Brunsttobelbrücke
Die Brunsttobelbrücke (auch: Brunstobelbrücke) verbindet die Gemeinden Doren und Krumbach in Vorarlberg und überbrückt die Weißach.
Lage
bis 1938
Die alte Brunsttobelbrücke (ehemalige Rainprugg) stand etwa bei Gewässerkilometer (GwKm) 6,78 der Weißach
47.5001669.919873. Die Weißach befindet sich hier auf etwa 539 m ü. A.
ab 1938 bis 1948
Die neue Brunsttobelbrücke (Stahlbrücke) wurde rund 140 Meter Luftlinie flussaufwärts von der alten Brunsttobelbrücke, etwa bei GwKm 6,92 der Weißach, ab 1937 erbaut
47.5010629.918784 Die Weißach befindet sich hier auf etwa 539 m ü. A. Dadurch konnte erreicht werden, dass die bisher steilen Zufahrtsrampen entfielen. Diese Brücke wurde am 30. April 1945 gesprengt.
ab 1948 bis 2015
1948 wurde wiederum eine Stahlbrücke an derselben Stelle errichtet, wie die 1945 gesprengte.
ab 2015
Die heute bestehende Brunsttobelbrücke (Nr. L 004 006) an der Vorderwälder Straße (L 4) wurde 2013 bis 2015 errichtet, ein paar Meter flussaufwärts der bisherigen Stahlbrücke (etwa GwKm 6,93). Die Weißach befindet sich hier auf etwa 539 m ü. A. Für die neue Brücke wurden 100 Meter von jedem Ufer entfernt neue Zufahrtsrampen geschaffen. Die bisherigen Zufahrtsrampen wurden teilweise renaturiert. Durch die Verlegung des Standortes der neuen Brücke konnte während der Bauzeit die bisherige Brücke weiterbenützt werden.
Geschichte
Nachdem der Amtmann und Richter Johann Georg Vögel die Rainprugg 1792 eigenmächtig flussaufwärts zur Brunst verschieben hatte lassen, bestand hier ein erster Übergang über die Weißach.[1]
Die Erhaltungskosten wurden von den Gemeinden Sulzberg und Krumbach mit 4/5 zu 1/5 getragen (Konkurrenzbrücke). Nach 1847 von der Gemeinden Doren[2] und Krumbach je zur Hälfte. Fast jedes Jahr war an der Brücke bzw. an den Vorbrücken Reparaturarbeiten erforderlich, weil das Gelände (insbesondere zur Zwing) instabil war und die Brücke bei Hochwasser umspült wurde.
1866/1867 wurde die Straße im Moos zur Brunsttobelbrücke neu angelegt, um einen bisher bestehende Steigung zu umfahren. Dadurch erhielt die Straße nun ein gleichmäßiges Gefälle von etwa 13%.[3]
Im Juni 1926 kam es wieder zu Bodenbewegungen auf der Straße zur Brücke und es entstanden Risse uund Setzungen bis zu 35 cm. Es war zeitweise unsicher, ob nicht die Brückenpfeiler ebenfalls durch die Bodenbewegungen in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Die Brücke musste am 15. Juni 1926 für den öffentlichen Fuhrwerksverkehr zeitweise gesperrt werden.[4]
Da die Brücke in einem geologisch unruhigen Gelände errichtet wurde, wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine neue Brücke angedacht. Diese sollte in einem geraden Weg und ohne in das Tobel hinabzuführen den Übergang erlauben. 1933 bis 1938 wurde die Straße Moos – Hochbrücke Brunst vom freiwilligen Arbeitsdienst (FAD) ausgebaut.[5] 1935 bis 1937 wurden vom Arbeitsdienst Sicherungsarbeiten durchgeführt und die Zufahrtsrampen, Pendelpfeilern sowie Widerlager erstellt. 1938 wurde das eigentliche Brückenbauwerk gebaut und am 18. November 1938 war – bis auf die Fahrbahnplatte – die Brücke fertiggestellt. Für den am 14. Februar 1937 beim Bau der Brücke tödlich verunglückten Josef Ottendorfer wurde ein Gedenkstein errichtet.
