Hochkrumbach
Hochkrumbach (früher auch: Hochkrummbach) war bis 1884 eine eigenständige Gemeinde und ist seither ein Ortsteil von Warth in Vorarlberg.
Name
Hochkrumbach
Quer durch das Tal, in dem Hochkrumbach liegt, fließt der namensgebende, rund 8,72 Kilometer lange, Krumbach (im oberen Bereich, nördlich des Hochtannbergpasses, als Bärguntbach bezeichnet). Ganz Hochkrumbach ist sehr gut mit Quellen und weiteren Zuflüssen zum Krumbach versehen.
Im Franziszeischer Kataster, ein Liegenschaftskataster, der von 1810 bis 1870 erstellt wurde, sind Hochkrumbach und der Bach „Krumbach“ und andere Flurnamensbestandteile bereits mit einem „m“ geschrieben.
Tannberg
In der Publikation Flurnamen Walgau[1] wird Tann von Tanus (gespr. [tanú:s]) abgeleitet, ausgehend von lat.: fontana im Sinne von Quelle angeführt. Tannberg wäre somit zu verstehen als "die Berge der Quellen". Für diese These spricht, dass der ganze Bereich um Hochkrumbach sehr gut mit Quellen und Zuflüssen zum Krumbach versehen ist.
Das Siegel des Gerichts Tannberg zeigt hingegen eine Tanne und nach anderer Deutung ist der Name Tannberg von den hier vielfach vorhandenen Tannen abgeleitet.[2][3]
Lage
Hochkrumbach auf rund 1625 m ü. A. ist der höchstgelegene dauerhaft besiedelte Ortsteil einer Gemeinde in Vorarlberg durch welchen die Hochtannbergstraße / Bregenzerwaldstraße (L 200) von Schröcken über den Hochtannbergpass 1675 m ü. A., der Pass wird auch „Hochkrumbachsattel“ genannt) nach Warth führt. Der Ortsteil Neßlegg der Gemeinde Schröcken ist rund 2700 Meter westlich, das Zentrum des Ortes Warth rund 3700 Meter Luftlinie südöstlich. Der Widderstein (2533 m ü. A.) ist rund 1700 Meter Luftlinie nordwestlich entfernt. Zum nordwestlich gelegenen Bodensee sind es rund 40 Kilometer Luftlinie.
Geschichte
Menschliche Tätigkeit ist im Tannberggebiet[4], Brandrodungen und Beweidungen, bereits in der mittleren Bronzezeit (um 1600 bis 1300 v. Chr.) nachweisbar. Ackerbau ist ab der Eisenzeit (um 800 v. Chr.) belegt. Während der Römerzeit war eine geringere Bewirtschaftungsintensität festzustellen, die aber bereits ab 700 n. Chr. wieder zunahm.
Um 1059 schenkte Kaiser Heinrich IV. ein großes Jagdgebiet rund um den Widderstein an den Bischof von Augsburg. Daher gehörte das Gericht Tannberg bis 1816 zur Diözese Augsburg.[5] Die um 1390 erbaute Kirche in Lech war jahrhundertelang die Mutterpfarre für das Gericht Tannberg.
Um 1280 wurde das Tannberggebiet auch von Walsern besiedelt. Bereits zuvor gibt es Belege über die Auseinandersetzungen über Alprechte etc. mit Bregenzerwälder Bauern. Die landwirtschaftliche Bewirtschaftung erreichte im Mittelalter den Höhepunkt. Die Walser erhielten das von ihnen bewohnte Gebiet zum Lehen und ursprünglich von den schwäbischen Grundherren von Rotenberg besondere Rechte, Freiheiten und weitgehende Selbstverwaltung zugestanden. Von 1528 und 1563 hatte das Gericht Tannberg seinen Sitz auch auf dem Tschirgen in Hochkrumbach.[6]
Einer der ältesten schriftlichen Beleg der Walser am Tannberg ist eine Urkunde datiert auf den 11. März 1453, in welcher sich Ammann Richter und die ganze Gemeinde am Tannberg Herzog Siegmund von Österreich unterwerfen und auf alle Rechte und Freiheiten verzichteten mussten und somit Leibeigene wurden, nachdem Siegmund von Österreich den Tannberg 1451 gewaltsam erobert hatte. Hochkrumbach wurde der Herrschaft Bregenz zugeteilt.
