Reinprecht I. von Wallsee

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Reinprecht (I.) von Wallsee oder Walsee (* im 13. Jahrhundert, nach 1290; † im 14. Jahrhundert, um 1360/61) war ein einflussreicher Adeliger des Herzogtums Österreich. Er war Hauptmann zu Enns und gegen Ende seines Lebens Burggraf und Hauptmann zu Steyr. Unter seinen drei Söhnen erreichte die Familie den Höhepunkt ihrer Macht. Mit ihnen begründete er die Nebenlinie Wallsee-Enns-Seuseneck.

Herkunft und Familie

Reinprecht (I.) von Wallsee stammte aus einer in der Reichslandschaft Schwaben ansässigen Ministerialenfamilie[A 1], die sich Ende des 13. Jahrhunderts in den Herzogtümern Österreich und Steier niederließ. Er war einer der beiden jüngeren Söhne von Heinrich (I.) von Wallsee zu Enns († 1326) aus dessen Ehe mit Elsbet von Starhemberg († im März 1326).[1]

Reinprecht (I.) von Wallsee war mehrmals verheiratet und hatte aus seiner ersten und seiner zweiten Ehe Kinder.[2]:

∞ in vermutlich in 1. Ehe um 1333 mit Elsbeth († 1344), Erbtochter von Truchsess Christian von Lengenbach[3]
  • Elsbet von Wallsee-Enns ∞ (Eheschließung spätestens 1451) mit Konrad von Pottendorf
  • Agnes von Wallsee-Enns († 14. Mai 1402)
∞ in 2. Ehe um 1350 mit Elsbet von Starhemberg († um / nach 1361, genannt bis 1358)

Leben

Im Februar 1325 gelobten Reinprecht (I.) von Wallsee zu Enns und sein Bruder Friedrich (II.) Herzog Leopold (I.) von Österreich ("Leopold dem Glorwürdigen") ihm alle ihre Burgen in der Reichslandschaft Schwaben offen zu halten und ihre Teilnahme an militärischen Unternehmungen.[6] Nach dem Tod seines Vaters († 1326) übernahm Reinprechts älterer Bruder Heinrich (II.) von Wallsee die "Hauptmannschaft zu Enns, den elterlichen Besitz verwalteten er, Reinprecht und Friedrich zunächst gemeinsam. 1327 beteiligten sich die Brüder an einer kriegerischen Auseinandersetzung mit dem ungarischen König. Als am 21. September 1328 in Bruck an der Leitha Frieden geschlossen wurde, waren sie ebenfalls dort anwesend. Sie gehörten zu jenen Familienmitgliedern der Wallseer, die im Februar 1331 die gesamten schwäbischen Besitzungen der Familie an die Herzöge von Österreich (Habsburger) verkauften beziehungsweise gegen Besitzungen in den Herzogtümern Österreich und Steier tauschten. Bei der Teilung der durch diesen Tausch erworbenen landesfürstlichen Pfandschaften erhielten die Brüder gemeinsam mit ihrem Cousin Eberhard (III.) von Wallsee zu Linz die große Pfandschaft Wachsenberg (heute Teil der Gemeinde Oberneukirchen) mit Ottensheim. 1339 kauften die Brüder von Dietrich von Weißenperg "dem Älteren" Besitzungen (Eigenbesitz und Lehen) zwischen Enns und Traun.[7] Zwischen 1333 und 1344 erwarben die Brüder Anteile und schließlich die gesamte Pfandschaft Ort (heute Teil der Gemeinde Gmunden), wobei es ihnen gelang, sie zur Hälfte (inklusive das dazugehörige Landgericht) als "freies Eigen" zu erhalten. 1335 kauften sie von der Familie der Polheimer die Herrschaft Scharnstein, 1341 außerdem Besitz in den Pfarren Viechtwang (heute Teil der Gemeinde Scharnstein) und Pettenbach. Durch weitere Käufe in der Umgebung des Traunsees und im Almtal konnten sie diesen Besitz arrondieren.[8] Im heutigen Niederösterreich erwarben die Brüder die Vogtei über Güter des Stiftes Göttweih (Göttweig?). 1348 kauften sie die Vogtei über die Untertanen des Hochstiftes Bamberg in der Hofmark Haag. Außerdem gelangten sie in den Besitz von Eisneinsdorf, einem Lehen des Hochstiftes Passau.[9]

Im Jänner 1350 teilten Reinprecht (I.) und sein Bruder Friedrich (II.) ihren Eigen- und Lehensbesitz. Dabei erhielt Reinprecht (I.) die Herrschaft Scharnstein, die Feste Seuseneck, nach welcher sich seine Söhne benannten, und das Gut zu und bei Enns. Die Pfandschaften Wachsenberg mit Ottensheim und Freistadt mit dem Machland wurden zunächst noch gemeinsam verwaltet und erst nach dem Tod von Friedrich (II.) zwischen Reinprecht (I.) und dessen Söhnen geteilt. Im Juni 1356 wurde die Pfandschaft Freistadt, die seit 1290 im Besitz der Familie der Wallseer gewesen war, geteilt, wenig später aber von Jans von Traun abgelöst. Bei der Teilung der Pfandschaft Wachsenberg im Juli 1356 erhielt Reinprecht (I.) Wachsenberg und den größten Teil seines Urbars mit Ottensheim, während die Feste Ottensheim weiterhin gemeinsam verwaltet wurde. Reinprecht (I.) dürfte auch die Pfandschaft Peilstein und die Klostervogtei von Seitenstetten behalten haben.[10]

