172.362
Bearbeitungen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
|||
Zeile 18: | Zeile 18: | ||
=== Textile Objektkunst === | === Textile Objektkunst === | ||
Nach ihrer Debütausstellung 1989 gab es ein Jahr später, 1990 die erste offizielle Anerkennung durch den Modekunstpreis der „Offline-Vienna Avantgarde Modemesse“ in der [[w:Hofburg|Hofburg]] in Wien. Eine Zusammenarbeit mit [[w:Martin Kippenberger|Martin Kippenberger]] 1991 – die „Dornenkrone“ für „Martin Kippenberger Superstar“<ref> | Nach ihrer Debütausstellung 1989 gab es ein Jahr später, 1990 die erste offizielle Anerkennung durch den Modekunstpreis der „Offline-Vienna Avantgarde Modemesse“ in der [[w:Hofburg|Hofburg]] in Wien. Eine Zusammenarbeit mit [[w:Martin Kippenberger|Martin Kippenberger]] 1991 – die „Dornenkrone“ für „Martin Kippenberger Superstar“<ref>[http://www.basis-wien.at/db/object/94387 basis wien - Postkarte: Theres Cassini. Dornenkrone (Cassini & Marlowe). 1991]</ref> – und die [[w:Expo 92|Expo-92]]-Teilnahme in [[w:Sevilla|Sevilla]] waren Höhepunkte dieser ersten Werkphase.<ref>[http://www.cassini.at/press/pres_diva.htm Rezensionen] auf cassini.at abgerufen am 27. September 2018</ref> | ||
=== Der menschliche Körper === | === Der menschliche Körper === | ||
[[Datei:Cassini realitaet.jpg|thumb|Realtität, The Model, 1999]] | [[Datei:Cassini realitaet.jpg|thumb|Realtität, The Model, 1999]] | ||
Ab 1997 beschäftigte sich Cassini mit konzeptueller Fotografie, mit Skulpturen, sowie Rauminstallationen, wobei die „Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper“ im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit stand. Determinativ war die psychische Verarbeitung ihrer schweren Operation und die anschließende Gefangenschaft ihres Körpers. Dabei entstand die Fotoserie „I was there“ (1997) über geburtshilfliche Präparate im [[w:Josephinum (Wien)|Josephinum]], dem heutigen Institut für Geschichte der Medizin. Nach „Helpless“ und „Lost Paradise“ (1998) folgte im Jahr 1999 „Realität“. Diesem Projekt liegen die Bilder und die Bildästhetik des amerikanischen Fotografen [[Andres Serrano]] zugrunde: Reale Szenen werden mit Skulpturen aus ummodellierten und veränderten [[Barbie]]s nachgestellt. | Ab 1997 beschäftigte sich Cassini mit konzeptueller Fotografie, mit Skulpturen, sowie Rauminstallationen, wobei die „Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper“ im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit stand. Determinativ war die psychische Verarbeitung ihrer schweren Operation und die anschließende Gefangenschaft ihres Körpers. Dabei entstand die Fotoserie „I was there“ (1997) über geburtshilfliche Präparate im [[w:Josephinum (Wien)|Josephinum]], dem heutigen Institut für Geschichte der Medizin. Nach „Helpless“ und „Lost Paradise“ (1998) folgte im Jahr 1999 „Realität“. Diesem Projekt liegen die Bilder und die Bildästhetik des amerikanischen Fotografen [[w:Andres Serrano|Andres Serrano]] zugrunde: Reale Szenen werden mit Skulpturen aus ummodellierten und veränderten [[Barbie]]s nachgestellt. | ||
Die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Tabuthemen Alter, Krankheit und Tod trieb sie durch die Verwendung der alterslosen Barbie mit dem Projekt „Balanceakte“ (2001) weiter voran. | Die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Tabuthemen Alter, Krankheit und Tod trieb sie durch die Verwendung der alterslosen Barbie mit dem Projekt „Balanceakte“ (2001) weiter voran. | ||
