Jüdische Gemeinde Kobersdorf: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Zitat|''Die Schutzjuden von Kobersdorf:'' Das bedächtige Zügle hält in anmutiger Gegend. Reiche, dichte Waldbestände, im Hintergrund Berge, überragt von der [[w:Burgruine - Landsee|Ruine Landsee]], die sich romantisch gegen den Himmel abhebt. Dann Fußwanderung durch ein blitzblankes, ausgedehntes Dorf mit gepflegten Bauernhäusern. Der Weg durch die Gemeinde [[Weppersdorf]] zieht sich, das Ziel der Wanderung liegt weit drüben im Tale. Ein ländliches Fahrzeug holt mich ein, nimmt mich auf, ein Reisender mit seinen Musterkoffern sitzt bereits oben. Er stammt aus Kobersdorf und so ergeben sich die ersten Beziehungen zu Schicksal und Menschen dieser siebenten und letzten von den ''Schiweh-Khilles'', welche ich besuche. Der Bauer am Kutschbock duzt den jüdischen Kaufmann, den er von Kindesbeinen an kennt und wendet sich - er hat wohl gehört, dass wir über jüdische Dinge sprechen - ganz unvermittelt an mich: "Wir haben immer gut mit den Juden gelebt und die Juden mit uns. Hier gibt es keine Unterschiede." Mein Nachbar will mich aufklären, dass diese heftig vorgebrachte Bemerkung wohl auf die neuen Versuche Bezug hat, Judenhass zu säen und den wirtschaftlichen Boykott zu organisieren. Ich kann ihn leider unterbrechen und auf meinen bisherigen burgenländischen Erfahrungen hinweisen. Ich bin im Bilde. Überall das nämliche Lied von der antisemitischen Beamtenschaft, von den hakenkreuzlerischen Organen der Verwaltungs-, Finanz- und Polizeibehörden. Es ist immer peinlich, wenn die einfachen Leute ihre freundschaftlichen Beziehungen zu den Juden bekräftigen. Solche Beteuerungen sind schon der Keim des Stimmungswechsels und man muss befürchten, dass die Vorstöße der Antisemiten nicht dauernd den Widerstand der nichtjüdischen Bevölkerung finden...}}
{{Zitat|''Die Schutzjuden von Kobersdorf:'' Das bedächtige Zügle hält in anmutiger Gegend. Reiche, dichte Waldbestände, im Hintergrund Berge, überragt von der [[w:Burgruine - Landsee|Ruine Landsee]], die sich romantisch gegen den Himmel abhebt. Dann Fußwanderung durch ein blitzblankes, ausgedehntes Dorf mit gepflegten Bauernhäusern. Der Weg durch die Gemeinde [[Weppersdorf]] zieht sich, das Ziel der Wanderung liegt weit drüben im Tale. Ein ländliches Fahrzeug holt mich ein, nimmt mich auf, ein Reisender mit seinen Musterkoffern sitzt bereits oben. Er stammt aus Kobersdorf und so ergeben sich die ersten Beziehungen zu Schicksal und Menschen dieser siebenten und letzten von den ''Schiweh-Khilles'', welche ich besuche. Der Bauer am Kutschbock duzt den jüdischen Kaufmann, den er von Kindesbeinen an kennt und wendet sich - er hat wohl gehört, dass wir über jüdische Dinge sprechen - ganz unvermittelt an mich: "Wir haben immer gut mit den Juden gelebt und die Juden mit uns. Hier gibt es keine Unterschiede." Mein Nachbar will mich aufklären, dass diese heftig vorgebrachte Bemerkung wohl auf die neuen Versuche Bezug hat, Judenhass zu säen und den wirtschaftlichen Boykott zu organisieren. Ich kann ihn leider unterbrechen und auf meinen bisherigen burgenländischen Erfahrungen hinweisen. Ich bin im Bilde. Überall das nämliche Lied von der antisemitischen Beamtenschaft, von den hakenkreuzlerischen Organen der Verwaltungs-, Finanz- und Polizeibehörden. Es ist immer peinlich, wenn die einfachen Leute ihre freundschaftlichen Beziehungen zu den Juden bekräftigen. Solche Beteuerungen sind schon der Keim des Stimmungswechsels und man muss befürchten, dass die Vorstöße der Antisemiten nicht dauernd den Widerstand der nichtjüdischen Bevölkerung finden...}}
