Ulrich Sild: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Sild ulrich 1930s.png|mini|hochkant|Ulrich Sild]]
[[Datei:Sild_ulrich_1930s.png|mini|hochkant|Ulrich „Uli“ Sild, um 1935]]
'''Ulrich Sild''' (* [[4. Juni]] [[1911]] in [[Wien]]; † [[9. Mai]] [[1937]] am [[w:Hochschwab|Hochschwab]] in der [[Steiermark]]), genannt „Uli“, war ein österreichischer Bergsteiger.
[[Datei:Ulrich sild juist.jpg|mini|hochkant|Ulrich „Uli“ Sild beim [[w:Feldhockey|Feldhockey]] am [[w:Nordsee|Nordsee]]strand auf der [[w:Ostfriesische Inseln|ostfriesischen Insel]] [[w:Juist|Juist]], um 1928]]
[[Datei:Schiffsmast schule am meer juist.jpg|mini|hochkant|„Uli“ Sild (sitzend, 2. von links) auf dem Gelände der ''[[w:Schule am Meer|Schule am Meer]]'' auf [[w:Juist|Juist]] mit Schulleiter [[w:Martin Luserke|Martin Luserke]] (stehend, 2. von rechts), 1929]]
[[Datei:Buehnenhalle_schule_am_meer.jpg|mini|hochkant|Uli Sild für ein Theaterstück kostümiert, leicht links der Bildmitte, mit freiem Oberkörper, Halskette und Stirnband, 1930/31]]
[[Datei:Martin luserke buehnenhalle schule am meer juist.jpg|mini|hochkant|Ulrich Sild (links) und Schulleiter [[w:Martin Luserke|Martin Luserke]] (Mitte) auf den Stufen der [[w:Theaterhalle der Schule am Meer|Bühnenhalle der ''Schule am Meer'']], 1931]]
[[Datei:Schule am Meer Abiturienten 1931.png|mini|hochkant|Abschlussjahrgang 1931: Uli Sild (stehend, 2. von links), auf dem Dach der [[w:Theaterhalle der Schule am Meer|schuleigenen Theaterhalle]], März 1931]]
[[Datei:Sild ulrich mountain 1930s.png|mini|hochkant|Ulrich „Uli“ Sild in den Bergen, um 1935]]
{{Bilderwunsch|hier|Bild der Grabstelle auf dem Jedleseer Friedhof gesucht, Position siehe: [https://www.friedhoefewien.at/grabsuche_de Grabstelle Sild, Ulrich], Wien, Friedhof Jedlesee, Gruppe 9, Reihe 13, Nr. 1}}
'''Ulrich Sild''' (* [[4. Juni]] [[1911]] in [[Wien]]; † [[9. Mai]] [[1937]] am [[w:Hochschwab|Hochschwab]] in der [[Steiermark]]), genannt „Uli“, war ein österreichischer Student der [[w:Rechtswissenschaft|Rechtswissenschaften]] (cand. iur.), [[w:Bergsteiger|Bergsteiger]] und [[w:Skifahrer|Skifahrer]].


== Familie ==
== Familie ==
Uli Sild war ein Abkömmling der bekannten österreichischen Bergsteigerfamilien Sild und von Ficker. Er war der älteste Sohn von [[w:Cenzi von Ficker|Cenzi Sild]] (1878–1956), geborene von Ficker, und ihres Ehemanns [[w:Hans Sild|Hannes Sild]], der als Rechtsanwalt in Wien wirkte. Seine jüngeren Brüder waren Hans Henning und [[w:Meinhart Sild|Meinhart Sild]]. Uli Silds Großvater war der westfälische Rechtshistoriker [[w:Julius von Ficker|Johann Kaspar Julius Ficker Ritter von Feldhaus]] (1826–1902), der an der [[w:Universität Innsbruck|Universität Innsbruck]] lehrte.
Uli Sild war ein Abkömmling der bekannten österreichischen Bergsteigerfamilien Sild und von Ficker. Er war der älteste Sohn von [[w:Cenzi von Ficker|Cenzi Sild]] (1878–1956), geborene von Ficker, und ihres Ehemanns Hans Sild († 15. November 1937), der als [[w:Promotion (Doktor)|promovierter]] Rechtsanwalt in Wien wirkte.<ref>Für Ulrich Silds Vater ist dessen Vorname in unterschiedlichen Varianten überliefert: Hans, Hanns, Hannes. Im Wiener Adressbuch von 1930 ist er als JDr. Hans Sild verzeichnet. Zitiert nach: [https://www.digital.wienbibliothek.at/periodical/pageview/197585 Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger, 1930, Band 1, S. 1524, 1. Spalte], auf: wienbibliothek.at</ref> Seine jüngeren Brüder waren Hans Henning Sild (vermisst/† 1941) und Meinhart Sild († 26. Mai 1944). Letzterer wirkte ab 1938 als persönlicher Referent von [[w:Arthur Seyß-Inquart|Arthur Seyß-Inquart]] für den ''[[w:Deutscher Alpenverein|Deutschen Alpenverein]]''. Uli Silds Großvater war der westfälische Rechtshistoriker [[w:Julius von Ficker|Johann Kaspar Julius Ficker Ritter von Feldhaus]] (1826–1902), der an der [[w:Universität Innsbruck|Universität Innsbruck]] lehrte.<ref>[https://www.deutsche-biographie.de/sfz16008.html ''Ficker, Johann Julius Kaspar von'']. In: Deutsche Biographie, auf: deutsche-biographie.de</ref>