Wegen des Zweiten Weltkriegs wurde die Brücke nur provisorisch freigegeben bis 12 Tonnen Fahrzeuggewicht (die Fahrbahnplatte wurde provisorisch aus Holzbohlen hergestellt).
Von Fahl über Doren zur Brunst wurde 1941 die Straße zur Landesstraße I. Ordnung (Nr. 12) und ab 1969 zur Landesstraße Nr. 4.[5]
Die Brücke wurde am 30. April 1945 um etwa 16.30 Uhr, kurz vor dem Einmarsch französischer Truppen in Vorarlberg, von Nationalsozialisten gesprengt. Teile der gesprengten Brücke wurden für den Bau der Langeneggertobelbrücke verwendet.
1948 wurde mit dem Bau einer neuen Brücke begonnen und am 16. Oktober 1949 erfolgte die feierliche Einweihung. Die Kosten beliefen sich auf rund 900.000 Schilling und wurden vom Land Vorarlberg bezahlt.
1978 erfolgte eine Sanierung der Gehwege, die zugleich auf 1,1 Meter verbreitert wurden.[1][6][7]
Technische Daten
bis 1938
Die 1792 von Johann Georg Vögel eigenmächtig abgebrochene „Rainprugg“ und flussaufwärts an die Brunst gezogene Brücke besteht seit diesem Jahr an dieser Stelle. Es war eine dreijochige gedeckte Holzbrücke mit einer Länge von 26,5 Meter und auf Krumbacher Seite einer kleinen Vorbrücke.[1] Innen war die Brücke etwa 1,9 Meter breit und hatte eine Lichte von 2,4 Meter.
Durch die Hochwasserkatastrophe im Juni 1910, die in ganz Vorarlberg schwere Schäden verursachte, wurde die Brücke stark beschädigt. Im Rahmen des Landes-Elementar-Bauprogramms konnten die Schäden behoben werden. Diese Brücke wurde vom NS-Hilfsdienst am 20. Juli 1940 abgebrochen.[8][9][10][11][12][13]
ab 1938 bis 1948
Die 1935 bis 1938 gebaute Brunsttobelbrücke wurde als Stahlträgerbrücke ausgeführt und hatte eine Länge von 116 Metern und überbrückt die Weißach in etwa 40 Metern Höhe. Die Brücke wurde von der Fa. Waagner-Biro aus Graz gebaut. Die Doppel-T-Träger trugen eine nur rund fünf Meter breite Fahrbahn. Darunter befanden sich zwei 35 Meter hohe Pendelrahmen aus Stahl. Das Gesamtgewicht der Brücke betrug etwa 206 Tonnen.[1][9]
Nach der Sprengung der Brücke am 30. April 1945 wurde ein Notsteg für Fußgänger und für den Viehtrieb unterhalb der bisherigen Brücke errichtet.[7][10][14]
ab 1948 bis 2015
Die 1948/1949 neu gebaute Brücke wurde ebenfalls von der Fa. Waagner-Biro gebaut. Die vorhandenen Pendelstützen konnten teilweise wiederverwendet werden. Die Brückenfahrbahn mit 5,5 Meter und zwei 0,75 Meter breite Gehwege wurde von der Fa. Rhomberg aus Bregenz gebaut. Die Tragfähigkeit wurde auf 20 Tonnen/Fahrzeug beschränkt.[6][9][15][16][17] Am 16. Oktober 1949 wurde die Brücke feierlich eröffnet.[7][18][19] Die Brücke wurde im Sommer und Herbst 2015 abgebrochen.[20]
ab 2015
Nachdem sich bei einer Brückenuntersuchung herausgestellt hatte, dass eine Sanierung der bisherigen Brücke nicht sinnvoll war, wurde der Neubau einer Stahlbeton-Balkenbrücke ein paar Meter weiter flussaufwärts beschlossen.[9]
Die Spannweiten betragen 38 m, 51 m und 38 m (Gesamtlänge: 127 m). Der Tragwerksquerschnitt hat variable Höhen. Zwei Meter in der Feldmitte und 3,5 m an den Pfeilern. Die Gesamtbreite der Brücke beträgt 10,5 Meter. Die Gesamtkosten betrugen 5,3 Millionen Euro. Am 12. Juli 2015 wurde die neue Brücke eröffnet.[20]
Geologie und Gefährdung
Die Brücke steht, vor allem auf der Dorener Seite, in einem geologisch unruhigen Gelände.[6]
Es besteht an dieser Stelle eine erhebliche Hochwassergefährdung, und eine Überflutung des seitlichen Geländes und der Brückenfundamente ist bei 30-jährlichem Hochwasser möglich. Ebenfalls besteht eine mittlere bis hohe Gefährdung durch Rutschungen. Die Brücke steht Erdbebenzone (ÖNORM EN 1998-1) 1 (Grad VI, leichte Gebäudeschäden möglich).[21]
Weblinks
Brunsttobelbrücke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Stefan Hertnagel: “Wege und Stege im Norden des Bregenzerwaldes“ in Vorarlberger Volksblatt vom 18. April 1950, S. 5.