Über den Hochtannbergpass und Hochkrumbach führte ab dem 15. oder 16. Jahrhundert ein Saumweg. Dieser wurde in Urkunden als „Landstraße“ bezeichnet, obwohl es im besten Fall ein bereitbarer Saumweg war. Dieser Weg hatte weitgehend nur regionale Bedeutung, weswegen ein Ausbau auch erst sehr spät in den 1950er-Jahren erfolgte.
Um 1500 erhielten die Walser, im Zuge der Appenzellerkriege, die alten Rechte und Freiheiten von Kaiser Maximilian I. wieder zurück.
1713 wurde eine Kapelle (spätere Pfarrkirche, heute Simmel-Kapelle) und der Gasthof Adler errichtet.
Ab 1777 gab es in Hochkrumbach Schulunterricht. 1835 erhielten in der Schule in Hochkrumbach fünf Buben und vier Mädchen Unterricht. Wegen der Abgeschiedenheit der Region, der fehlenden Erwerbsmöglichkeiten (nur Landwirtschaft) und die Armut wanderten immer mehr Menschen ab.
1884 wurde die Arlbergbahn eröffnet und 1897 die Flexenstraße, was aber auf Hochkrumbach, im Gegensatz zu Zürs und Lech, nur ganz wenig positive Auswirkungen hatte. 1884 wurde die inzwischen fast entsiedelte Ortschaft unselbständiger Ortsteil von Warth und die neu entstandene Großgemeinde zu „Warth-Hochkrumbach“ verschmolzen. 1924 verschwand der Zusatz „Hochkrumbach“ aus dem offiziellen Ortsnamen und es blieb nur noch „Warth“ über..
Erste touristische Entwicklungen gab es im Tannberggebiet (auch in Hochkrumbach) bereits vor dem Ersten Weltkrieg. Philomena Schwarzmann vom Gasthof Adler in Hochkrumbach gilt als eine der ersten Bergführerinnen in Vorarlberg.
1924 begann Josef Henrich in seiner Funktion als Leiter der Wildbach- und Lawinenverbauung und der Landesforstinspektion mit dem Schutz des Gebietes durch gezielte Bebuschung und Aufforstung in Hochkrumbach zum Schutz vor Lawinen.[7] Er kümmerte sich auch um die Erhaltung der Simmel-Kapelle.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann auch in Hochkrumbach ein Aufschwung, vor allem im Wintertourismus. Hochkrumbach ist seither ein beliebtes Wandergebiet (z. B. die alten Verkehrsverbindungen über den Schrofenpass (1688 m ü. A.) oder Gemstelpass (1971 m ü. A.) und auch Wintersportgebiet (Salober, Jägeralp etc., Teil des Skigebiets „Ski Arlberg“ - Snow World Warth-Schröcken).
Hochkrumbach war ab 1951 über die Hochtannbergstraße / Bregenzerwaldstgraße (L 200) erreichbar. 1957 wurde die Hochtannbergstraße / Bregenzerwaldstraße (L 200) fertiggestellt. Mit einigen Unterbrechungen wurde an dieser Straße 25 Jahre gebaut.
Pläne eine Verbindung zwischen dem Hochtannberggebiet und dem Kleinen Walsertal herzustellen, wurden mehrfach verfolgt und fanden auch in Gesetze Eingang.[8][9] Eine Straßenverbindung von Hochkrumbach über Baad wurde aber schlussendlich nie gebaut, es besteht weiterhin der seit Jahrhunderten genutzte Saumweg, der heute von Wanderern begangen wird und das Kleinwalsertal ist weiterhin nur über Deutschland erreichbar.[2][10][11][12][13][14][15][16][17][18][19][20][21][22][23][24][25][26]
Bevölkerungsentwicklung
Die Bevölkerungsentwicklung in Hochkrumbach war über die Jahrhunderte schwankend und hat sich lediglich aufgrund des Tourismus ab dem 20. Jahrhundert nunmehr auf geringem Niveau stabilisiert.