Zeile 28: | Zeile 28: | ||
In den Fotoarbeiten „wir sind noch nicht soweit“ verdichtete Cassini uralte Sehnsüchte, aber auch kollektive Einsamkeit, Ängste, Zwänge und Alpträume.<ref>Der Titel des Projektes „wir sind noch nicht soweit“ war eine späte Antwort auf Martin Kippenbergers „Kisterl“, einem Fundstück, das jedoch verschollen ist. Es war ein Geschenk von 1991, dem Kippenberger den handgeschriebenen Zettel „ich bin noch nicht soweit – MK“ eingelegt hat.</ref> | In den Fotoarbeiten „wir sind noch nicht soweit“ verdichtete Cassini uralte Sehnsüchte, aber auch kollektive Einsamkeit, Ängste, Zwänge und Alpträume.<ref>Der Titel des Projektes „wir sind noch nicht soweit“ war eine späte Antwort auf Martin Kippenbergers „Kisterl“, einem Fundstück, das jedoch verschollen ist. Es war ein Geschenk von 1991, dem Kippenberger den handgeschriebenen Zettel „ich bin noch nicht soweit – MK“ eingelegt hat.</ref> | ||
Mit menschengroßen, geharzten Fotografien von Körperformen („Umrisskörper“, 2005), Skulpturen, Rauminstallationen und großformatigen Ablichtungen („Leibes-Hausung“, 2005/2006) wurde diese Körperauseinandersetzung konsequent fortgesetzt und gleichzeitig in eine abstraktere und erweiterte Gefühlsebene umgewandelt.<ref> | Mit menschengroßen, geharzten Fotografien von Körperformen („Umrisskörper“, 2005), Skulpturen, Rauminstallationen und großformatigen Ablichtungen („Leibes-Hausung“, 2005/2006) wurde diese Körperauseinandersetzung konsequent fortgesetzt und gleichzeitig in eine abstraktere und erweiterte Gefühlsebene umgewandelt.<ref>[http://www.cassini.at/press/pres_wiener_zeitung.htm Rezensionen Wiener Zeitung]</ref> | ||
=== Licht, soziale Interaktion === | === Licht, soziale Interaktion === | ||
[[Datei:Cassini lichtspeisen kunstforum.jpg|thumb|Cassinis Lichtspeisen, BA Kunstforum, Wien, 2008]] | [[Datei:Cassini lichtspeisen kunstforum.jpg|thumb|Cassinis Lichtspeisen, BA Kunstforum, Wien, 2008]] | ||
Von 2006 bis 2008 fügte Cassini mit dem Projekt „Lichtspeisen“ den Körperarbeiten eine weitere Dimension hinzu. Der Kunsthistoriker [[w:Thomas Zaunschirm|Thomas Zaunschirm]] beschreibt dies im Fotoband „Cassinis Lichtspeisen“,<ref> [http://presse.leisuregroup.at/kunstforum/fotografis/lichtspeisen/Katalog/Katalog_Lichtspeisen.pdf Cassinis Lichtspeisen]</ref> erschienen im Residenz Verlag: „Sie erweitert die bildenden Künste nicht nur um neue Wahrnehmungen von Düften und Gerüchen, sondern inszeniert ihre transparenten Speisen auf Lichttischen. Der Transformation des Lichtes im Medium der Fotografie gilt ihr besonderes Augenmerk. Sie collagiert die Momentaufnahmen der Mahle mit körperbezogenen Szenerien und montiert sie in Leuchtkästen.“ | Von 2006 bis 2008 fügte Cassini mit dem Projekt „Lichtspeisen“ den Körperarbeiten eine weitere Dimension hinzu. Der Kunsthistoriker [[w:Thomas Zaunschirm|Thomas Zaunschirm]] beschreibt dies im Fotoband „Cassinis Lichtspeisen“,<ref>[http://presse.leisuregroup.at/kunstforum/fotografis/lichtspeisen/Katalog/Katalog_Lichtspeisen.pdf Cassinis Lichtspeisen]</ref> erschienen im Residenz Verlag: „Sie erweitert die bildenden Künste nicht nur um neue Wahrnehmungen von Düften und Gerüchen, sondern inszeniert ihre transparenten Speisen auf Lichttischen. Der Transformation des Lichtes im Medium der Fotografie gilt ihr besonderes Augenmerk. Sie collagiert die Momentaufnahmen der Mahle mit körperbezogenen Szenerien und montiert sie in Leuchtkästen.“ | ||