== Leben ==
== Fragmente eines kurzen Lebens ==
Zu Beginn des [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] siedelte Uli Sild mit seiner Mutter von Wien auf einen Bauernhof bei Innsbruck um, als der Vater mit dem 1. Regiment der [[w:K.u.k. Kaiserjäger|Tiroler Kaiserjäger]] an die Front ging.
Zu Beginn des [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] siedelte Uli Sild mit seiner Mutter von Wien auf einen Bauernhof bei Innsbruck um, als der Vater mit dem 1. Regiment der [[w:K.u.k. Kaiserjäger|Tiroler Kaiserjäger]] an die Front ging.<ref name="Nachruf">Rudolf Schwarzgruber: ''Uli Sild''. In: ''Österreichische Alpenzeitung'', Folge 1182, Juni 1937, S. 142–144.</ref>


Nach Kriegsende begleitete der Siebenjährige bereits beide Eltern zum Bergsteigen auf den [[w:Habicht (Berg)|Habicht]] in den [[w:Stubaier Alpen|Stubaier Alpen]], die [[w:Serles|Serles]] zwischen [[w:Stubaital|Stubaital]] und [[w:Wipptal|Wipptal]], ins [[w:Birkkarspitze|Birkkar]] und auf die [[w:Lamsenspitze|Lamsenspitze]] im [[w:Karwendel|Karwendel]]. Im Alter von 9 Jahren zog er mit seinen Eltern wieder nach Wien, wo er im [[Floridsdorf|21. Bezirk]] das [[w:Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Franklinstraße 21|21er Gymnasium]] besuchte. Den Bergen blieb er dennoch verbunden und führte als Fünfzehnjähriger eine Gruppe von 15 bergsteigerischen Anfängern auf den Polinik und den Mittagskogel.
Nach Kriegsende begleitete der Siebenjährige bereits beide Eltern zum Bergsteigen auf den [[w:Habicht (Berg)|Habicht]] in den [[w:Stubaier Alpen|Stubaier Alpen]], die [[w:Serles|Serles]] zwischen [[w:Stubaital|Stubaital]] und [[w:Wipptal|Wipptal]], ins [[w:Birkkarspitze|Birkkar]] und auf die [[w:Lamsenspitze|Lamsenspitze]] im [[w:Karwendel|Karwendel]]. Im Alter von 9 Jahren zog er mit seinen Eltern wieder nach Wien, wo er im [[Floridsdorf|21. Bezirk]] das [[w:Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Franklinstraße 21|21er Gymnasium]] besuchte. Den Bergen blieb er dennoch verbunden und führte als Fünfzehnjähriger eine Gruppe von 15 bergsteigerischen Anfängern auf den Polinik und den Mittagskogel (beide Bezeichnungen unspezifiziert, daher nicht eindeutig zuzuordnen).<ref name="Nachruf" />


