Schloss Sitzenthal

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Schloss Sitzental heute

Schloss Sitzenthal, eine ehemalige Burg aus dem Mittelalter, gehört heute zur Gemeinde Loosdorf. Sein heutiges Erscheinungsbild stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Seine Geschichte war zeitweise eng mit der des benachbarten Schlosses Albrechtberg verknüpft.

Lage

Schloss Sitzenthal, das heute Teil der Gemeinde Loosdorf ist[1], befindet sich gleichnamigen Ort. Es liegt in einem Talkessel an der unteren Pielach nordwestlich von Loosdorf.[2]

Das Bauwerk

Von der ursprünglichen ziemlich großen Burganlage sind heute nur mehr Teile erhalten. Ihr jetziges Aussehen erhielten sie Mitte des 19. Jahrhunderts.[1] Die Schlosskapelle, die dem Heiligen Josef geweiht ist, wurde 1869 eingerichtet und ist im Stil dieser Zeit ausgestattet. Das Schloss Sitzenthal war für seine qualitätvolle Innenausstattung bekannt. Heute ist die dreigeschossige elf-achsige Hauptfassade des Schlosses nach Westen gerichtet und komplett mit Pflanzen bewachsen. Das Schloss umgibt heute ein weitläufiger englischer Park umgeben, der bis an die Pielach reicht.[3]

Mittelalter

Schloss Sitzenthal dürfte im 12. Jahrhundert als Burg erbaut worden sein.[1] Vermutet wird, dass seine ersten Besitzer im 12. Jahrhundert Gefolgsleute der Grafen von Schala und im 13. Jahrhundert Gefolgsleute der Grafen von Plain waren.[2] Urkundlich sind das Schloss und der gleichnamige Ort erstmals 1287 genannt, als Otto von Scheuernberg seinen Hof in Sitzenthal am Hartwig (Hertwig) von Wasen verkaufte.[3]. Dieser schenkte, gemeinsam mit seiner Ehefrau Diemud, einen Meierhof, der vielleicht mit diesem Hof ident war, dem Benediktinerstift Melk, dem die Feste Sitzenthal zu dieser Zeit bereits gehört haben dürfte.[2]

Um 1291 kamen der urkundlich genannte Meierhof und die Burg Sitzenthal an Otto von Zelking, vermutlich als Lehen des Stiftes Melk. In den nächsten Jahrhunderten wurde die Burg, die Sitz einer Herrschaft war, von der Familie der Zelkinger als "Afterlehen" an andere Adlige weiterverliehen.[2] Die Familie der Waser blieben besaß Sitzenthal als Afterlehen. Weitere Lehensinhaber im 14. Jahrhundert waren die Familien der Hager und die Ritterfamilie der Flemings. Seit 1351 nannten sie sich nach dieser. 1366 scheinen wieder die Zelkinger auf. Sie dürften das Erstlehen gehabt und das Gut weiterverliehen haben.[2] Durch die Heirat von Dorothea Waser und Konrad Flemming gelangte Sitzenthal um 1390 an die Ritterfamilie von Flemming. 1430 gehörte die Herrschaft Sitzenthal zum Besitz von Stephan (IV.) von Zelking († um 1451). 1453 wurde Hans Holzer vom Benediktinerstift Melk mit Sitzenthal belehnt. [3]

Reformation und Gegenreformation

Vom 15. bis ins 19. Jahrhundert hatte die Herrschaft Sitzenthal dann mehr als 24 Besitzerfamilien. Die bekanntesten Besitzer von Schloss und Herrschaft waren Gotthard Geyer von Osterburg (um 1541), Achaz Enenkel auf Albrechtsberg (um 1560), Heinrich von Oedt (um 1592) und Ludwig von Starhemberg (um 1613) zu nennen.[3] Der Letztere besaß außer Sitzenthal auch die Herrschaft Albrechtsberg und war Herr auf Schönbühel und Wolfstein. Als überzeugter Lutheraner gehörte er zu den Unterzeichnern des Horner Bundes (3. Oktober 1608) und kämpfte, gemeinsam mit seinem Bruder Gotthard von Starhemberg, zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, gegen den Kaiser. 1919 belagerte die Brüder Melk, mussten ihre Truppen aber zurückziehen. In der Folge wurden die Schlösser, die Ludwig von Starhemberg besaß, darunter Sitzenthal, von kaiserlichen Truppen geplündert. Ludwigs Besitz wurde um 1520 als "Rebellengut" durch die landesfürstliche Finanzkammer konfisziert. 1623 kam Sitzenthal, zusammen mit Albrechtsberg, in den Besitz von Hans Ruprecht Hegenmüller von Dubenweiler.[2]

