johann Heinrich ohne Nachkommen sterben sollte, als Reichslehen an dessen Vater und seinen älteren Bruder fallen sollte.<ref name ="margue41">vgl. Michel Margue: ''Die Erbtochter, der fremde Fürst und die Stände''. "Internationale" Heiraten als Mittel der Machtpolitik im Spannungsfeld zwischen Hausmacht und Land. In: [[w:Michel Pauly|Michel Pauly]] (Hrsg.): Die Erbtochter, der fremde Fürst und das Land.'' Die Ehe von Johann dem Blinden und Elisabeth von Böhmen in vergleichender europäischer Perspektive. Colloque international organisé par le musée d’histoire de la ville de Luxembourg et l’université du Luxembourg les 30 septembre et 1er octobre 2010 à Luxembourg (= Publications du CLUDEM, 38). Cludem, Luxemburg, 2013. ISBN 2-919979-28-0. S. 41</ref> Wenig später verschlechterte sich jedoch die Beziehung zwischen den Landständen und Johann Heinrichs Familie.<ref name ="margue42"/> | |||
Im April 1340 erhoben sich Teile des Adels gegen Johann Heinrich und seinen Bruder. Diese Erhebung wurde jedoch durch Markgraf Karl niedergeschlagen. Erst ein zweiter Aufstand Anfang November 1341, der vom Kaiser unterstützt wurde, beendete die Herrschaft von Johann Heinrichs Familie über die Grafschaft und auch seine Ehe mit Margarete, für die sich zumindest ein Naheverhältnis zu einigen am ersten Aufstand beteiligten Tiroler Adligen nachweisen lässt.<ref name ="margue42"/> Bereits am 28. Jänner 1342 bestätigte ihr neuer Ehemann, [[w:Ludwig V. (Bayern)|Herzog Ludwig (V.) von Baiern]], Markgraf von Brandenburg ("''Ludwig der Brandenburger''") die später als Landesfreiheiten bezeichneten Privilegien aller damals bereits an der Landherrschaft in der Grafschaft Tirol beteiligten Personengruppen.<ref name ="margue43">vgl. Michel Margue: ''Die Erbtochter, der fremde Fürst und die Stände''. "Internationale" Heiraten als Mittel der Machtpolitik im Spannungsfeld zwischen Hausmacht und Land. In: [[w:Michel Pauly|Michel Pauly]] (Hrsg.): Die Erbtochter, der fremde Fürst und das Land.'' Die Ehe von Johann dem Blinden und Elisabeth von Böhmen in vergleichender europäischer Perspektive. Colloque international organisé par le musée d’histoire de la ville de Luxembourg et l’université du Luxembourg les 30 septembre et 1er octobre 2010 à Luxembourg (= Publications du CLUDEM, 38). Cludem, Luxemburg, 2013. ISBN 2-919979-28-0. S. 43</ref> | Im April 1340 erhoben sich Teile des Adels gegen Johann Heinrich und seinen Bruder. Diese Erhebung wurde jedoch durch Markgraf Karl niedergeschlagen. Erst ein zweiter Aufstand Anfang November 1341, der vom Kaiser unterstützt wurde, beendete die Herrschaft von Johann Heinrichs Familie über die Grafschaft und auch seine Ehe mit Margarete, für die sich zumindest ein Naheverhältnis zu einigen am ersten Aufstand beteiligten Tiroler Adligen nachweisen lässt.<ref name ="margue42"/> Bereits am 28. Jänner 1342 bestätigte ihr neuer Ehemann, [[w:Ludwig V. (Bayern)|Herzog Ludwig (V.) von Baiern]], Markgraf von Brandenburg ("''Ludwig der Brandenburger''") die später als Landesfreiheiten bezeichneten Privilegien aller damals bereits an der Landherrschaft in der Grafschaft Tirol beteiligten Personengruppen.<ref name ="margue43">vgl. Michel Margue: ''Die Erbtochter, der fremde Fürst und die Stände''. "Internationale" Heiraten als Mittel der Machtpolitik im Spannungsfeld zwischen Hausmacht und Land. In: [[w:Michel Pauly|Michel Pauly]] (Hrsg.): Die Erbtochter, der fremde Fürst und das Land.'' Die Ehe von Johann dem Blinden und Elisabeth von Böhmen in vergleichender europäischer Perspektive. Colloque international organisé par le musée d’histoire de la ville de Luxembourg et l’université du Luxembourg les 30 septembre et 1er octobre 2010 à Luxembourg (= Publications du CLUDEM, 38). Cludem, Luxemburg, 2013. ISBN 2-919979-28-0. S. 43</ref> |
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