Als gesundheitliche Einschränkung machte ihm in diesem Alter ein [[w:Bronchialasthma|Bronchialasthma]] zu schaffen. Seine Eltern schulten ihn deshalb auf eine [[w:Freiluftschule|Freiluftschule]] an der [[w:Nordsee|Nordsee]] um, um von dem dort herrschenden [[w:Reizklima|Reizklima]] profitieren zu können. Ab Ostern 1927 besuchte er die [[w:Reformpädagogik|reformpädagogische]] [[w:Schule am Meer|Schule am Meer]] auf der Insel [[w:Juist|Juist]], ein von [[w:Martin Luserke|Martin Luserke]] geführtes musisch, sportlich und handwerklich geprägtes [[w:Landerziehungsheim|Landerziehungsheim]]. Nachdem Uli im Sommer 1929 mit seinen Eltern Bergwanderungen in die [[w:Sextner Rotwand|Sextner Rotwand]] und die [[w:Kleine Zinne|Kleine Zinne]] unternommen hatte, führte er im Herbst 1929 Schulkameraden auf den [[w:Triglav|Triglav]] in den [[w:Julische Alpen|Julischen Alpen]] und auf die [[w:Große Zinne|Große Zinne]] in den [[w:Sextner Dolomiten|Sextner Dolomiten]].<ref>Uli Sild: ''Bericht über unsere Skiwochen in Radstadt'', in: Stiftung Schule am Meer (Hrsg.): ''Blätter der Außengemeinde der Schule am Meer Juist (Nordsee)'', 8. Rundbrief, April 1931, S. 16–20.</ref>
Als gesundheitliche Einschränkung machte ihm in diesem Alter ein [[w:Bronchialasthma|Bronchialasthma]] zu schaffen. Seine Eltern ermöglichten ihm deshalb den Besuch einer privaten [[w:Freiluftschule|Freiluftschule]] im [[w:Freistaat Preußen|Freistaat Preußen]]. Auf der zwischen [[w:Wattenmeer|Wattenmeer]] und [[w:Nordsee|Nordsee]] gelegenen [[w:Sandbank|Sandbank]] [[w:Juist|Juist]] sollte er von dem dort herrschenden [[w:Reizklima|Reizklima]] profitieren.<ref name="Nachruf" /> Ab dem 14. Juli 1927 besuchte er die Untersekunda (UII; Jahrgangsstufe 10) des [[w:Reformpädagogik|reformpädagogischen]] [[w:Landerziehungsheim|Landerziehungsheims]] [[w:Schule am Meer|Schule am Meer]],<ref name="SaM-Schülerbuch83">Schülerbuch der ''Schule am Meer'', Blatt 83 (Ulrich Sild, Sohn des Rechtsanwaltes Dr. Hans Sild, Wien). In: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Handschriftenabteilung, Signatur Cb 37.</ref> das von [[w:Martin Luserke|Martin Luserke]] geleitet wurde.


Nach seiner bestandenen [[w:Reifezeugnis|Reifeprüfung]] im Jahr 1931<ref>Logbuch der Schule am Meer Juist, Eintrag vom 13. März 1931.</ref> kehrte er von der Insel Juist nach Österreich zurück und schrieb sich an der [[w:Universität Innsbruck|Universität Innsbruck]] für das Fach [[w:Rechtswissenschaften|Rechtswissenschaften]] ein,<ref name="AlpArchiv">[http://www.historisches-alpenarchiv.org/data/dokumente/main/27/00130098_m.pdf Historisches Alpenarchiv der Alpenvereine in Deutschland, Österreich und Südtirol], Personenmappe Uli Sild, Signatur: DAV PER 1 SG/2041/0 (PDF-Datei; 859 KB), auf: historisches-alpenarchiv.org, abgerufen am 15. November 2017.</ref> soll jedoch auch an der ''Alma Mater Rudolphina Vindobonensis'' in Wien studiert haben.<ref name="SalzbVolksbl">[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19370511&query=%22Uli+Sild%22~2&ref=anno-search&seite=8 ''Der Tod Mittelholzers'']. In: ''Salzburger Volksblatt'', 67. Jg., Folge 106, 11. Mai 1937, S. 8–9.</ref> Das Bergsteigen setzte er währenddessen fort. Als Student betätigte er sich als Förderer der ''Schule am Meer'',<ref>[[w:Stiftung Schule am Meer|Stiftung Schule am Meer]] (Hrsg.): ''Blätter der Außengemeinde der Schule am Meer Juist (Nordsee)'', 9. Rundbrief, August 1931, S. 19.</ref> während sein Vater zu deren Vertrauensleuten zählte und in Wien Eltern potenzieller Privatschüler über dieses Landschulheim informierte und beriet.<ref>Stiftung Schule am Meer (Hrsg.): ''Blätter der Außengemeinde der Schule am Meer Juist (Nordsee)'', 9. Rundbrief, August 1931, S. 20.</ref>
In diesem Internat waren – vom deutschen Erziehungswissenschaftler [[w:Ulrich Schwerdt|Ulrich Schwerdt]] als bis heute vorbildlich bezeichnet – der wissenschaftliche, künstlerische und sportliche Unterricht gleichberechtigt,<ref>[Prof. Dr.] Ulrich Schwerdt: ''Martin Luserke (1880–1968). Reformpädagogik im Spannungsfeld von pädagogischer Innovation und kulturkritischer Ideologie – Eine biographische Rekonstruktion''. Dissertation Universität Paderborn 1992; Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main u. a. 1993. ISBN 3-6314-6119-4, S. 378–385.</ref> nahezu täglich ergänzt durch handwerkliche und gartenbauliche Aktivitäten.


