Amerikawanderung der Burgenländer: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Amerikawanderung der Burgenländer''' war Bestandteil der großen [[w:Auswanderung|Auswanderungsbewegung]], welche in der 2. Hälfte des [[w:19._Jahrhundert|19. Jahrhunderts]] weite Bevölkerungsteile [[w:Europa|Europas]] erfasste.  
Die '''Amerikawanderung der Burgenländer''' war Bestandteil der großen [[w:Auswanderung|Auswanderungsbewegung]], welche in der 2. Hälfte des [[w:19._Jahrhundert|19. Jahrhunderts]] weite Bevölkerungsteile [[w:Europa|Europas]] erfasste.  


== Motive der Auswanderer ==
== Gründe für die Auswanderung ==
Das Burgenland existierte Ende des 19. Jahrhunderts in seiner heutigen Form noch nicht, somit bildeten damals die deutschsprachigen Ortschaften den Westteil verschiedener ungarischer [[w:Komitat|Komitate]]. Sie lagen im Hinterland großer ungarischer Städte wie [[Sopron]] oder [[Steinamanger]]. Die Hauptkommunikations- und Verkehrswege verliefen nicht so wie im modernen Burgenland in Nord-Süd-Richtung sondern in Ost-West-Richtung.  
Das Burgenland existierte Ende des 19. Jahrhunderts in seiner heutigen Form noch nicht, somit bildeten damals die deutschsprachigen Ortschaften den Westteil verschiedener ungarischer [[w:Komitat|Komitate]]. Sie lagen im Hinterland großer ungarischer Städte wie [[Sopron]] oder [[Steinamanger]]. Die Hauptkommunikations- und Verkehrswege verliefen nicht so wie im modernen Burgenland in Nord-Süd-Richtung sondern in Ost-West-Richtung.  


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Dieser fehlende Bezug zu Grund und Boden, die Tatsache, dass die Menschen oft während des ganzen Sommers unterwegs waren, führte zu einer sehr mobilen Bevölkerungsschicht, die es in den anderen österreichischen Bundesländern in dieser Größenordnung nicht gab. Als dann Amerikas Arbeitskräftebedarf hervorgerufen durch die [[w:Industrialisierung|Industrialisierung]] um 1900 sprunghaft anstieg, kam es binnen kurzer Zeit zu einer Massenauswanderung. Die Menschen sahen darin die Chance aus der Abhängigkeit ungarischer [[w:Magnat|Magnaten]] oder den schlechten sozialen Verhältnissen Wiens um die Jahrhundertwende zu entkommen. Interessanterweise spielte bei dieser Entwicklung die Berufsgruppe der Fuhrwerker eine große Rolle, denn sie waren es, welche die Nachricht von der in Innerungarn schon begonnen Auswanderung nach Amerika in die deutschsprachigen westungarischen Dörfer trugen.<ref>Dr. Walter Dujmovits: ''Die Amerikawanderung der Burgenländer'', Verlag Desch-Drexler, Pinkafeld 1992, Seite 22 und 23</ref>
Dieser fehlende Bezug zu Grund und Boden, die Tatsache, dass die Menschen oft während des ganzen Sommers unterwegs waren, führte zu einer sehr mobilen Bevölkerungsschicht, die es in den anderen österreichischen Bundesländern in dieser Größenordnung nicht gab. Als dann Amerikas Arbeitskräftebedarf hervorgerufen durch die [[w:Industrialisierung|Industrialisierung]] um 1900 sprunghaft anstieg, kam es binnen kurzer Zeit zu einer Massenauswanderung. Die Menschen sahen darin die Chance aus der Abhängigkeit ungarischer [[w:Magnat|Magnaten]] oder den schlechten sozialen Verhältnissen Wiens um die Jahrhundertwende zu entkommen. Interessanterweise spielte bei dieser Entwicklung die Berufsgruppe der Fuhrwerker eine große Rolle, denn sie waren es, welche die Nachricht von der in Innerungarn schon begonnen Auswanderung nach Amerika in die deutschsprachigen westungarischen Dörfer trugen.<ref>Dr. Walter Dujmovits: ''Die Amerikawanderung der Burgenländer'', Verlag Desch-Drexler, Pinkafeld 1992, Seite 22 und 23</ref>
Ein weiterer Hauptgrund für die Auswanderung war, dass es in den Dörfern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer Überbevölkerung kam. Das Land befand sich in der Phase des ''demographischen Überganges'', d.h. die Sterberate sank aufgrund verbesserter ärztlicher Versorgung, andererseits war die Geburtenrate aber immer noch sehr hoch wie es für unterentwickelte Gebiete üblich ist. Die Folge war ein enormer Bevölkerungsdruck in den Dörfern, der sich über das Ventil Auswanderung schließlich entladen konnte.<ref>Dr. Walter Dujmovits: ''Die Amerikawanderung der Burgenländer'', Verlag Desch-Drexler, Pinkafeld 1992, Seite 21</ref>
Gefördert wurde die Auswanderung auch durch Erfolgsnachrichten, welche die bereits ausgewanderten Verwandten oder Freunde in ihre burgenländische Heimatdörfer schickten. Manche kamen auch nach einigen Jahren als sogenannte Rückwanderer wieder in ihre alte Heimat zurück und investierten das in Amerika Ersparte in größere Bauernhöfe. Außerdem war in der Zwischenzeit eine richtige Auswanderungsindustrie entstanden. Reedereien stellten immer mehr Dampfschiffe in Betrieb und schickten ihre Agenten in jedes kleine Dorf um Kunden für die Überfahrt zu werben. Durch die Konkurrenz sanken auch die Fahrpreise und so wurde es für die Auswanderungswilligen immer einfacher ihren Traum zu erfüllen.<ref>Dr. Walter Dujmovits: ''Die Amerikawanderung der Burgenländer'', Verlag Desch-Drexler, Pinkafeld 1992, Seite 23 und 24</ref>
Politische oder religiöse Motive stellten hingegen nur in ganz seltenen Ausnahmefällen einen Grund für die burgenländischen Auswanderer dar. Im Lande lebten Deutsche, Ungarn und Kroaten friedlich nebeneinander ebenso Katholiken und Protestanten.<ref>Dr. Walter Dujmovits: ''Die Amerikawanderung der Burgenländer'', Verlag Desch-Drexler, Pinkafeld 1992, Seite 23 und 24</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
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