Die Kulturabteilung des ORF hat darüber den Film „Vom Essen in der Kunst“ in Auftrag gegeben (Regie: Peter Beringer), der in „art.genossen“<ref> | Die Kulturabteilung des ORF hat darüber den Film „Vom Essen in der Kunst“ in Auftrag gegeben (Regie: Peter Beringer), der in „art.genossen“<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=tV9HoTHAC-o "Vom Essen in der Kunst", CASSINIS LICHTSPEISEN|first=|last=theres cassini|date=6 Dezember 2012|publisher=|via=YouTube}}</ref> im Jahr 2009 gesendet wurde. Im Video von Peter Bosch und Sonja Russ beschreibt Thomas Zaunschirm anschaulich und detailliert die Entwicklung der „Lichtspeisen“. Schleck Shots, Left Overs, Harztondis und großformatige Leuchtkästen waren die künstlerischen Endprodukte von über 25 Performances, dem gemeinsamen Essen mit meist 12 immer unterschiedlichen Gästen, die für Cassini zum Material wurden. Mit jeweils zehn bis 12 verschiedenen transparenten Speisen wurde der immer anders gestaltete Tisch zur Bühne. „Essen ist die älteste Form von Kommunikation, Theres Cassini hat dafür eine neue Form gefunden“, schreibt Helga Ripper in der Kärntener Kulturzeitschrift „Die Brücke“.<ref>http://www.kulturchannel.at/fileadmin/user_upload/magazines/11380.3dak.pdf</ref> | ||
„Wer hat noch die Muße, jene farblichen Abstufungen zu bewundern, die auf den zusammengeschobenen Tellern in einer zufälligen Laune des Augenblicks entstehen und ähnliche Qualitäten annehmen wie das Kolorit eines [[Eugène Delacroix|Delacroix]], eines [[William Turner|Turner]] oder [[Claude Monet|Monet]]?“ – so formuliert Anton Thiel seine Eindrücke über die „left overs“ im EPIKU,<ref>[http://www.epikur-journal.at/de/ausgabe/detail.asp?id=41&art=Rezension&tit=CASSINI%2520Theres,%2520ZAUNSCHIRM%2520Thomas:%2520Cassinis%2520Lichtspeisen.%2520Residenz%2520Verlag,%2520St.%2520Poelten%2520200 CASSINI Theres, ZAUNSCHIRM Thomas: Cassinis Lichtspeisen.] Residenz Verlag, St. Pölten 2008 | „Wer hat noch die Muße, jene farblichen Abstufungen zu bewundern, die auf den zusammengeschobenen Tellern in einer zufälligen Laune des Augenblicks entstehen und ähnliche Qualitäten annehmen wie das Kolorit eines [[Eugène Delacroix|Delacroix]], eines [[William Turner|Turner]] oder [[Claude Monet|Monet]]?“ – so formuliert Anton Thiel seine Eindrücke über die „left overs“ im EPIKU,<ref>[http://www.epikur-journal.at/de/ausgabe/detail.asp?id=41&art=Rezension&tit=CASSINI%2520Theres,%2520ZAUNSCHIRM%2520Thomas:%2520Cassinis%2520Lichtspeisen.%2520Residenz%2520Verlag,%2520St.%2520Poelten%2520200 CASSINI Theres, ZAUNSCHIRM Thomas: Cassinis Lichtspeisen.] Residenz Verlag, St. Pölten 2008</ref> dem Journal des [[w:Gastrosophie|Zentrums für Gastrosophie]] der Universität Salzburg.<ref>[https://www.uni-salzburg.at/index.php?id=141 Zentrum für Gastrosophie - Universität Salzburg] abgerufen am 27. September 2018</ref> | ||
=== Licht, Natur, Umwelt === | === Licht, Natur, Umwelt === | ||