Während seines Studiums organisierte und führte er für die ''Schule am Meer'' während der Weihnachtsferien eine Skifreizeit für aktuelle und ehemalige Schüler. Dabei übernahm er auch die Funktion eines Skilehrers. Die Gruppen-Skiwanderungen führten vom 3. bis 17. Jänner 1932 durch die [[w:Schladminger Tauern|Schladminger Tauern]] in Tagestouren auf das Sauschneiderhörndl (1.500 m), den Rostbrandl (1.791 m), das Grieskareck (1.939 m) oder mehrtägig zum Seekarhaus (1.800 m), von dem aus mehrere Gipfel bis zu einer Höhe von 2.450 m Höhe gemeinsam bestiegen wurden.<ref>Wilhelm Lienau: ''Unser diesjähriger Skikurs in Radstadt'', in: Stiftung Schule am Meer (Hrsg.): ''Blätter der Außengemeinde der Schule am Meer Juist'', 11. Rundbrief, März 1932, S. 15–16.</ref>
Zu Uli Silds Lehrern zählten dort neben Luserke u. a. [[w:Rudolf Aeschlimann|Rudolf Aeschlimann]], [[w:Fritz Hafner|Fritz Hafner]], [[w:Walter Jockisch|Walter Jockisch]], [[w:Friedrich Könekamp|Friedrich Könekamp]], [[w:Heinrich Meyer (Literaturhistoriker)|Heinrich Meyer]], [[w:Paul Reiner|Paul Reiner]], [[w:Günther Rönnebeck|Günther Rönnebeck]], [[w:Kurt Sydow|Kurt Sydow]] und [[w:Eduard Zuckmayer|Eduard Zuckmayer]].


Vierzehn Tage vor seiner letzten akademischen Prüfung stürzte Uli Sild, „die Zierde und Hoffnung des jüngeren Bergsteigertums“,<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tan&datum=19370515&query=%22Uli%22+%22SIld%22&ref=anno-search&seite=8 ''Winterschlußabend des Alpenvereins'']. In: ''Tiroler Anzeiger'', 30. Jg., Nr. 110, 15. Mai 1937, S. 8.</ref> 25-jährig als Führer einer Bergtour in der als schwierig geltenden Südwestwand<ref>''Uli Sild'', in: Österreichische Alpenzeitung, Folge 1182, Juni 1937, S. 142–145.</ref> der Stangenwand der [[w:Hochschwabgruppe|Hochschwabgruppe]] in der Steiermark ab,<ref name="FestschriftAkad">{{ANNO|otz|||1938|52|50 Jahre Akademische Sektion Wien des Deutschen Alpenvereins 1887–1937|anno-plus=ja|HERVORHEBUNG=Sild}}</ref> zusammen mit seiner Seilschaft,<ref name="SalzbVolksbl" /> dem schweizerischen Luftfahrtpionier [[w:Walter Mittelholzer|Walter Mittelholzer]] (1894–1937) und Lieselotte Kastner, geborene Lorenz,<ref>{{ANNO|gbf|56|00|1937|10|Berge im Abendlicht|anno-plus=ja|HERVORHEBUNG=Sild}}</ref><ref>{{ANNO|pit|12|05|1937|2|Der Afrikaflieger Walter Mittelholzer abgestürzt|HERVORHEBUNG=Uli+Sild}}</ref> der Tochter des Wiener Chirurgen und Alpinisten [[w:Hans Lorenz (Mediziner)|Hans Lorenz]] (1873–1934). Als Ursache wurde seinerzeit Steinschlag vermutet. Alle drei galten als gute Bergsteiger.<ref name="AlpArchiv" />
Uli Sild war in das ''[[w:Darstellende Spiel|Darstellende Spiel]]'' eingebunden, das an diesem Internat intensiv betrieben wurde, reichsweit Beachtung fand und auch von international bekannten Literatur-, Theater- und Musikkritikern wie [[w:Hans Mayer (Literaturwissenschaftler)|Hans Mayer]] außerordentlich gelobt wurde.<ref>[https://www.epos.uni-osnabrueck.de/books/s/sydk_93/pages/234.htm Prof. Kurt Sydow: ''Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten'']. In: Universität Osnabrück, auf: uni-osnabrueck.de</ref>