| 12 | 14 | 14 | 108 | 118 | 118 | 108 | 71 | 67 | 57 | 74 | 42 | 55 | 57 | 41 | 42 |
| 1692 | 1719 | 1740 | 1744/45 | 1750 | 1755 | 1769 | 1775 | 1777 | 1796 | 1800 | 1810 | 1813 | 1823 | 1829 | 1837 |
| 31 | 29 | 8 | 0 | 0 | 1 | 2 | 3 | 9 | 4 | 17 | 11 | 15 | 28 | 21 | |
| 1845 | 1850 | 1869 | 1880 | 1890 | 1900 | 1910 | 1923 | 1951 | 1961 | 1971 | 1981 | 1991 | 2001 | 2015 |
Beachte zur Statistik: bis 1923 wurde amtlich am Tag der Volkszählung jede im Dorf/Stadt anwesende Person als Teil der Gemeindebevölkerung gezählt, seither nur die, welche tatsächlich einen ständigen Wohnsitz in einer Gemeinde haben. Die Zahlen vor 1869 sind in der Regel anhand der Aufzeichnungen der Pfarren erstellt und weisen daher, je nach Genauigkeit der Zählung durch den Pfarrer, Unsicherheiten auf und haben in Vorarlberg nur Katholiken erfasst. Vor 1752 fehlen solche Zählungen durch die Pfarren teilweise und es kann nur anhand der Steuerlisten oder Häuseranzahl ungefähr auf die Wohnbevölkerung zurückgerechnet werden.[27]
Literatur
Josef Henrich beschrieb im Roman „Wenn der Wald stirbt“ den Niedergang von Hochkrumbach. Er beschreibt, wie vor allem durch die Zerstörung des Waldes der Ort unbewohnbar geworden war.[23]
Die Romane „Wenn der Wald stirbt“, „Wenn der Wald gestorben ist“ und „Wo kein Wald mehr grünt“ beschreiben die Zeit von 1682 bis 1856 in einer „Hochkrumbach-Trilogie“.
- Wenn der Wald stirbt, München 1941, Verlag F.C. Mayer.
- Wenn der Wald blüht: Roman aus dem Leben eines Waldläufers, F.C. Mayer, 1942.
Religion
Auf dem Simmel, einer Erhöhung beim Hochtannbergpass, steht eine kleine denkmalgeschützte Kirche, die heute als Simmel-Kapelle bezeichnet wird. Schon um 1550 befand bei der Passhöhe eine Kapelle. Diese gehörte zur Pfarre Lech (später zur Pfarrkirche hl. Sebastian in Warth) und damit bis 1816 zur Diözese Augsburg. 1687 wurde Hochkrumbach eine selbstständige Kuratie.[28] Die Simmel-Kapelle wurde dann 1681/1682 neu errichtet. 1719 wurde durch Gregor Berthold aus Dalaas ein Turm errichtetet. Erst 1781 wurde die Kapelle den Augsburger Fürstbischof eingeweiht. Die Pfarre war aufgrund der Abwanderung der Bewohner ab 1854 verwaist. 1856 verließ der letzte dauerhafte Bewohner und der Pfarrer, Josef Anton Stöckler, Hochkrumbach. Der Geschichte nach soll der Pfarrer im letzten Winter die Kirchenbänke verheizt haben, um nicht zu erfrieren, weil ihm wegen des strengen Winters das Brennholz ausgegangen war. Die verwaiste Pfarre wurde 1867 aufgelassen. Das Pfarrhaus 1916 abgebrochen.
2010 wurde die Theodulbruderschaft gegründet. Diese hat zum Ziel, die heimischen Kulturgüter am Tannberg zu erhalten und zu pflegen.[14][22][23][24]
Weblinks
Hochkrumbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ Flurnamen Walgau, herausgegeben von der Vorarlberger Landesregierung, 2021, S. 40.
