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1533-1575 gehörte Jedlesee der [[w:Sinzendorf (Adelsgeschlecht)|Adelsfamilie von Sinzendorf]], die wegen des Überfuhrprivilegs ("Urfahrsgerechtigkeit"), das inzwischen Teil der Herrschaft Jedlesee war, immer wieder Streitigkeiten mit dem Brückenamt der Stadt Wien<ref group="A">Die Stadt Wien war damals die größte Stadt im [[Herzogtum Österreich]] und gehörte zu dessen [[w:Landstände|Landständen]]. Sie war unter der Herrschaft der [[Babenberger]] seit [[Heinrich II. (Österreich)|Herzog Heinrich (II.)]] ("''Heinrich Jasomirgott''") Sitz des Herzogs von Österreich und gehörte zu den wichtigsten Residenzen der [[Habsburger]]. Im 15. Jahrhundert behauptete Wien sich als Hauptstadt des Herzogtums Österreich "unter der Enns", aber erst im 17. Jahrhundert wurde es die Hauptstadt des "Habsburgerreiches". Bis Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste die Stadt Wien im Wesentlichen jenen Stadtteil, der heute den ersten Bezirk bildet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Wiener Bezirke 2-9. Ende des 19. Jahrhunderts beziehungsweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Bezirke 10-23.</ref> hatte.<ref name="czeike348"/> Zu dieser Zeit hatte die Überfuhr als Einnahmequelle wieder an Bedeutung gewonnen, da die Brücken immer wieder durch Eismassen zerstört wurden. Außerdem hatte der spätere [[Ferdinand I. (HRR)|Kaiser Ferdinand]] († 1564) am 4. Mai 1524 den "Albertinischen Brückenbrief" erneuert, womit die Stadt Wien Anspruch auf die halben Einkünfte aus der Brückenmaut hatten.<ref name="Waltenberger55">vgl. Raimund Waltenberger: ''Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes'', 1970, S. 55</ref> Um 1575 verkauften die Grafen Friedrich und Tiburtius von Sinzendorf, mit Zustimmung ihrer Brüder Hans und Joachim<ref name="Waltenberger56">vgl. Raimund Waltenberger: ''Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes'', 1970, S. 56</ref>, dann Dorf und Gut Jedlesee, das seit spätestens 1573 wieder ein landesfürstliches Lehen war, an das Brückenamt. 1587 wird mit Georg Gerstl erstmals ein Ortsrichter für den Ort Jedlesee genannt.<ref name="czeike348"/> | 1533-1575 gehörte Jedlesee der [[w:Sinzendorf (Adelsgeschlecht)|Adelsfamilie von Sinzendorf]], die wegen des Überfuhrprivilegs ("Urfahrsgerechtigkeit"), das inzwischen Teil der Herrschaft Jedlesee war, immer wieder Streitigkeiten mit dem Brückenamt der Stadt Wien<ref group="A">Die Stadt Wien war damals die größte Stadt im [[Herzogtum Österreich]] und gehörte zu dessen [[w:Landstände|Landständen]]. Sie war unter der Herrschaft der [[Babenberger]] seit [[Heinrich II. (Österreich)|Herzog Heinrich (II.)]] ("''Heinrich Jasomirgott''") Sitz des Herzogs von Österreich und gehörte zu den wichtigsten Residenzen der [[Habsburger]]. Im 15. Jahrhundert behauptete Wien sich als Hauptstadt des Herzogtums Österreich "unter der Enns", aber erst im 17. Jahrhundert wurde es die Hauptstadt des "Habsburgerreiches". Bis Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste die Stadt Wien im Wesentlichen jenen Stadtteil, der heute den ersten Bezirk bildet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Wiener Bezirke 2-9. Ende des 19. Jahrhunderts beziehungsweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden durch Eingemeindung die Bezirke 10-23.</ref> hatte.<ref name="czeike348"/> Zu dieser Zeit hatte die Überfuhr als Einnahmequelle wieder an Bedeutung gewonnen, da die Brücken immer wieder durch Eismassen zerstört wurden. Außerdem hatte der spätere [[Ferdinand I. (HRR)|Kaiser Ferdinand]] († 1564) am 4. Mai 1524 den "Albertinischen Brückenbrief" erneuert, womit die Stadt Wien Anspruch auf die halben Einkünfte aus der Brückenmaut hatten.