Stammersdorfer Männergesangsverein

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Der Stammersdorfer Männergesangverein wurde im Jänner 1890 vom Lehrer Carl Brunner in der damaligen niederösterreichischen Gemeinde Stammersdorf, heute eine Katastralgemeinde des 21.Wiener Gemeindesbezirks gegründet.

Vereingeschichte

Gründung und erste Blütezeit

Nach seiner Gründung im Jahr 1890 entwickelte sich der Verein rasch zu einer festen Institution in der Gemeinde. Bereits im Jänner 1891 fand das erste Konzert statt, zu dem der Bürgermeister und Gastwirt Johann Pitka ein bis heute erhaltenes Trinkhorn stiftete. Die Vereinsfahne wurde 1895 von den Ehrenbürgern Theresia und Johann Weber gestiftet.

Bis 1914 wuchs der Chor auf 30 Sänger an, doch mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges kam die Vereinstätigkeit vorübergehend zum Erliegen. In der schwierigen Nachkriegszeit erlebte der Verein eine zweite Blütezeit und trat regelmäßig auf. Besondere Höhepunkte waren gemeinsame Konzerte mit benachbarten Männergesangvereinen und die Teilnahme am Sängerbundfest 1928, an dem rund 200.000 Sänger teilnahmen.

Krisen und Wiederbelebung

Die 1930er Jahre brachten politische Differenzen und eine schwere Vereinskrise. Mit der NS-Zeit wurde die Vereinstätigkeit eingestellt. Erst 1949 wurde der Männergesangsvereinn neu gegründet, wobei ein Aufruf an alle Männer – unabhängig von Alter, Stand oder politischer Gesinnung – großen Anklang fand. Bereits 1950 konnte der Verein wieder regelmäßige Auftritte organisieren.

In den 1960er Jahren setzte der Verein auf regelmäßige Konzerte und Sängerreisen, erlebte jedoch 1968 erneut eine Krise. Dank des Einsatzes der verbliebenen Mitglieder konnte der Chor gerettet werden. Mit neuen Kooperationen, etwa mit anderen Männergesangsvereinen, sowie durch das Engagement von Chorleiter Herbert Lazarus erlangte der Männergesangsverein neue Stabilität.

Entwicklung ab den 1970er Jahren

Ab 1975 fanden regelmäßige Konzerte und Veranstaltungen wie der Sängerball, die Stiftungsmesse und Weihnachtskonzerte statt. Der Verein nahm auch an internationalen Veranstaltungen teil und präsentierte Werke, die speziell für ihn komponiert wurden. In den 1980er Jahren engagierte sich der Männergesangsvereinin karitativen Projekten, etwa durch die Unterstützung von Kirchenrenovierungen.

Seit den 1990er Jahren werden Probenseminare zur Steigerung der Qualität abgehalten. Zahlreiche Sängerreisen und Chorfreundschaften bereicherten das Vereinsleben. Unter der Leitung von namhaften Chorleitern wie Yasunori Okumura und Gerhard Eidher entwickelte sich der Verein zu einem kulturellen Aushängeschild.

Gegenwart

Der Stammersdorfer MGV ist heute der letzte Männergesangverein im nördlichen Wien und eine bedeutende kulturelle Institution. Mit seinen Konzerten, Rundfunk- und Fernsehauftritten sowie sozialen Aktivitäten trägt der Chor zur kulturellen und sozialen Gemeinschaft in Stammersdorf und darüber hinaus bei.

Berühmte Mitglieder

Der Verein war in seiner Geschichte Heimat und Wirkungsstätte vieler Persönlichkeiten:

  • Karl Brunner (1867-1955), Gründungsmitglied und erster Chormeister, dessen Engagement die Basis für den Erfolg des Vereins legte.
  • Albert Skala (1827–1896), Gemeindearzt und eines der ersten Ehrenmitglieder, der den Verein finanziell und ideell unterstützte.
  • Michael Haas: Ehrenvorstand und eine treibende Kraft hinter dem Wiederaufbau nach dem Ersten Weltkrieg.
  • Josef Weiland (1882–1961), Heimatdichter und Ehrenmitglied ab 1934, dessen Gedichte die Geschichte des Vereins literarisch begleiteten.
  • Thomas Salomon: Chorleiter und treibende Kraft bei der Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg.
  • Franz Dattler (1896–1973), Ehrenvorstand in den 1950er-Jahren, der maßgeblich zur Modernisierung des Vereins beitrug.
  • Friedrich Marnhart (1830–1903), Oberlehrer und Ehrenmitglied seit Gründung
  • Moritz Heeg (1826-1903)[1], Pfarrer von Stammersdorf[2]
  • Anton Maximilian Matz (1811–1880), Pfarrer von Stammersdorf und Ehrenmitglied seit Gründung
  • Anton Moretti (1824–1900), Ehrenmitglied seit Gründung
  • Johann Weber (1839–1909, Ehrenmitglied ab 1896
  • Leopold Nekowitsch (1871–1925), Gemeindearzt und Ehrenmitglied ab 1922

Chorleiter

  • Karl Brunner (18.11.1890–29.4.1950)
  • Adolfs Sachs (1950–1958)
  • Dir. Eduard Winkler (15.1.1959–31.1.1972)
  • Prof. Herbert Lazarus (12.1.1973–20.12.1980)
  • Prof. Joseph Maschkan (16.1.1981–11.8.1989)
  • Prof. Günther Kress (1990–1991)
  • Erke Duit (1991–1994)
  • Mag. Günter Knotzinger (1995–2005)
  • Michael Schnack (2006–2009)
  • Yasunori Okumura (2010–2011)
  • Gerhard Eidher seit 2012

Literatur

  • Festschrift 125 Jahre Stammmersdorfer Männergesangverein 1890 – 2015 [1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Personalnachrichten. In: Correspondenz-Blatt für den Katholischen/katholischen Clerus Oesterreichs / Korrespondenzblatt für den Katholischen Klerus (Österreichs), 25. November 1903, S. 22 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ckk
  2. Stammersdorf (Generalsversammlung). In: Floridsdorfer Zeitung. Organ für die Interessen der vereinigten Gemeinden Donaufeld, Floridsdorf, Groß-Jedlersdorf und Jedlesee / Floridsdorfer Zeitung. Organ für die Interessen der Groß-Gemeinde Floridsdorf und des Marchfeldes / Floridsdorfer Zeitung. Organ für die Interessen der politischen Bezirke Floridsdorf und Korneuburg / Floridsdorfer Zeitung. Organ für die deutsche, freiheitlich gesinnte Bevölkerung des Marchfeldes / Floridsdorfer Zeitung. Organ für die deutsche, freisinnige Bevölkerung des Marchfeldes / Floridsdorfer Zeitung. Volkswirtschaftliches Organ für den XXI. Wiener Gemeindebezirk und das gesamte Marchfeld, 4. März 1899, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/fdz