Hohe Zwing
Die Hohe Zwing bildet die nordöstlichste Grenze des Kleinen Walsertals in Vorarlberg zu Deutschland. Im Vorarlberger Geographischen Informationssystem wird die Hohe Zwing als Berg bezeichnet. In der Nähe bestanden während des Dreißigjährigen Krieges und den Franzosenkriegen Verteidigungsbauwerke (Schanzen).
Name
Die Walser besiedelten die Gegend um Lech, Warth, Hochkrumbach, Schröcken, das Kleinwalsertal und viele Örtlichkeiten im Walgau im Mittelalter. Die Walser sprachen deutsch, während im Walgau bis ins Alpenrheintal noch vielfach rätoromanische Dialekte gesprochen wurde.
Im älteren deutsch bis ins frühneuhochdeutsche hatte Zwing (twing) noch die Bedeutung von „lebendig“. Erst später im Sinne von Zwang / Gewalt bzw. zwingen.
In weiterer Folge bedeutete Zwing auch, dass die Nutzung einer Fläche in bestimmter Hinsicht gesperrt oder vollständig untersagt ist und dann auch, dass bestimmte Hoheitsrechte / Herrschaftsgewalt über einen rechtlichen Verfügungsbezirk bestehen (vgl. z. B. Zwinghof).[1]
Die Breitachklamm wurde früher als die „große Zwing“ bezeichnet und teilweise auch in vordere, mittlere und hintere Enge eingeteilt.[2][3]
Nur als Zwing wird auch die Engstelle über die Breitachklamm bezeichnet, an welcher sich der Zwingsteg befindet.
Lage
Die Hohe Zwing (etwa 905 m ü. A.) liegt am Ausgang der Breitachklamm auf österreichischem Hoheitsgebiet, wo die Breitach[4] mit dem Schanztobelbach[5] zusammenfließt und bildet gleichzeitig den nordöstlichste Zipfel bzw. den Beginn des Kleinwalsertals in der Gemeinde Mittelberg.
Dieser Grenzpunkt ist auch im Franziszeischer Kataster, ein Liegenschaftskataster, der von 1810 bis 1870 erstellt wurde (nicht aber im Negrelli-Plan) enthalten.
Der heutige Grenzübergang Walserschanz (auf etwa 910 m ü. A.) ist rund 290 Meter in südöstlicher Richtung entfernt. Riezlern liegt im Südwesten rund 4500 Meter Luftlinie entfernt, Oberstdorf im Nordosten rund sechs Kilometer. Etwa 500 Meter Luftlinie nordwestlich befindet sich die denkmalgeschützte Alphütte Hintere Enge Berg[6], die bereits 1646 als Jagdhütte vermerkt wurde und um 1850 letztmalig umgebaut wurde. Der Engenkopf befindet sich rund 750 Meter Luftlinie im Nordwesten.
Geschichte
Als 1632 in Oberstdorf durch Kampfhandlungen während des Dreißigjährigen Kriegs (1618 bis 1648) von schwedischen Truppen 50 Häuser in Brand gesteckt und Viehherden gestohlen wurden[7], warfen die Walser mit Zustimmung von Graf von Königsegg-Rothenfels von der Enge bis zum Söller (Alpe Söller) Schanzen auf und wehrten die Anstürme der Schweden an Pfingsten 1632, 1633, 1642 und 1647 erfolgreich ab. Mit dem Bau der ersten Schanzen in diesem Bereich der Enge entstand auch der erste Zwingsteg.