<ref name="Waltenberger55">vgl. Raimund Waltenberger: ''Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes'', 1970, S. 55</ref> Um 1575 verkauften die Grafen Friedrich und Tiburtius von Sinzendorf, mit Zustimmung ihrer Brüder Hans und Joachim<ref name="Waltenberger56">vgl. Raimund Waltenberger: ''Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes'', 1970, S. 56</ref>, dann Dorf und Gut Jedlesee, das seit spätestens 1573 wieder ein landesfürstliches Lehen war, an das Brückenamt. 1587 wird mit Georg Gerstl erstmals ein Ortsrichter für den Ort Jedlesee genannt.<ref name="czeike348"/> | ||
Die Herrschaft Jedlesee kam 1642 durch Kauf als freies Erbgut in den Besitz von Andre Gurlandt, einem Fähnrich der "Stadtguardia". Unter den zahlreichen weiteren Besitzern, denen Jedlesee danach gehörte, befanden sich Albert Lonqueval [[w:Buquoy|Graf Bouquoy]] (um 1696), dessen Ehefrau Antonia Renata († 1706) die [[Pfarre Jedlesee|Jedleseer Lorettokapelle]] stiftete, und [[w:Anton von Störck|Anton Freiherr von Störck]] († 1803), die sie 1778 in eine Lokalkaplanei umwandeln ließ. Letzterer war der Leibarzt von [[Maria Theresia]] und gründete 1787 die Jedleseer Brauerei. Während der Napoleonischen Kriege war Jedlesee 1805 und 1809 Kriegsschauplatz. Am 13. Mai 1809 kam es in der Schwarzlackenau zu einem Gefecht. Am 1. März 1830 wurde Jedlesee durch ein besonders schweres Hochwasser heimgesucht. Nur den vorausschauenden Maßnahmen von Anton Bosch, dem damals die Jedleseer Brauerei gehörte, war es zu verdanken, dass es wenigstens keine Toten gab. 1841 wurde die Herrschaft Jedlesee von Christian Heinrich Gottfried Plattensteiner, dem auch der Strebersdorf (heute ebenfalls ein Teil des 21. Bezirks) gehörte, mit diesem an das [[Stift Klosterneuburg]] verkauft.<ref name="czeike348"/> | Die Herrschaft Jedlesee kam 1642 durch Kauf als freies Erbgut in den Besitz von Andre Gurlandt, einem Fähnrich der "Stadtguardia". Unter den zahlreichen weiteren Besitzern, denen Jedlesee danach gehörte, befanden sich Albert Lonqueval [[w:Buquoy|Graf Bouquoy]] (um 1696), dessen Ehefrau Antonia Renata († 1706) die [[Pfarre Jedlesee|Jedleseer Lorettokapelle]] stiftete, und [[w:Anton von Störck|Anton Freiherr von Störck]] († 1803), die sie 1778 in eine Lokalkaplanei umwandeln ließ. Letzterer war der Leibarzt von [[Maria Theresia]] und gründete 1787 die Jedleseer Brauerei.<ref name="czeike348"/> Nachdem die Kinder aus Jedlesee gewöhnlich seit 1698 die Pfarrschule in Kagran besucht hatten, erhielt Jedlesee unter ihm aufgrund der allgemeinen Schulordnung vom 6. Dezember 1774 eine eigene Schule, die 1782 erstmals genannt ist. Sie war bis 1839 im herrschaftliche Zinshaus Nr, 93 untergebracht, das gleichzeitig mit dem Benefiziatenhaus als Meßnerwohnung erbaut worden war.<ref>vgl. Raimund Waltenberger: ''Jedlesee - Geschichte der Pfarre und des Ortes'', 1970, S. 119 und S. 120</ref> Während der Napoleonischen Kriege war Jedlesee 1805 und 1809 Kriegsschauplatz. Am 13. Mai 1809 kam es in der Schwarzlackenau zu einem Gefecht. Am 1. März 1830 wurde Jedlesee durch ein besonders schweres Hochwasser heimgesucht. Nur den vorausschauenden Maßnahmen von Anton Bosch, dem damals die Jedleseer Brauerei gehörte, war es zu verdanken, dass es wenigstens keine Toten gab. 1841 wurde die Herrschaft Jedlesee von Christian Heinrich Gottfried Plattensteiner, dem auch der Strebersdorf (heute ebenfalls ein Teil des 21. Bezirks) gehörte, mit diesem an das [[Stift Klosterneuburg]] verkauft.<ref name="czeike348"/> | ||
==Geschichte - die Vorortgemeinde Jedlesee == | ==Geschichte - die Vorortgemeinde Jedlesee == |
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