48.827
Bearbeitungen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Datei:Innsbruck 1 266.jpg|mini|Ernst der Eiserne, einer der ''schwarzen Manda'' in der Innsbrucker Hofkirche]] | [[Datei:Innsbruck 1 266.jpg|mini|Ernst der Eiserne, einer der ''schwarzen Manda'' in der Innsbrucker Hofkirche]] | ||
'''Erzherzog Ernst (I.) von Österreich''' (* um 1377, vermutlich in Bruck an der Mur; † [[1424]], in Bruck an der Mur)<ref>Nach {{Czeike|2|206||Ernst der Eiserne}}, Günther Hödl: ''Habsburg und Österreich 1273-1493'', 1988, S. 157 und Eva Bruckner: ''Formen der Herrschaftsrepräsentation'', 2009, S. 178. Krieger und Brucker geben als Sterbetag den 10. Juni an, Czeike den 15. Juli</ref>, auch '''Ernst von Steier''', '''Ernst von Steiermark''' oder '''Ernst von Innerösterreich''', später '''Ernst der Eiserne''' genannt, herrschte im 14. und 15. Jahrhundert über Teile des heutigen | '''Erzherzog Ernst (I.) von Österreich''' (* um 1377, vermutlich in Bruck an der Mur; † [[1424]], in Bruck an der Mur)<ref>Nach {{Czeike|2|206||Ernst der Eiserne}}, Günther Hödl: ''Habsburg und Österreich 1273-1493'', 1988, S. 157 und Eva Bruckner: ''Formen der Herrschaftsrepräsentation'', 2009, S. 178. Krieger und Brucker geben als Sterbetag den 10. Juni an, Czeike den 15. Juli</ref>, auch '''Ernst von Steier''', '''Ernst von Steiermark''' oder '''Ernst von Innerösterreich''', später '''Ernst der Eiserne''' genannt, herrschte im 14. und 15. Jahrhundert über Teile des heutigen EU-Landes Österreich. Er gilt als der Begründer von [[w:Innerösterreich|"Innerösterreich"]]<ref group="A">Die Bezeichnung Innerösterreich für die Herzogtümer Steier, Kärnten und Krain findet sich erstmals in einem Schreiben von Kaiser Friedrich III. an den Propst von Seckau im Jänner 1447. Offizielle Verwendung fand dieser Begriff aber erst seit 1619, vgl. Günther Hödl: ''Habsburg und Österreich 1273-1493'', 1988, S. 161f.</ref>, wo er die Landesherrschaft ausbaute, in dem er Städte und Klöster förderte und wirtschaftliche Maßnahmen (Eisenverarbeitung, Handel) begünstigte.<ref>vgl. Günther Hödl: ''Habsburg und Österreich 1273-1493'', 1988, S. 156, S. 158 und S. 159f.</ref><ref name ="krieger156">vgl. Karl-Friedrich Krieger: ''Die Habsburger im Mittelalter'', 2004, 156</ref> | ||
== Herkunft und Familie == | == Herkunft und Familie == | ||
Zeile 18: | Zeile 18: | ||
== Herrschaften - Überblick == | == Herrschaften - Überblick == | ||
Ernst der Eiserne war 1402-1406 Mitregent seines älteren Bruders Wilhelm<ref group="A">Die Angaben in der Literatur, in welchen von Wilhelm beherrschten Gebieten, Ernst Mitregent war, sind nicht eindeutig. Relativ gesichert scheint seine Mitregentschaft in den Herzogtümern Kärnten und Krain, zum Herzogtum Steier gibt es widersprüchliche Angaben.</ref>. Nach dessen Tod herrschte er über die folgenden Territorien und Gebiete: | Ernst der Eiserne war 1402-1406 Mitregent seines älteren Bruders Wilhelm<ref group="A">Die Angaben in der Literatur, in welchen von Wilhelm beherrschten Gebieten, Ernst Mitregent war, sind nicht eindeutig. Relativ gesichert scheint seine Mitregentschaft in den Herzogtümern Kärnten und Krain, zum [[Herzogtum Steier]] gibt es widersprüchliche Angaben.</ref>. Nach dessen Tod herrschte er über die folgenden Territorien und Gebiete: | ||
* Seit ca. 1406 über das [[Herzogtum Steier]] und bis 1417 auch über die [[Steyr|Stadt und Herrschaft Steyr]]. | * Seit ca. 1406 über das [[Herzogtum Steier]] und bis 1417 auch über die [[Steyr|Stadt und Herrschaft Steyr]]. | ||