Durch seine erste Ehefrau gelangte Reinprecht (I.) in den Besitz der Herrschaft Viehofen als Lehen des Hochstiftes Passau. Auch die Feste Purkersdorf, welche die Eheleute um 1333 an Herzog Albrecht (II.) von Österreich ("Albrecht dem Lahmen") verkauften, dürfte ursprünglich im Besitz ihrer Familie gewesen sein. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau erbte Reinprecht (I.) die Herrschaften Reinsberg (heute Teil der Gemeinde Reinsberg) und Erneck (Teil der Gemeinde Steinakirchen am Forst), die ihr Vater vom Stift Regensburg zu Lehen gehabt hatte, und weitere Güter. Diese Besitzungen kamen später an seine beiden Töchter aus seiner ersten Ehe, ein Teil wurde von ihnen beziehungsweise ihren Familien an die Zelkinger verkauft.[11] Nach der Güterteilung von 1350 arrondierte Reinprecht (I.) außerdem durch den Ankauf von Gütern zu Blumau, Talern und "St. Georgen auf dem Ipsfelde" seine Herrschaft Seuseneck, während er etwa Zeitgleich das Gut zu Eizendorf im Machland 1358 an das Stift Baumgartenberg verkaufte.[12] 1358 kaufte er von Leutold von Pottendorf die Feste Hoheneck (heute Teil der Gemeinde Hafnerbach), ein landesfürstliches Lehen, zu dem auch Zehente des Hochstiftes Passau gehörten.[13]

Von Herzog Albrecht (II.) "dem Lahmen" wurde Reinprecht (I.) für Verdienste bereits 1329 die Donaufeste Spielberg (heute Teil der Gemeinde Langenstein) als "Leibgedinge"[A 2] verliehen. Allerdings löste der Herzog vor 1345 die Pfandschaft Enns mit Hilfe der Bürgerschaft der Stadt Enns aus, womit Reinprecht auch die Hauptmannschaft zu Enns verlorenging. Er und sein Bruder Friedrich behielten aber zahlreiche bei und in Enns gelegene Liegenschaften und Güter. Dieser waren zum Teil an Bürger der Stadt Enns verliehen, was immer wieder zu langwierigen Streitigkeiten zwischen diesen und den Walseern wegen der Abgaben führte.[7] Seit 1350 war Reinprecht herzoglicher Verweser zu Krems. 1358 war er einer der Räte von Herzog Rudolf (IV.) "dem Stifter" und um 1359 außerdem "Pfleger und Verweser" der im Herzogtum Österreich gelegenen Gütern der Burggrafen von Nürnberg. 1359 wurde er außerdem Burggraf der Stadt Steyr und 1360/61 auch Hauptmann zu Steyr.[3]

Nach dem Tod von Heinrich (II.) von Wallsee († 26. Juli 1334) übernahm Reinpecht (I.) von ihm die "Hauptmannschaft zu Enns". Die Besitzungen wurden von ihm und Friedrich (II.) auch weiterhin gemeinsam verwaltet. Im Juni 1360 traten überließen die Brüder außerdem die Feste Mühlheim der Witwe Alheid von Aichheim als Pfandschaft für ihr "Wittum" und ihre "Heimsteuer". Sie war inzwischen eine neue Ehe mit dem Adeligen Rudolf von Liechtenstein zu Murau "dem Jüngeren" eingegangen. In den Jahren danach waren sie als Inhaber der Pfandschaft Freistadt in kriegerische Auseinandersetzungen mit dem böhmischen König beziehungsweise dem dortigen Adel verstrickt. Es scheint aber, dass sie an der großen Fehde um 1351/52 zwischen Adeligen des Herzogtums Österreich und dem böhmischen Königreich trotz oder wegen bestehender Verwandtschaft nicht aktiv beteiligt waren.[7]

Literatur

  • Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906
  • Karel Hruza: Die Herren von Wallsee. Geschichte eines schwäbisch-österreichischen Adelsgeschlechts (1171–1331) (= Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs. Bd. 18). OÖLA, Linz, 1995. ISBN 3-900-31360-1. Siehe Register

Einzelnachweise

  1. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, siehe Stammtafeln
  2. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 68f., siehe dazu auch die Stammtafeln
  3. 3,0 3,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 67
  4. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 74
  5. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 77
  6. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 64
  7. 7,0 7,1 7,2 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 67
  8. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 70
  9. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 70f.
  10. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 71
  11. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 72
  12. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 72f.
  13. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 73

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  2. Ein "Leibgeding" war ein Besitztum, dessen Nutzung einer Person für die Dauer ihres Lebens übertragen wurde.