Walserschanz
Als Walserschanz (auch: Walser Schänzle) werden ehemalige Verteidigungsbauwerke und ein heute noch bestehender Grenzübergang zwischen Österreich und Deutschland, die hier befindliche Parzelle und die Kleinwalsertalstraße von der Grenzstation bis Michelsbruck bezeichnet.
Name
Die Walser besiedelten die Gegend um Lech, Warth, Hochkrumbach, Schröcken und das Kleinwalsertal im Mittelalter. Als Schanze werden selbständige militärische Befestigungswerk bezeichnet (nicht dauerhaften Feldbefestigungen).[1]
Lage
Der heutige Grenzübergang Walserschanz (auf etwa 985 m ü. A.) ist rund 290 Meter vom nordöstlichsten Zipfel des Kleinwalsertals entfernt, wo der Schanztobelbach in die Breitach einmündet (Hohe Zwing). Riezlern liegt im Südwesten rund 4500 Meter Luftlinie entfernt, Oberstdorf im Nordosten rund sechs Kilometer. Im 19. Jahrhundert lag die Grenzbrücke noch rund 20 Meter weiter südsüdöstlich (flusaufwärts).
Beim Grenzübergang Walserschanz endet die B19 (Deutschland) und beginnt die Kleinwalsertalstraße L201 (Österreich). Eine Weiterführung der Kleinwalsertalstraße über Baad hinaus in den Bregenzerwald, wurde geplant aber nicht verwirklicht (siehe Anschlussvarianten Kleinwalsertalstraße).
Bei der ehemaligen Grenzkontrollstelle befindet sich die Bushaltestelle Walserschanz und der 1936 neu errichtete denkmalgeschützte Grenzgasthof Walserschanz.[2]
Grenzkontrollstelle Walserschanz
Da der Grenzübergang wegen des Zollanschlusses des Kleinwalsertals an Deutschland[3] seit 30. April 1891 nicht mehr besetzt ist[4], finden hier in der Regel keine Grenzkontrollen statt.
Geschichte
Als 1632 in Oberstdorf durch Kampfhandlungen während des Dreißigjährigen Kriegs (1618 bis 1648) von schwedischen Truppen 50 Häuser in Brand gesteckt und Viehherden gestohlen wurden, warfen die Walser von der Enge (in der Nähe der Hohen Zwing) bis zum Söller (Alpe Söller) Schanzen auf und wehrten die Anstürme der Schweden an Pfingsten 1632, 1633, 1642 und 1647 erfolgreich ab. 1646 ließ der damalige Ammann Michel Fritz beim heutigen Grenzübergang ein Schanztor und einen Wachturm errichten (1823 abgebrochen). Im Juni 1689 wurde die hier befindliche Einkehrhütte, die schon vor 1573 bestand, neu gebaut (Schanzhaus, 1936 abgebrochen und neu gebaut) um die Verteidiger zu verköstigen, die ab 1703 hier gegen die Franzosen Wache standen und diese mehrfach abwehrten, jedoch 1800 nicht erfolgreich.
Im Mai 1798 erhielt dann das Schanzhaus vom Gericht Mittelberg (siehe auch Gericht Tannberg) das Recht als öffentliche Gastwirtschaft zu wirken und 1862 bis 1886 war im Grenzgasthaus das erste und damals einzige Postamt des Kleinwalsertals.