Die Umgebung der Breitachklamm / Hohen Zwing war für die Menschen damals Angst einflößend. Es wurde von Gespenstern unten in der etwa 80 Meter tiefer befindlichen Breitacklamm (große Zwing) berichtet. Auch gab es Erzählungen über einen hier verborgenen Schatz.[8][9][10]
Zwingsteg
Der erste Zwingsteg entstand als primitiver Holzsteg an einer Engstelle am oberen Ende der Breitachklamm. Dieser Steg wurde immer wieder erneuert und von Einheimischen benutzt. Bei Händlern sei der Steg beliebt gewesen, weil sie hier am deutsch/österreichischen Zollamt an der Walserschanz vorbei schmuggeln konnten. Nach Pfarrer Stützle war der alte Steg 1848 ein „elender“, nur etwa 3 Fuß breit (etwa 90 cm) und aus zwei Längen Holz gefertigt und durch ein Geländer nur wenig gesichert. Da die Schlucht in diesem Bereich des Stegs gemäß Pfarrer Stützle etwa 12 Fuß breit war (rund 3,5 Meter), dürfte auch der Steg mit den Auflagern wohl kaum über 4 Meter Länge betragen haben. Dass der Steg in den Jahrhunderten zuvor besser ausgestaltet war, darf bezweifelt werden.
Auf der nordöstlichen Seite des heutigen Zwingstegs (rund 600 Meter Luftlinie nordöstlich der Hohen Zwing) führt ein Wanderweg zum Engenkopf (1282 m ü. A.), von wo wieder zurück nach Tiefenbach gelangt werden kann.[8][9][10]
Bevor noch der Zwingsteg bestand, soll sich der Sage nach ein verfolgter Wilderer mit einem Sprung über diese Engstelle (Zwing) vor den herrschaftlichen Jägern gerettet haben, weil sich niemand sonst getraut habe, darüberzuspringen.[11] Noch weitere Sagen bestehen zu diesem Ort.[12]
Grenzgewässer
Die Grenzgewässer unterhalb der Hohen Zwing sind nach Nordwesten die etwa 24,26 Kilometer lange oberhalb von Baad entspringende Breitach[13] und nach Nordosten der etwa 1,16 Kilometer lange und in Deutschland in der Nähe zur Grenze des Kleinwalsertals entspringende Schanztobelbach.
Die Hohe Zwing befindet sich etwa bei Gewässerkilometer 6,48 der Breitach, also am Beginn des unteren Drittels.
Geologie
Die Hohe Zwing ist aus Schrattenkalk aufgebaut. Kurz davor endet ein Einschub einer Amden-Formation (bestehend aus Mergel, Tonmergel).
Weblinks
Breitachklamm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweis
- ↑ Siehe auch: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm: Zwing, Webseite: woerterbuchnetz.de, abgerufen am 14. August 2025.
- ↑ Richard Dertsch: Landkreis Sonthofen. In: Historisches Ortsnamenbuch von Bayern. Teil Schwaben. Band 7, München, 1974.
- ↑ Engenkopf (1285 m, Ifen-Gruppe), Webseite: oberstdorf-lexikon.de, abgerufen am 15. August 2025.
- ↑ Österreichische Gewässernummer 820201.
- ↑ Österreichische Gewässernummer 82020101.
- ↑ D-7-80-133-140 (47.389486°, 10.220052°, Sesselweg 30, 87561 Oberstdorf, Deutschland).
- ↑ Die Zeit der Pest und der Schwedenkriege, Webseite: oberstdorf-lexikon.de, abgerufen am 15. August 2025.
- ↑ 8,0 8,1 Geschichte, Webseite: breitachklamm.com, abgerufen am 13. August 2025.
- ↑ 9,0 9,1 Ausstellung im Grenzgasthaus Walserschanz, besichtigt 2024.
- ↑ 10,0 10,1 Wunder der Natur, Webseite: oberstdorf.de, abgerufen am 13. August 2025.
- ↑ Der Sprung über den Zwing, Webseite: sagen.at, abgerufen am 15. August 2025.
- ↑ Die Zwinggeister beim Walserschänzle, Webseite: sagen.at, abgerufen am 15. August 2025.
- ↑ Die ersten drei Kilometer werden als Turabach bezeichnet.
47.38888410.22706Koordinaten: 47° 23′ 20″ N, 10° 13′ 37″ O