Wallfahrtskirche Mauer

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Die Wallfahrtskirche "Maria am Anger - heute

Die Wallfahrtskirche "Maria am Anger" (ursprünglich Maria am grünen Anger) ist für ihren gotischen Flügelaltar bekannt, der aus dem Mittelalter stammt. Sie gehört heute zur Gemeinde Dunkelsteinerwald und wird vom Stift Göttweig betreut. Die Kirche ist außerdem die Pfarrkirche der Pfarre Mauer bei Melk und steht gemeinsam mit ihren Friedhof unter Denkmalschutz.

Lage

Die Wallfahrtskirche "Maria am Anger" ist der "Maria Geburt" geweiht und befindet sich in Mauer bei Melk, das heute eine Kastralgemeinde der Gemeinde Dunkelsteinerwald ist.

Das Bauwerk

Das Sakramentshäuschen (1506)

Die Kirche "Maria am Anger" ist eine römisch-katholische Pfarrkirche, eine Wallfahrtskirche und eine Friedhofskirche. Sie ist eine unvollendete, spätgotische Kirche, was auch optisch an ihrer "unruhigen" äußeren Form sichtbar wird. Nach ihrer Stiftung wurde sie mehrmals umgebaut, wobei die Vorgängerbauten stückweise erhalten blieben, dann aber wurden die Bauarbeiten vor 1500 endgültig eingestellt.[1] Nach einem Hinweis in der "Vita Altmanni" dürfte die ursprüngliche Kirche ein Holzbau gewesen sein, der nicht erhalten ist. Die beiden Seitenschiffe wurde um 1300 gebaut.[2]

Die Kirche war im 15. und 16. Jahrhundert die Grablege der Ritterfamilie Enenkel von Albrechtsberg. Hier fand Georg Enenkel ("der Ältere") († um 1415) seine letzte Ruhestätte, dessen Grabplatte erhalten blieb, auf der er als Kirchengründer bezeichnet wird.[3]

Aus dem späten 15. Jahrhundert sind der Chor und die Sakristei, mit denen das nördliche Seitenschiff verlängert wurde. In dieser letzten Bauphase dürfte auch der spätgotische Turm erbaut worden sein. Vermutet wird, dass die Reformation einen weiteren Ausbau der Kirche, die bereits damals zum Stift Göttweig gehörte, verhindert hat, da das Dorf Mauer zu dieser Zeit einer evangelischen Familie gehörte. In der Barockzeit wurde die Ausstattung der Kirche erneuert.[2]

Die Kirche hat einen barocken Hochaltar, dessen Mittelpunkt das Gnadenbild einer Marienstatue aus dem 14. Jahrhundert ist. Ein weiteres Juwel ist das schlanke, hochgezogene Sakramentshäuschen aus dem Jahr 1506, das als eines der vollendetsten Werke der auslaufenden Gotik in Österreich gilt.[4] Der eigentliche Anziehungspunkt in der Kirche ist allerdings der Flügelaltar aus Lindenholz, der bis 1756 ihr Kirche war[3]. Es handelt sich um einen Schnitzaltar aus Lindenholz, der Szenen aus dem Marienleben zeigt und als Werk eines namentlich nicht bekannten Holzbildhauers gilt. Geschaffen wurde er um 1500/1525 geschaffen wurde. Heute ist er der an der hinteren Wand des Hauptschiffes aufgestellt.[1]

Geschichte

Mauer - der hölzerne Flügelaltar von Mauer bei Melk

Die Kirche, die bereits im Mittelalter eine Pfarrkirche war, wurde um 1098 von der Grafenfamilie der Formbacher gegründet.[1] Sie war zunächst eine Eigenkirche dieser Familie, ehe sie um 1110 von Graf Hermann von Radlberg dem Stift Göttweig übergeben wurde[A 1].[5] 1124 wurde urkundlich bestätigt, dass die Kirche der Heiligen Maria geweiht war.[2] Im 15. Jahrhundert war es die auf der Burg Albrechtsberg ansässige Ritterfamilie Enenkel, die den Kirchenbau zunächst wesentlich förderten und die Kirche zu ihrer Grablege machten.[3]

Im 16. Jahrhundert verlor die Pfarrkirche von Mauer als Wallfahrtskirche durch die Reformation an Bedeutung, nachdem die Besitzer der Grundherrschaft Albrechtsberg lutherisch geworden waren. 1579 gab es in Mauer einen evangelischen Pfarrer. Ende des 16. Jahrhunderts kam die Vogtei über die Kirche an die Herrschaft Wolfstein, doch blieb die Pfarre bis heute dem Stift Göttweig inkorporiert.[3]

Die Kirche "Maria am Anger" in Legende und Sage

Nach einer Legende, die allerdings nicht urkundlich belegt ist, gilt Mauer als Sterbeort des Heiligen Gothalm, für dessen Heiligsprechung die "Vita Gotthalmi" verfasst wurde. Nach dieser war Gothalm ein Diener des Heiligen Koloman, der um 1017/18 ins heutige Niederösterreich reiste, um das Grab seines Herrn in Melk zu besuchen. Auf der Reise dorthin starb er in Mauer vor Trauer und Erschöpfung. Nachdem sich an seinem Grab Wunder ereigneten, wurde sein Leichnam ins Stift Melk überführt und er dort bei seinem Herrn beigesetzt.[2]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Gerhard Floßmann: Dunkelsteinerwald - von Aggstein bis Göttweig" (= Niederösterreichische Kulturwege. H. 7). St. Pölten, 2008. ISBN 978-3-901635-20-5, S. 10
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 vgl. Geschichte, Website der Pfarre Mauer bei Melk, abgerufen am 15. September 2025
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 vgl. Wallfahrtskirche Mauer in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich) abgerufen am 15. September 2025
  4. vgl. Gerhard Floßmann: Dunkelsteinerwald - von Aggstein bis Göttweig" (= Niederösterreichische Kulturwege. H. 7). St. Pölten, 2008. ISBN 978-3-901635-20-5, S. 11
  5. vgl. Maximilian Weltin: Landesfürst und Adel - Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 242

Anmerkungen

  1. Nach der Datenbank zur Geschichte des Landes Niederösterreich war es ein Graf Dietrich von Formbach, der die Kirche dem Stift Göttweig schenkte. Vgl. Mauer bei Melk, GedächtnisDesLandes.AT, abgerufen am 15. September 2025
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