{{Zitat|Aber alle trüben Gedanken verscheucht der freundliche Anblick der gar malerisch gelegenen Kehillah Kobersdorf. Wer den Begriff "Schutzjudentum" schon durch die Siedlung der Juden, also durch Anschauungsunterricht erklärt haben will, lasse sich durch die jämmerliche Bahnverbindung nicht abschrecken und gönne sich den Tagesausflug hierher. Da ist eine uralte Burg mit mächtigen Festungstürmen, ein Rundbau aus dem [[12. Jahrhundert]], ein untersetzter, stämmiger Kraftkerl, tief eingerammt in die Hügellandschaft. Und jenseits des Burggrabens, auf erhöhtem Geländer der Kranz der Judenhäuser, jedes einzelne mit seiner Front der Burg zugewendet. Das altersgraue, bräuende Mauerwerk im Zentrum und der Ring von Judenhäuschen, überragt von der Synagoge und dem Einkehrgasthaus - hier konnten sich die Urgroßväter sich fühlen, hier hatte man sich (für ein tüchtiges Stück Geld natürlich) unmittelbar unter die Obhut des Herren begeben, hier schwebte schützend die eiserne, bewehrte Ritterfaust überm Judendach.}}
{{Zitat|Aber alle trüben Gedanken verscheucht der freundliche Anblick der gar malerisch gelegenen Kehillah Kobersdorf. Wer den Begriff "Schutzjudentum" schon durch die Siedlung der Juden, also durch Anschauungsunterricht erklärt haben will, lasse sich durch die jämmerliche Bahnverbindung nicht abschrecken und gönne sich den Tagesausflug hierher. Da ist eine uralte Burg mit mächtigen Festungstürmen, ein Rundbau aus dem [[12. Jahrhundert]], ein untersetzter, stämmiger Kraftkerl, tief eingerammt in die Hügellandschaft. Und jenseits des Burggrabens, auf erhöhtem Geländer der Kranz der Judenhäuser, jedes einzelne mit seiner Front der Burg zugewendet. Das altersgraue, bräuende Mauerwerk im Zentrum und der Ring von Judenhäuschen, überragt von der Synagoge und dem Einkehrgasthaus - hier konnten sich die Urgroßväter sich fühlen, hier hatte man sich (für ein tüchtiges Stück Geld natürlich) unmittelbar unter die Obhut des Herren begeben, hier schwebte schützend die eiserne, bewehrte Ritterfaust überm Judendach.}}
{{Zitat|Ich trete bei einem der ältesten Kobersdorfer ein. Die Vergangenheit kam beim Anblick der Burg und der um sie gescharten Judenhäuser so nahe, dass ich mich gar nicht wunderte, wenn mir jetzt der Greis vergilbte Dokumente vorzeigt, die er aus dem Schrank holte und welche etwa so lauten: "Schutzbrief, krafft welches Simon Paß, von Kobersdorf gebürtig, als Schutzjud dieser Herrschaft Kobersdorf anerkannt wird." Es folgt in diesem vom Jahre 1819 datierten Schriftstück die genaue Personalbeschreibung des fürstlichen Schutzjuden. Eine feste Burg und weitreichender Schutz! Wenn der Kobersdorfer Jude verreiste, kriegte er einen Pass mit: "...von der hochfürstlichen Esterhazyschen Herrschaft Lackenbach in Nieder-Ungarn reiset Vorzeiger dieses Passes, ein hiesiger Schutzjud aus dem gesunden und von aller Contagion befreyten in der löblichen Ödenburger Gespannschaft liegenden Orte Kobersdorf mit Bewilligung hoher Grundherrschaft von untengesetztem Tage anfangend auf ein halbes Jahr in Handelsgeschäften in die Erbländer..."}}


=== Zerstörung der Gemeinde 1938 ===
=== Zerstörung der Gemeinde 1938 ===
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