* 1409-1411 gemeinsam mit seinem anderen älteren Bruder Leopold dem Stolzen über das [[Herzogtum Österreich]]<ref group="A">Dieses Herzogtum Österreich, das sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in die Herzogtümer [[w:Oberösterreich|Österreich ob der Enns]] und [[w:Niederösterreich|Österreich unter der Enns]] aufspaltete, wird in der Fachliteratur oft auch als "Donauösterreich" bezeichnet.</ref> als einer der [[w:Vormund|Vormunde]] für seinen Verwandten, [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht (V.) von Österreich]]. | * 1409-1411 gemeinsam mit seinem anderen älteren Bruder Leopold dem Stolzen über das [[Herzogtum Österreich]]<ref group="A">Dieses Herzogtum Österreich, das sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in die Herzogtümer [[w:Oberösterreich|Österreich ob der Enns]] und [[w:Niederösterreich|Österreich unter der Enns]] aufspaltete, wird in der Fachliteratur oft auch als "Donauösterreich" bezeichnet.</ref> als einer der [[w:Vormund|Vormunde]] für seinen Verwandten, [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht (V.) von Österreich]]. | ||
* Seit 1411 neben dem Herzogtum Steier auch über die Herzogtümer [[Herzogtum Kärnten|Kärnten | * Seit 1411 neben dem Herzogtum Steier auch über die Herzogtümer [[Herzogtum Kärnten|Kärnten]] und [[w:Krain|Krain]]<ref group="A">Die Herzogtümer Kärnten und Krain werden gemeinsam mit dem Herzogtum Steier oft unter dem Begriff "Innerösterreich" zusammengefasst. Ernst der Eiserne wird daher in der Fachliteratur oft auch als Herzog von Innerösterreich bezeichnet.</ref>. | ||
* Seit Anfang Juli 1415 in Vertretung für seinen jüngeren Bruder Friedrich (IV.) und dann gemeinsam mit diesem über die [[Grafschaft Tirol | * Seit Anfang Juli 1415 in Vertretung für seinen jüngeren Bruder Friedrich (IV.) und dann gemeinsam mit diesem über die [[Grafschaft Tirol]]<ref group="A">Die tatsächliche Herrschaftsbeteiligung von Ernst dem Eisernen über Tirol und die Vorlande ist nach der Sekundärliteratur unklar. Ernst der Eiserne dürfte sich bereits vor 1415 immer wieder in die dortige Politik eingeschaltet haben. Im Juli 1415 übernahm er (zu Anfang jedenfalls offiziell in Vertretung für seinen jüngeren Bruder Friedrich) aufgrund der Geschehnisse des "Konzils von Konstanz" die Herrschaft über Tirol. Außerdem versuchte er, diese ebenfalls in den [[w:Vorderösterreich|"Vorderen Landen"]] zu übernehmen, was ihm allerdings fast nicht gelang. Der Kampf um die von seiner Familie durch Kauf erworbene Grafschaft Feldkirch, die Sigismund 1415 als vorgebliches Reichsgut verpfändet hatte und die Ernst im Juni 1416 wieder unter die Herrschaft der Herzöge von Österreich brachte, dürfte eine erste Maßnahme zur Wiederherstellung der zu dieser Zeit prekären Herrschaft außerhalb des Arlbergs und des Fernpasses mit militärischen Mitteln gewesen sein. An weiteren solchen Aktionen könnte ihn der Konflikt mit seinem Bruder um die Herrschaft über Tirol nach dessen Rückkehr im Frühjahr 1416 gehindert haben. Entgegen der Bestimmungen des Vertrages von Kropfberg (1416) wurde nach dem Vertrag von Innsbruck (1417) die Herrschaft über die Grafschaft Tirol und über die "Vorderen Lande" offiziell von beiden gemeinsam ausgeübt, wenn gleich der Eindruck entsteht, dass Ernst diese "de facto" wieder zur Gänze seinem Bruder überlassen haben dürfte.</ref>. | ||
Anders als seinen Brüdern Wilhelm und Leopold gelang es Ernst nach dem Tod des Letzteren nicht, die Position des "Seniors" für beide Linien zu behaupten. Seit 1414 führte er offiziell den Titel [[w:Erzherzog|Erzherzog von Österreich]], was von einigen Reichsfürsten anerkannt wurde, obwohl der spätere Kaiser Sigismund und Herzog Albrecht (V.) ihre Zustimmung ausdrücklich verweigerten.<ref>vgl. Monika Schellmann: ''Zur Geschichte von Herzog Ernst des Eisernen (1386/1402-1424)'', S. 202ff.</ref> Ob es Ernst mit dieser Maßnahme nur um eine "Aufwertung" seiner "steirischen" Linie ging oder ob er darüber hinaus eine weitere politische Umsetzung der im [[w:Privilegium maius|Privilegium maius]] postulierten Rechte intendierte, ist in der Forschung bisher nicht geklärt.<ref>vgl. [[w:Klaus Brandstätter|Klaus Brandstätter]]: ''Das Privilegium maius und Herzog Friedrich IV.''