Uli Sild wurde nach Wien überführt und dort auf dem [[w:Jedleseer Friedhof|Jedleseer Friedhof]] (Grabnr. 9/13/1) beigesetzt.<ref>{{Verstorbenensuche Wien|Name=Sild Ulrich|historisch=1}}</ref>
Zudem ist überliefert und fotografisch belegt, dass sich Uli Sild beim [[w:Feldhockey|Feldhockey]] engagierte, das dort am weiten Sandstrand betrieben wurde, möglicherweise auch beim winterlichen [[w:Eishockey|Eishockey]] auf dem [[w:Hammersee (Juist)|Hammersee]], der sich in Folge einer [[w:Sturmflut|Sturmflut]] vom November 1930 westlich des Internats gebildet hatte.<ref>Jochen Büsing: ''Im Loog… Die wechselvolle Geschichte des anderen Juister Ortsteils''. Burchana Verlag, Borkum 2010, ohne ISBN, S. 68–69, {{OCLC|838323042}}.</ref>
 
Nachdem Uli Sild im Sommer 1929 mit seinen Eltern Bergwanderungen in die [[w:Sextner Rotwand|Sextner Rotwand]] und die [[w:Kleine Zinne|Kleine Zinne]] unternommen hatte, führte er im Herbst 1929 Schulkameraden auf den [[w:Triglav|Triglav]] in den [[w:Julische Alpen|Julischen Alpen]] und auf die [[w:Große Zinne|Große Zinne]] in den [[w:Sextner Dolomiten|Sextner Dolomiten]]. Darüber berichtete sein rund fünf Jahre jüngerer Mitschüler und Bergkamerad Wilhelm Otto Wolfgang Lienau (* 15. Jänner 1916 in [[w:Białogard|Belgard]], [[w:Westpommern|Westpommern]]), Sohn des Wiener Musikverlegers Wilhelm Lienau (1876–1973).<ref>[https://www.deutsche-biographie.de/sfz51312.html ''Lienau, Wilhelm'']. In: Deutsche Biographie, auf: deutsche-biographie.de</ref> Lienau legte seine Reifeprüfung drei Jahre nach Sild im März 1934 in der ''Schule am Meer'' ab.<ref>Wilhelm Lienau: ''Bericht über unsere Skiwochen in Radstadt''. In: ''[[w:Stiftung Schule am Meer|Stiftung Schule am Meer]] (Hrsg.): ''Blätter der Außengemeinde der Schule am Meer Juist (Nordsee)'', 8. Rundbrief, April 1931, S. 16–20.</ref><ref>Schülerbuch der ''Schule am Meer'', Blatt 120 (Wilhelm Otto Wolfgang Lienau, Sohn des Musikverlegers Wilhelm Lienau, Wien). In: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Handschriftenabteilung, Signatur Cb 37.</ref>
 
Nach seiner mit ''gut'' bestandenen [[w:Reifezeugnis|Reifeprüfung]] ([[w:Matura|Matura]]) im Jahr 1931<ref>Logbuch der Schule am Meer Juist, Eintrag vom 13. März 1931.</ref><ref name="SaM-Schülerbuch83" /> kehrte Sild von der Insel Juist nach Österreich zurück und schrieb sich an der [[w:Universität Innsbruck|Universität Innsbruck]] für das Fach [[w:Rechtswissenschaften|Rechtswissenschaften]] ein,<ref name="Nachruf" /><ref name="AlpArchiv">[https://de1.zetcom-group.de/MpWeb-mpHistorischesAlpenarchiv/attachment/Multimedia/84024/00130098_m.pdf Personenmappe Uli Sild] (PDF-Datei; 859 KB). In: Historisches Alpenarchiv der Alpenvereine in Deutschland, Österreich und Südtirol, Signatur: DAV PER 1 SG/2041/0, auf: historisches-alpenarchiv.org</ref> soll jedoch auch an der ''Alma Mater Rudolphina Vindobonensis'' in Wien studiert haben.<ref name="SalzbVolksbl">[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19370511&query=%22Uli+Sild%22~2&ref=anno-search&seite=8 ''Der Tod Mittelholzers'']. In: ''Salzburger Volksblatt'', 67. Jg., Folge 106, 11. Mai 1937, S. 8–9.</ref> Eine zeitgenössische Quelle gibt von den übrigen abweichend das Studienfach Medizin an.<ref name="WienerTag">[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tag&datum=19370511 ''Flieger Mittelholzer – Ein Opfer der Berge'']. In: ''Der Wiener Tag'', 11. Mai 1937, S. 7.</ref>
 
