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Im [[w:Lager Givat Avoda|Lager Givat Avoda]] in Saalfelden warteten Hunderte ''Displaced Persons'' auf eine Möglichkeit, nach Palästina auszuwandern.<ref>Sabine Aschauer-Smolik: ''[http://www.zeitgeschichte-saalfelden.at/texte/fluechtlinge.pdf „Unsere Legitimation war ... die Hoffnung ...“]'', Jüdische Flüchtlinge in Saalfelden 1946 bis 1949, Internetquelle, abgerufen am 9. Juli 2023</ref> [[w:Marko Feingold|Marko Feingold]], der in der Stadt Salzburg lebte und sich darum kümmerte, möglichst viele Juden in Sicherheit zu bringen, schickte stets neue Leute, damit immer wieder neue Fluchtgruppen zusammengestellt werden konnten. Die legalen Wege waren versperrt, denn die Briten trachteten danach, dass nicht weitere Juden in das von ihnen verwaltete [[w:Mandatsgebiet Palästina|Mandatsgebiet Palästina]] gelangen konnten. Als Besatzungsmacht in Österreich kontrollierten sie Kärnten, Steiermark und Osttirol. Gemeinsam mit den französischen Besatzern, denen Nordtirol und Vorarlberg überantwortet war, blockierten sie die Ausreise von Juden mach Italien. Somit blieb für einen Grenzübertritt nur das kleine Stück Staatsgrenze zwischen dem Bundesland Salzburg, welches zur amerikanischen Besatzungszone zählte, und Südtirol. Der Exodus wurde von den Amerikanern stillschweigend geduldet, ebenso von den österreichischen Behörden. Letztlich waren beide erleichtert, einige tausend Juden nicht mehr versorgen zu müssen. | Im [[w:Lager Givat Avoda|Lager Givat Avoda]] in Saalfelden warteten Hunderte ''Displaced Persons'' auf eine Möglichkeit, nach Palästina auszuwandern.<ref>Sabine Aschauer-Smolik: ''[http://www.zeitgeschichte-saalfelden.at/texte/fluechtlinge.pdf „Unsere Legitimation war ... die Hoffnung ...“]'', Jüdische Flüchtlinge in Saalfelden 1946 bis 1949, Internetquelle, abgerufen am 9. Juli 2023</ref> [[w:Marko Feingold|Marko Feingold]], der in der Stadt Salzburg lebte und sich darum kümmerte, möglichst viele Juden in Sicherheit zu bringen, schickte stets neue Leute, damit immer wieder neue Fluchtgruppen zusammengestellt werden konnten. Die legalen Wege waren versperrt, denn die Briten trachteten danach, dass nicht weitere Juden in das von ihnen verwaltete [[w:Mandatsgebiet Palästina|Mandatsgebiet Palästina]] gelangen konnten. Als Besatzungsmacht in Österreich kontrollierten sie Kärnten, Steiermark und Osttirol. Gemeinsam mit den französischen Besatzern, denen Nordtirol und Vorarlberg überantwortet war, blockierten sie die Ausreise von Juden mach Italien. Somit blieb für einen Grenzübertritt nur das kleine Stück Staatsgrenze zwischen dem Bundesland Salzburg, welches zur amerikanischen Besatzungszone zählte, und Südtirol. Der Exodus wurde von den Amerikanern stillschweigend geduldet, ebenso von den österreichischen Behörden. Letztlich waren beide erleichtert, einige tausend Juden nicht mehr versorgen zu müssen. | ||