Das Zollamt II. Klasse im Nebenhaus war von 1786 bis 1806 und von 1814[5] bis 30. April 1891 besetzt.[6] Für die Walser bedeutete die Rückkehr zu Österreich 1814 große Einschränkungen im Handel vor allem mit Oberstdorf, da durch den beginnenden Nationalismus Zollschranken errichtet wurden (siehe Deutscher Zollverein 1833), gleichzeitig aber ein Handel mit Vorarlberg über den Hochtannberg wegen der fehlenden Straßenverbindung (nur Saumwege) nur erschwert möglich war. Der Zollanschlussvertrag 1891 war daher für die wirtschaftliche Entwicklung des Kleinwalsertales sehr wichtig. Das nun zutändige deutsche Zollamt (königlich bayrische Zollwache) wurde von der Walserschanze nach Baad verlegt.[7][8][9]
Kurzzeitig wurde nach Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 auf deutscher Seite an der Walserschanz eine „Grenzwachstation” eingerichtet, um „feindliche Spione” und dergleichen abzufangen. Nachdem über Wochen und Monaten kein Spion verhaftet werden konnte, wurden diese wieder abgezogen.[8] Am 11. Dezember 1930 wurde die ausgebaute, ehemalige Gemeindestraße, von Oberstdorf zur Walserschanz dem Verkehr übergeben.[10]
Nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland am 10. März 1938 wurde das Kleinwalsertal dem Kreis Sonthofen und Gau Schwaben zugeteilt. Mit Ende des Zweiten Weltkriegs war das Kleinwalsertal französische Besatzungszone, während auf der anderen Seite der Walserschanz in Deutschland amerikanische Besatzungszone war. Bis 1948 gab es daher an der Walserschanz wieder eine kontrollierte Grenze.[7]
Gemäß Vereinbarung[11] besteht am Grenzübergang Walserschanz auf österreichischem Hoheitsgebiet eine vorgeschobene deutsche Grenzpolizeikontrollstelle. 1956 wurde die Brücke bei der Walserschanz neu gebaut. 2013 der Betrieb des Grenzgasthofes eingestellt.[9]
2016 kaufte die Breitachklammverein eG den Grenzgasthof Walserschanz samt Liegenschaft von der bisherigen Wirtin Elisabeth Müller und seit dem Frühjahr 2025 wurde der Grenzgasthof Walserschanz umgebaut und zur „Klamm-Erlebniswelt“.[12]
Grenzgewässer
Das Grenzgewässer entlang der Parzelle „Schanz“ ist der etwa 1,16 Kilometer lange und in Deutschland in der Nähe zur Grenze des Kleinwalsertals entspringende Schanztobelbach. Dieser mündet etwa bei Gewässerkilometer 6,48 in die Breitach (w:Breitachklamm|Breitachklamm), die wiederum ein Grenzgewässer zwischen dem Kleinwalsertal und Deutschland ist und an diesem Punkt den nördlichsten Zipfel des Kleinwalsertals darstellt.
Geologie
Eine Amden-Formation, bestehend aus Mergel, Tonmergel bldet bei der Walserschanz die dominierende geologische Schicht. Hier ist auch der Übergang zu einem Einschub Leimernmergel.
Weblinks
Walserschanz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweis
- ↑ Rüstow: Militärisches Handwörterbuch. 1859, s. v. Schanze
- ↑ HERIS-ID: 244498. Ein Gasthof ist hier seit mehr als 400 Jahren belegt (vor 1573).
- ↑ Vertrag zwischen Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reiche vom 2. Dezember 1890 (RGBl. 41 ex 1891).
- ↑ Siehe Kundmachung des Finanzministeriums, betreffend die Auflassung des k. k. Nebenzollamtes II. Classe in Walserschanz und Errichtung einer Zollamtsexpositur in Schoppernau RGBl. 138/1891 vom 2. September 1891.
- ↑ In napoleonischer Zeit gehörte Vorarlberg zu Bayern. Bis auf die Westallgäuer Teile der Herrschaften Bregenz und Hohenegg gelangte es dann 1814 wieder an Österreich zurück und wurde wieder von Innsbruck aus verwaltet.
- ↑ Informationstafeln Ausstellung im Grenzgasthof Walserschanz.
- ↑ 7,0 7,1 Josef Schugg: Geschichtliche Bande zwischen Oberstdorf und Kleinwalsertal, Webseite: verschoenerungsverein-oberstdorf.de vom 1. Dezember 1985.
- ↑ 8,0 8,1 Eugen Thomma: Achtung – Grenze!, Webseite: verschoenerungsverein-oberstdorf.de vom 1. Juni 2014.
- ↑ 9,0 9,1 Geschichte, Webseite: walserschanz.com, abgerufen am 10. August 2025.
- ↑ Julius Fritsch: Die Entwicklung des Straßenwesens in Vorarlberg, UT: von den Uranfängen bis zum Jahre 1937, Eigenverlag, Bregenz August 1937, S 61.
- ↑ Artikel 1 der Vereinbarung gemäß Art. 1 Abs. 3 des Abkommens vom 14. September 1955 zwischen der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland über Erleichterungen der Grenzabfertigung im Eisenbahn-, Straßen- und Schiffsverkehr zur Errichtung einer vorgeschobenen deutschen Grenzdienststelle am Grenzübergang Walserschanz, BGBl. Nr. 311/1972.
- ↑ Erlebniswelt, Webseite: walserschanz.com, abgerufen am 10. August 2025.
47.38712410.23Koordinaten: 47° 23′ 14″ N, 10° 13′ 48″ O