Das 19. und 20. Jahrhundert

1843 kam die Herrschaft Sitzenthal vorübergehend in den Besitz von Anton Graf Ledóchowski, zu dieser Zeit der k. k. Kämmerer. Bereits um 1850 verkaufte er das Schloss an den Grafen N. Seilern weiter und übersiedelte in eine in Loosdorf gelegene Villa[A 1].[2] Um 1855 die frühere Burg endgültig in ein Schloss umgebaut und erhielt ihr heutiges Aussehen.[3]

Seit 1866 gehörte Schloss Sitzenthal Franz Graf von Falkenhayn. Dieser war Abgeordnete zum Landtag von Niederösterreich und beschäftigte sich mit dem sozialen Elend seiner Landbevölkerung. Wenig später erwarb Helge Freiherr von Hammerstein-Equord[A 2] Anteile am Schloss. Er gründete den Vorschussverein in Loosdorf, der als einer der ersten Kreditinstitute des Landes gilt, und förderte, gemeinsam mit seiner Ehefrau, die "Kinderbewahranstalt" Caritas für die Mädchen im Ort Sitzenthal.[2] Diese verkaufte nach seinem Tod das Schloss 1897 an die Grafenfamilie Braida.[3]

Schloss Sitzenthal heute

Schloss Sitzenthal ist heute im Privatbesitz. Es kann es nur von außen besichtigt werden.[1]

Diverses

Der Ortsname Sitzenthal und der Schlossname werden gewöhnlich auf einen Grafen Sighard bzw. Sizo von Schalla (Schala-Peilstein) zurückgeführt, der im 12. Jahrhundert an der unteren Pielach Besitz hatte.[3] Die Namenserklärung geht auf einen Lesefehler in der Melker Klosterchronik des 12. Jahrhundert zurück, die an dieser Stelle "verfälscht" ist.[4]

Weblinks

 Schloss Sitzenthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 vgl. Gerhard Floßmann: Dunkelsteinerwald - von Aggstein bis Göttweig" (= Niederösterreichische Kulturwege. H. 7). St. Pölten, 2008. ISBN 978-3-901635-20-5, S. 8
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 vgl. Sitzenthal, GedaechtnisDesLandes.AT, abgerufen am 13. September 2025
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 vgl. Sitzenthal, Burgen-Austria.COM, abgerufen am 13. September 2025
  4. vgl. Sitzenthal, Noeburgen.ImAreal.SBG.AC.AT, abgerufen am 13. September 2025

Anmerkungen

  1. Anton Graf Ledóchowski heiratete dann Josephine Gräfin von Salis-Zizers. Drei Kinder aus dieser Ehe wurden im Dienst der katholischen Kirche tätig. Die eine seiner Töchter war die Ordensgründerin und Missionarin Maria Theresia Gräfin Ledóchowska (* 1863, Loosdorf; † 1922, Rom), die später selig gesprochen wurde. Die andere Tochter war die Nonne Maria Ursula Gräfin Ledóchowska (1865, Loosdorf - 1939, Rom)), die einen neuen Zweig der Ursulinerinnen gründete und später heilig gesprochen wurde. Der Sohn Wladimir Graf Ledóchowski (* 1866, Loosdorf; † 1942, Rom) wurde Generalsuperior der Jesuiten
  2. Er war der Vater des Schriftstellers und Politikers Hans August Freiherr von Hammerstein- Equord († 1947, Micheldorf), der 1881 in Sitzenthal geboren wurde.
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