- ↑ 2,0 2,1 Aus der Geschichte von Lech, Webseite: gemeinde.lech.at, abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ Lech, Webseite: vorarlberger-walservereinigung.at, abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ Das Tannberggebiet umfasste zeitweise die Gemeinden Schröcken, Hochkrumbach am Hochtannbergpass, Warth, Lech, Mittelberg. Heute wird als Hochtannberggebiet einschränkend nur das Einzugsgebiet des Lechs verstanden.
- ↑ Es bestanden Bestrebungen seit Joseph II., alle in Österreich befindlichen Gebiete ausschließlich den Diözesen zuzuordnen, die sich ebenfalls in der damaligen Habsburgermonarchie befinden. Daher wurde von staatlicher Seite darauf hingedrungen, die Einteilung entsprechend zu ändern und 1816 wurde ganz Vorarlberg der Diözese Bozen-Brixen zugewiesen.
- ↑ Der Tschirgen gilt als der älteste besiedelte Platz in Hochkrumbach. Wegen Lawinengefahr wurden die beiden Häuser dort später versetzt.
- ↑ Hauptsächlich mit Zirben und Legföhren. Die Setzlinge und Jungpflanzen wurden in eigene Forstgärten und Pflanzschulen standortgerecht herangezogen.
- ↑ Siehe Bundesstraßengesetz vom 18. Februar 1948, Verzeichnis D.
- ↑ Österreich: Völlig diskret. Der Spiegel. Heft 15/1984. 9. April 1984, S. 150f.
- ↑ Hochtannberg, Webseite: walser-alps.eu, abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ Anders hingegen noch Hermann Sander: Beiträge zur Geschichte des vorarlbergerischen Gerichts Tannberg, Feldkircher Zeitung vom 29. September 1886, S. 1 ff.
- ↑ Alois Niederstätter: Die Zuwanderung der Walser nach Vorarlberg im 14. Jahrhundert - Mythos und Realität, S. 20, Webseite: regionalia.blb-karlsruhe.de, abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ 13,0 13,1 Vorarlberg, Webseite: , abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ 14,0 14,1 Jodok Müller: St. Jakobus-Kapelle am Simmel in Hochkrumbach, Webseite: vorarlberger-walservereinigung.at, abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ 15,0 15,1 Geschichte, Tradition und ein Hauch von Eigenwilligkeit, Webseite: warth-schroecken.at, abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ Lech am Arlberg – (Ski-) Geschichte eines Urlaubsortes, Webseite: arlberginsider.com, abgerufen am 16. Juli 2025.
- ↑ Die Walser am Tannberg, Webseite: jaegeralpe.at, abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ Die Skilifte Warth-Schröcken am Arlberg, Webseite: warth-schroecken.at, abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ Ein kleiner Rückblick in die Geschichte, Webseite: jaegeralpe.at, abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ Warth, Webseite: vorarlberger-walservereinigung.at, abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ Steffan Bruns: „Alpenpässe. Die Pässe zwischen Bodensee und Comer See“, Band 2, Verlag Ludwig Staackmann, München 2010, ISBN=978-3-88675-281-2, S. 27.
- ↑ 22,0 22,1 Ein kleiner geschichtlicher Überblick über Warth, Webseite: gemeinde-warth.at, abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ 23,0 23,1 23,2 Wo es vor 100 Jahren begann, Webseite: vn.at vom 28. Oktober 2020.
- ↑ 24,0 24,1 Kirche zum hl. Jakobus in Hochkrumbach, Webseite: vorarlberg.travel, abgerufen am 13. Juli 225.
- ↑ Schrofenpass, Webseite: oberstdorf-lexikon.de, abgerufaen am 13. Juli 2025.
- ↑ 26,0 26,1 Sauerwein Herbert, Hochkrumbach. Passlandschaft zwischen Rhein und Donau, in: Walserheimat in Vorarlberg, Heft 31/ 1982, 6 ff.
- ↑ Arthur Schwarz: Heimatbuch Egg, herausgegeben von der Gemeinde Egg 1974, S. 103.
- ↑ Ob Kuratie oder selbständige Pfarrei wurde nie geklärt.
47.26844810.141873Koordinaten: 47° 16′ 6″ N, 10° 8′ 31″ O