Als Student engagierte sich Sild als Förderer seines Internats ''Schule am Meer'',<ref>Stiftung Schule am Meer (Hrsg.): ''Blätter der Außengemeinde der Schule am Meer Juist (Nordsee)'', 9. Rundbrief, August 1931, S. 19.</ref> während sein Vater zu dessen Vertrauensleuten zählte und in Wien Eltern potenzieller Privatschüler über dieses [[w:Landerziehungsheim|Landerziehungsheim]] informierte und beriet.<ref>Stiftung Schule am Meer (Hrsg.): ''Blätter der Außengemeinde der Schule am Meer Juist (Nordsee)'', 9. Rundbrief, August 1931, S. 20.</ref> Österreicher und Schweizer waren an diesem Internat sowohl bei Schülern als auch Lehrern keine Ausnahmeerscheinung.
 
Das Bergsteigen setzte er währenddessen fort, so am [[w:Kalkkögel|Kalkkögel]], im [[w:Karwendel|Karwendel]], im [[w:Wilder Kaiser|Wilden Kaiser]] im [[w:Wettersteingebirge|Wettersteingebirge]], in den [[w:Dolomiten|Dolomiten]], am [[w:Dachsteinmassiv|Dachsteinmassiv]], in der [[w:Gosau-Gruppe|Gosau-Gruppe]], in den [[w:Ennstaler Alpen|Ennstaler Alpen]], die Nordwestwand des [[w:Vadret da Roseg|Roseg]], die Begehung der [[w:Piz Badile|Badilekante]], die [[w:Berninagruppe|Bernina-Nordostwand]], die [[w:Bietschhorn|Bietschhorn]]-Nordwestwand, die Breitlauihorn-Nordwand, die Lonzahörner-Nordwand und sämtliche Nordwände der [[w:Hohe Tauern|Hohen Tauern]], dann die Dachstein-Südwand.<ref name="Nachruf" />
 
{{Zitat|Klettereien wollte ich ehrlich machen, nicht hinaufgezogen werden. Ich begann deshalb bei leichten Turen [damalige eingedeutschte Schreibweise] und ging immer als Erster.|Uli Sild, Fahrtenbuch-Eintrag, Sommer 1931<ref name="Loibl">Kurt Loibl: ''Bergfahrten Uli Silds''. In: ''Österreichische Alpenzeitung'', Folge 1182, Juni 1937, S. 144–145</ref>}}
 
Während seines Studiums organisierte und führte er für die ''Schule am Meer'' während der Weihnachtsferien Skifreizeiten für aktuelle und ehemalige Schüler. Dabei übernahm er auch die Funktion eines Skilehrers. Die Gruppen-Skiwanderungen führten beispielsweise vom 3. bis 17. Jänner 1932 durch die [[w:Schladminger Tauern|Schladminger Tauern]] in Tagestouren auf das Sauschneiderhörndl (1500 m), den Rostbrandl (1791 m), das Grieskareck (1939 m) oder mehrtägig zum Seekarhaus (1800 m), von dem aus mehrere Gipfel bis zu einer Höhe von 2450 m Höhe gemeinsam bestiegen wurden.<ref>Wilhelm Lienau: ''Unser diesjähriger Skikurs in Radstadt''. In: ''Stiftung Schule am Meer'' (Hrsg.): ''Blätter der Außengemeinde der Schule am Meer Juist'', 11. Rundbrief, März 1932, S. 15–16.</ref> 1934 wurde Ulrich Sild durch den Alpinisten [[w:Rudolf Schwarzgruber|Rudolf Schwarzgruber]] in das Bergsteigen im Eis eingeführt.<ref name="Loibl" />
 