. In: Johannes Gießauf - Rainer Murauer - Martin P. Schennach (Hrsg.): ''Päpste, Privilegien und Provinzen''. Beiträge zur Kirchen-, Rechts- und Landesgeschichte. Festschrift für [[w:Werner Maleczek|Werner Maleczek]] zum 65. Geburtstag. (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Ergänzungsband 55) Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010, ISBN 978-3-205-78577-4, S. 48</ref> | Anders als seinen Brüdern Wilhelm und Leopold gelang es Ernst nach dem Tod des Letzteren nicht, die Position des "Seniors" für beide Linien zu behaupten. Seit 1414 führte er offiziell den Titel [[w:Erzherzog|Erzherzog von Österreich]], was von einigen Reichsfürsten anerkannt wurde, obwohl der spätere Kaiser Sigismund und Herzog Albrecht (V.) ihre Zustimmung ausdrücklich verweigerten.<ref>vgl. Monika Schellmann: ''Zur Geschichte von Herzog Ernst des Eisernen (1386/1402-1424)'', S. 202ff.</ref> Ob es Ernst mit dieser Maßnahme nur um eine "Aufwertung" seiner "steirischen" Linie ging oder ob er darüber hinaus eine weitere politische Umsetzung der im [[w:Privilegium maius|Privilegium maius]] postulierten Rechte intendierte, ist in der Forschung bisher nicht geklärt.<ref>vgl. [[w:Klaus Brandstätter|Klaus Brandstätter]]: ''Das Privilegium maius und Herzog Friedrich IV.''. In: Johannes Gießauf - Rainer Murauer - Martin P. Schennach (Hrsg.): ''Päpste, Privilegien und Provinzen''. Beiträge zur Kirchen-, Rechts- und Landesgeschichte. Festschrift für [[w:Werner Maleczek|Werner Maleczek]] zum 65. Geburtstag. (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Ergänzungsband 55) Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010, ISBN 978-3-205-78577-4, S. 48</ref> | ||
Zeile 32: | Zeile 32: | ||
=== Niederösterreich === | === Niederösterreich === | ||
* Nach der "[[Kleine Chronik von Klosterneuburg|Kleinen Klosterneuburger Chronik]]" soll Ernst seinen Cousin [[Albrecht IV. (Österreich)|Albrecht (IV.)]] auf seinen Kriegszug gegen die Stadt [[w:Znaim|Znaim]] im Sommer 1404 begleitet haben.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 109</ref> | * Nach der "[[Kleine Chronik von Klosterneuburg|Kleinen Klosterneuburger Chronik]]" soll Ernst seinen Cousin [[Albrecht IV. (Österreich)|Albrecht (IV.)]] auf seinen Kriegszug gegen die Stadt [[w:Znaim|Znaim]] im Sommer 1404 begleitet haben.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 109</ref> | ||
* 1411-1417 führte Ernst mit dem Adeligen [[Reinprecht II. von Wallsee|Reinprecht (II.) von Wallsee]], der ein Vertrauter von Albrecht V. war, die Wallseer Fehde.<ref name ="Hödl158">vgl. Günther Hödl: ''Habsburg und Österreich 1273-1493'', 1988, S. 158</ref> Von den Auswirkungen dieser Fehde waren besonders zu Beginn auch die Herzogtümer Steier und Kärnten betroffen. Während sich Reinprecht im Herzogtum Österreich behauptete, musste er auf | * 1411-1417 führte Ernst mit dem Adeligen [[Reinprecht II. von Wallsee|Reinprecht (II.) von Wallsee]], der ein Vertrauter von Albrecht V. war, die Wallseer Fehde.<ref name ="Hödl158">vgl. Günther Hödl: ''Habsburg und Österreich 1273-1493'', 1988, S. 158</ref> Von den Auswirkungen dieser Fehde waren besonders zu Beginn auch die Herzogtümer Steier und Kärnten betroffen. Während sich Reinprecht im Herzogtum Österreich behauptete, musste er auf Teile seiner [[w:Lehen|Lehen]] in den von Ernst beherrschten Herzogtümer (besonders in der Krain), die ihm durch Erbschaft zugefallen waren, verzichten.<ref name ="tscherne36">vgl. Werner Tscherne: ''Die frühen Habsburger in der Steiermark'', S. 36</ref> | ||
* Einer seiner Maßnahmen, die er außerhalb der heutigen Republik Österreich setzte, war die Erneuerung der Stadtschule. | * Einer seiner Maßnahmen, die er außerhalb der heutigen Republik Österreich setzte, war die Erneuerung der Stadtschule. | ||
* [[Himberg]]: Die Stadt Himberg dürfte zwischen 1406 und 1411 ein häufiger Aufenthaltsort des späteren Erzherzogs gewesen sein und ein wichtiger Ausgangspunkt für militärische Aktionen.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 116 und 118</ref> | * [[Himberg]]: Die Stadt Himberg dürfte zwischen 1406 und 1411 ein häufiger Aufenthaltsort des späteren Erzherzogs gewesen sein und ein wichtiger Ausgangspunkt für militärische Aktionen.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 116 und 118</ref> |
Bearbeitungen