Es war ein anstrengender und nicht ungefährlicher Anstieg über die Krimmler Tauern, für alte und kranke Menschen kaum zu meistern. Eine Fluchtgruppe bestand aus jeweils 60 bis 280 Personen, viele waren nach dem [[w:Holocaust|Holocaust]] und den Nachkriegspogromen in Polen und Russland ausgemergelt und traumatisiert, sie waren schlecht ausgerüstet, hatten kein passendes Schuhwerk und keine wetterfeste Kleidung, weder Fitness, noch Ausdauer. Insofern war die Erholungspause am Krimmler Tauernhaus, wo die Flüchtenden von der Wirtin [[w:Liesl Geisler-Scharfetter|Liesl Geisler-Scharfetter]] versorgt wurden, von eminenter Bedeutung für den Erfolg der Tauernüberquerer. Viktor Knopf brachte alle unbeschadet über die Berge, auch Kinder, einige ältere Menschen und eine hochschwangere Frau. Säuglinge und Kleinkinder wurden entweder in Schachteln auf dem Rücken oder auf dem Pferdefuhrwerk, welches den Proviant transportierte, mitgenommen.<ref> | Es war ein anstrengender und nicht ungefährlicher Anstieg über die Krimmler Tauern, für alte und kranke Menschen kaum zu meistern. Eine Fluchtgruppe bestand aus jeweils 60 bis 280 Personen, viele waren nach dem [[w:Holocaust|Holocaust]] und den Nachkriegspogromen in Polen und Russland ausgemergelt und traumatisiert, sie waren schlecht ausgerüstet, hatten kein passendes Schuhwerk und keine wetterfeste Kleidung, weder Fitness, noch Ausdauer. Insofern war die Erholungspause am Krimmler Tauernhaus, wo die Flüchtenden von der Wirtin [[w:Liesl Geisler-Scharfetter|Liesl Geisler-Scharfetter]] versorgt wurden, von eminenter Bedeutung für den Erfolg der Tauernüberquerer. Viktor Knopf brachte alle unbeschadet über die Berge, auch Kinder, einige ältere Menschen und eine hochschwangere Frau. Säuglinge und Kleinkinder wurden entweder in Schachteln auf dem Rücken oder auf dem Pferdefuhrwerk, welches den Proviant transportierte, mitgenommen.<ref>Meinbezirk.at: ''[https://www.meinbezirk.at/pinzgau/c-lokales/elisabeth-scharfetter-und-die-krimmler-judenflucht-eine-rueckschau_a1893980 Elisabeth Scharfetter und die Krimmler Judenflucht - eine Rückschau]'', 11. Oktober 2016</ref><ref>[[w:Der Standard|Der Standard]] (Wien): ''[https://www.derstandard.at/story/1577836915455/berg--und-talwaerts-ueber-alle-berge Über alle Berge]'', 25. Juni 2009</ref> Es wurden Woche für Woche zwei oder drei Gruppen über die Berge geführt. Bolec Chojnacki, ebenfalls aus Polen stammend, war Knopfs Co-Bergführer. Das Unternehmen hatte Wetterglück, denn 1947 hatte den „Jahrhundertsommer“ schlechthin. Im 100-Jahre-Vergleich gab es kein anderes Jahr mit derart hohen Temperaturen und mit so wenig Niederschlag.<ref>[[w:Ernst Löschner (Bankmanager)|Ernst Löschner]]: ''[https://alpinepeacecrossing.org/wp-content/uploads/2021/06/8.000er-Essay.pdf Judenflucht über den Krimmler Tauern / 1947 Neue Erkenntnisse: es waren vermutlich 8.000+ Flüchtlinge!]'', abgerufen am 6. Juli 2023</ref> | ||
Die meisten der von Knopf über die Tauern geführten Juden gelangten tatsächlich nach [[w:Haifa|Haifa]]. Sie wurden in Palästina sesshaft, haben sich dort eine Existenz aufbauen können, so Marko Feingold im Interview mit dem [[w:Das Jüdische Echo|Jüdischen Echo]] siebzig Jahre danach.<ref>Das Jüdische Echo: ''[http://juedischesecho.at/interview-70-jahre-juedischer-exodus-ueber-die-tauern/ Interview – 70 Jahre jüdischer Exodus über die Tauern]'', abgerufen am 5. Juli 2023 </ref> | Die meisten der von Knopf über die Tauern geführten Juden gelangten tatsächlich nach [[w:Haifa|Haifa]]. Sie wurden in Palästina sesshaft, haben sich dort eine Existenz aufbauen können, so Marko Feingold im Interview mit dem [[w:Das Jüdische Echo|Jüdischen Echo]] siebzig Jahre danach.<ref>Das Jüdische Echo: ''[http://juedischesecho.at/interview-70-jahre-juedischer-exodus-ueber-die-tauern/ Interview – 70 Jahre jüdischer Exodus über die Tauern]'', abgerufen am 5. Juli 2023 </ref> |