- ↑ Die Gemeinde Doren wurde erst 1847 von Sulzberg politisch abgetrennt.
- ↑ Doren 1847 – 1997, herausgegeben von der Gemeinde Doren, Doren 1997, S. 32.
- ↑ Vorarlberger Volksblatt vom 18. Juni 1926, S. 6.
- ↑ 5,0 5,1 Doren 1847 – 1997, herausgegeben von der Gemeinde Doren, Doren 1997, S. 33.
- ↑ 6,0 6,1 6,2 Doren 1847 – 1997, herausgegeben von der Gemeinde Doren, Doren 1997, S. 57 f.
- ↑ 7,0 7,1 7,2 “Brückenbau – niemals wieder Zerstörung!“ in Vorarlberger Volksblatt vom 17. Oktober 1949, S. 3.
- ↑ Vorarlberger Volksblatt vom 25. Oktober 1910.
- ↑ 9,0 9,1 9,2 9,3 1792 Brücke im Brunsttobel, Webseite: feuerwehr-doren.at, abgerufen am 29. Oktober 2025.
- ↑ 10,0 10,1 Blank, Konrad: Die Brücken über das Brunsttobel zwischen Doren und Krumbach. In: Bregenzerwald-Heft, 2016, S. 130–137.
- ↑ Vogt, Werner: Aus den Aufzeichnungen des Sulzbergischen Landammannes Johann Georg Vögel. In: Bregenzerwald-Heft, 1998, S. 44.
- ↑ Die Wasserkatastrophe in Vorarlberg im Jahr 1910, Webseite: wiki.imwalgau.at, abgerufen am 28. Oktober 2025.
- ↑ Jahrbuch des Vorarlberger Museumsvereines, Bregenz, Webseite: digishelf.de, abgerufen am 29. Oktober 2025.
- ↑ Böhler, Hermann und Herburger, Anton: Das Kriegsende in Doren vor 60 Jahren. In: s'Dorer Blättle, Heft 1/2005, S. 19–30.
- ↑ Vorarlberger Nachrichten vom 25. März 1948, S. 2.
- ↑ “Die Brunstobelbrücke vor der Fertigstellung“ in Vorarlberger Nachrichten vom 22. September 1949, S. 2.
- ↑ Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt vom 10. Februar 1931, S. 4.
- ↑ Vorarlberger Volksblatt vom 17. Oktober 1949, S. 3.
- ↑ Klagenfurter Zeitung vom 22. Oktober 1949, S. 2.
- ↑ 20,0 20,1 Der Bau der Brunsttobelbrücke, Webseite: youtube.com, abgerufen am 13. Dezember 2025.
- ↑ Abfrage lt. Natural Hazard Overview and Risk Assessment Austria (HORA) vom 17. Dezember 2025.
47.5011239.918641Koordinaten: 47° 30′ 4″ N, 9° 55′ 7″ O