Vierzehn Tage vor seiner letzten akademischen Prüfung stürzte Ulrich Sild, „die Zierde und Hoffnung des jüngeren Bergsteigertums“,<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tan&datum=19370515&query=%22Uli%22+%22SIld%22&ref=anno-search&seite=8 ''Winterschlußabend des Alpenvereins'']. In: ''Allgemeiner Tiroler Anzeiger'', 30. Jahrg., Nr. 110, 15. Mai 1937, S. 8.</ref> „einer der besten Wiener Bergsteiger“,<ref name="Hoeniger">Paul Hoeniger: [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=std&datum=19370512&seite=3 ''Die Bergtragödie am Hochschwab'']. In: ''Die Stunde'', 12. Mai 1937, S. 3</ref> 25-jährig als Führer einer Bergtour in der als schwierig geltenden Südwestwand<ref>''Uli Sild''. In: ''Österreichische Alpenzeitung'', Folge 1182, Juni 1937, S. 142–145.</ref> der Stangenwand der [[w:Hochschwabgruppe|Hochschwabgruppe]] in der Steiermark über mehrere hundert Meter ab,<ref name="FestschriftAkad">''Uli Sild''. In: ''50 Jahre Akademische Sektion Wien des Deutschen Alpenvereins 1887–1937'' (Festschrift). Zitiert nach: [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=otz&datum=1938&qid=C110A4CR1298ONXK73YZR20DUJ3NI5&size=42&page=52 ''Österreichische Turistenzeitung – Mitteilungen der Sektion Österr. Turistenklub des D. u. Ö.A.V.''], 58. Jg., Folge 1, 15. Jänner 1938, S. 52.</ref> zusammen mit seiner Seilschaft,<ref name="SalzbVolksbl" /> dem schweizerischen Luftfahrtpionier [[w:Walter Mittelholzer|Walter Mittelholzer]] (1894–1937) und Lieselotte Kastner, geborene Lorenz,<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=gbf&datum=19370056&query=((text:Uli+text:SIld))&ref=anno-search&seite=10 ''Berge im Abendlicht'']. In: ''Der Gebirgsfreund'', 48. Jg., Folge 6, 15. Juni 1937, S. 124.</ref><ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=pit&datum=19370512&query=%22Uli+Sild%22~2&ref=anno-search&seite=2 ''Der Afrikaflieger Walter Mittelholzer abgestürzt'']. In: ''Westböhmische Tageszeitung'', 38. Jg., Nr. 110, 12. Mai 1937, S. 2.</ref> der Tochter des Wiener Chirurgen und Alpinisten [[w:Hans Lorenz (Mediziner)|Hans Lorenz]] (1873–1934).<ref name="WienerTag" /> Als Ursache wurde seinerzeit der während der Bergung anhaltende [[w:Steinschlag|Steinschlag]] vermutet,<ref name="Hoeniger" /> der Ulrich Sild ausweislich ärztlicher Einschätzung direkt getroffen und sofort getötet haben soll, während sein Sturz die beiden Nachfolgenden wohl mitriss. Alle drei galten als ausgezeichnete Bergsteiger.<ref>Georg Blab: [http://www.literature.at/viewer.alo?objid=1026206&viewmode=fulltextview&page=224&query=Sild ''Alpine Unfälle 1937'']. In: ''Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins'', Jahrg. 1938, 64. Band, S. 206.</ref><ref name="Hoeniger" /><ref name="AlpArchiv" /><ref name="WienerTag" /><ref>''Mittelholzer von Steinschlag in die Tiefe geworfen''. In: ''Innsbrucker Nachrichten'', 84. Jahrg., Nr. 107, 12. Mai 1937, S. 1.</ref>
 
{{Zitat|Nicht leicht ein Unglück traf uns Bergsteiger schwerer als das Unheil an der Stangenwand im Mai 1937, wo unter den drei Toten ein Bergfreund von so großer Vergangenheit wie Mittelholzer und einer von so großer Zukunft wie Uli Sild sich befanden.|[[w:Walter Flaig|Walther Flaig]]<ref>Walther Flaig: [http://www.literature.at/viewer.alo?objid=1026206&viewmode=fulltextview&page=235&query=Sild ''Walter Mittelholzer, Fliegerabenteuer'']. In: ''Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins'', Jahrg. 1938, 64. Band, S. 217</ref>}}
 
Ulrich Sild wurde nach Wien überführt und dort am 13. Mai 1937 auf dem [[w:Jedleseer Friedhof|Jedleseer Friedhof]] beigesetzt.<ref>{{Verstorbenensuche Wien|Name=Sild Ulrich|historisch=1}}</ref><ref>''Das Begräbnis der Opfer vom Hochschwab''. In: ''Kleine Volks-Zeitung'', 83. Jahrg., Nr. 130, 12. Mai 1937, S. 6</ref><ref>[https://www.friedhoefewien.at/grabsuche_de Grabstelle Sild, Ulrich], Wien, Friedhof Jedlesee, Gruppe 9, Reihe 13, Nr. 1</ref> Sein Vater verstarb nur sechs Monate später im Alter von 57 Jahren.
 
{{Zitat|So bleibst Du mir in Erinnerung, mein Uli: stark und kräftig, ruhig und sicher auf Fels und [[Firn]] und heiter, mit lachenden Augen und Deinem Bubengesicht. Euch allen, die ihr ihn nicht kanntet, euch sage ich: Wir Bergsteiger haben in Uli Sild einen großen Könner und vorbildlichen Menschen verloren.|[[w:Rudolf Schwarzgruber|Rudolf Schwarzgruber]]<ref name="Nachruf" />}}
 
In seinem Fahrtenbuch fand sich ein lose dazwischen gelegtes Blatt, auf dem notiert war: „Es wird immer so sein. Immer wieder werden dräuende [[w:Felswand|Wände]] und leuchtende [[w:Gebirgsgrat|Grate]] zu tollem Wagnis und grenzenlosem Glück rufen und immer wieder werden wir in den Bergen unsere Heimat aufs neue finden“.<ref name="Loibl" />
 
Die deutsche Schriftstellerin [[w:Grete Weil|Grete Weil]] verarbeitete die Eindrücke von ihrer Bergtour mit Ulrich Sild zu ihrer ersten literarischen Arbeit ''Erlebnis einer Reise – Drei Begegnungen''.<ref>Grete Weil: ''Erlebnis einer Reise – Drei Begegnungen''. Nagel + Kimche, Zürich u. a. 1999, ISBN 3-312-00258-3</ref>
 
== Erstbegehungen ==
* 19. Juli 1934 – Erstbegehung [[w:Hochgall|Hochgall]]-Direkte Nordwand, 45°-55°, 450 HM, 3435 m, ([[w:Rieserfernergruppe|Rieserfernergruppe]])
* 27. August 1936 – Erstbegehung [[w:Großvenediger|Großvenediger]]-Nordostrinne, 3674 m ([[w:Vendigergruppe|Venedigergruppe]]); Erstbegehung der Lonzahörner-Nordwand, 3560 m ([[w:Berner Alpen|Berner Alpen]]) mit Gerd Schauer aus [[w:ISny im Allgäu|Isny im Allgäu]]; Zweitbegehung [[w:Bietschhorn|Bietschhorn]]-Nordwestwand, 3934 m ([[w:Walliser Alpen|Walliser Alpen]])<ref>[http://www.alpinwiki.at/portal/navigation/erst-besteiger/erstbesteigerdetail.php?erstbesteiger=14425 ''Sild, Uli''], auf: alpinwiki.at</ref>


== Mitgliedschaften ==
== Mitgliedschaften ==
* Außengemeinde der Schule am Meer, Juist (bis zur Schulschließung 1934)
* Akademische Bergsteiger-Vereinigung, Wien<ref name="SalzbVolksbl" />
* Akademische Bergsteiger-Vereinigung, Wien<ref name="SalzbVolksbl" />
* Akademische Sektion Wien des Deutschen Alpenvereins<ref name="FestschriftAkad" />
* Akademische Sektion Wien des Deutschen Alpenvereins<ref name="FestschriftAkad" />


== Werke ==
== Schriften (Auszug) ==
* ''Bericht über unsere Skiwochen in Radstadt'', in: Stiftung Schule am Meer (Hrsg.): ''Blätter der Außengemeinde der Schule am Meer Juist (Nordsee)'', 8. Rundbrief, April 1931, S. 16–20.
* ''Die [[w:Piz Badile|Badilekante]]''. In: ''Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins'', Jahrg. 1935, Nr. 6, S. 134–137


== Literatur ==
== Literatur ==
* Hans Henning Sild: ''Gewittertag in der Riepenwand-Nordwestwand'' (zum Gedenken an seinen Bruder Uli Sild). In: ''Der Bergsteiger'', 15. Jg., Heft 11, 1937.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=gbf&datum=19370059&query=((text:Uli+text:SIld))&ref=anno-search&seite=19 ''Der Bergsteiger'']. In: ''Der Gebirgsfreund'', 48. Jg., Folge 9, 15. September 1937, S. 177.</ref>
* Wilhelm Lienau: ''Bericht über unsere Skiwochen in Radstadt''. In: Stiftung Schule am Meer (Hrsg.): ''Blätter der Außengemeinde der Schule am Meer Juist (Nordsee)'', 8. Rundbrief, April 1931, S. 16–20
* Hans Henning Sild: ''Gewittertag in der Riepenwand-Nordwestwand'' (zum Gedenken an seinen Bruder Uli Sild). In: ''Der Bergsteiger'', 15. Jg., Heft 11, 1937<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=gbf&datum=19370059&query=((text:Uli+text:SIld))&ref=anno-search&seite=19 ''Der Bergsteiger'']. In: ''Der Gebirgsfreund'', 48. Jg., Folge 9, 15. September 1937, S. 177</ref>
* [[w:Grete Weil|Grete Weil]]: ''Erlebnis einer Reise – Drei Begegnungen''. Nagel + Kimche, Zürich u. a. 1999, ISBN 3-312-00258-3


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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