[[Datei:Cassini gluehend eis sammlung Belvedere.jpg|miniatur|Glühend Eis, Triptychon, 2010, Sammlung Belvedere]] | [[Datei:Cassini gluehend eis sammlung Belvedere.jpg|miniatur|Glühend Eis, Triptychon, 2010, Sammlung Belvedere]] | ||
Das Licht und die Wahrnehmung des Lichts ließen Cassini die nächsten Jahre (2008 bis 2012) nicht mehr los. Im Projekt „Glühend Eis“ (nach einem Zitat aus William Shakespeare’s Sommernachtstraum<ref> Sommernachtstraum: Fünfter Aufzug; 1. Szene; Zimmer im Palast des Theseus</ref>) wurden die Arbeiten um eine gesellschaftspolitische Dimension erweitert, nämlich um den gegenwärtigen Umgang des Menschen mit der Natur. | Das Licht und die Wahrnehmung des Lichts ließen Cassini die nächsten Jahre (2008 bis 2012) nicht mehr los. Im Projekt „Glühend Eis“ (nach einem Zitat aus William Shakespeare’s Sommernachtstraum<ref> Sommernachtstraum: Fünfter Aufzug; 1. Szene; Zimmer im Palast des Theseus</ref>) wurden die Arbeiten um eine gesellschaftspolitische Dimension erweitert, nämlich um den gegenwärtigen Umgang des Menschen mit der Natur. | ||
Zeile 49: | Zeile 48: | ||
2012 schlug Cassini einen Bogen zurück zu ihrer textilen Werkphase und verband diese mit kinetischen Skulpturen. Die Schwere des „Eingesperrtseins“ des eigenen Körpers der frühen Jahre war überwunden und wandelte sich in eine schwebende Leichtigkeit und Freude an Farben. | 2012 schlug Cassini einen Bogen zurück zu ihrer textilen Werkphase und verband diese mit kinetischen Skulpturen. Die Schwere des „Eingesperrtseins“ des eigenen Körpers der frühen Jahre war überwunden und wandelte sich in eine schwebende Leichtigkeit und Freude an Farben. | ||
Willi Rainer von der Kleinen Zeitung<ref>Kleine Zeitung / Kultur vom 18. September 2014, 21er-Haus (heute Belvedere 21) in Wien zeigt Spuren Sigmund Freuds in der Kunst</ref> bezeichnet diese schwebenden Objekte als „... perfekte Sehnsuchtsorte der Schwerelosigkeit“ und Irina Lino von der Kulturredaktion der Kronen Zeitung beschreibt dies wunderbar lyrisch: „Das Ergebnis ist wie ein zu Form gefrorenes und zum Fliegen gebrachtes Kinderlachen. Und das Staunen über dieses Kaleidoskop der beseelten Dinge hält viel, viel länger, als man schaut.“<ref> | Willi Rainer von der Kleinen Zeitung<ref>Kleine Zeitung / Kultur vom 18. September 2014, 21er-Haus (heute Belvedere 21) in Wien zeigt Spuren Sigmund Freuds in der Kunst</ref> bezeichnet diese schwebenden Objekte als „... perfekte Sehnsuchtsorte der Schwerelosigkeit“ und Irina Lino von der Kulturredaktion der Kronen Zeitung beschreibt dies wunderbar lyrisch: „Das Ergebnis ist wie ein zu Form gefrorenes und zum Fliegen gebrachtes Kinderlachen. Und das Staunen über dieses Kaleidoskop der beseelten Dinge hält viel, viel länger, als man schaut.“<ref>[http://www.cassini.at/press/pres_krone_03_05_2014.html Rezensionen Theres Cassini</ref> | ||
Trotz all dieser Leichtigkeit kommen aber niemals die Doppelbödigkeit und der Inhalt abhanden. So entstand 2013 aus dem exemplarischen Satz „Das bedeutet nichts“ aus [[Der Fremde]] von [[Albert Camus]] das erste Literaturmobile. | Trotz all dieser Leichtigkeit kommen aber niemals die Doppelbödigkeit und der Inhalt abhanden. So entstand 2013 aus dem exemplarischen Satz „Das bedeutet nichts“ aus [[Der Fremde]] von [[Albert Camus]] das erste Literaturmobile. | ||
Zeile 55: | Zeile 54: | ||
Im Jahr 2014 näherte sich Cassini dem Klassiker der Weltliteratur [[Der Mann ohne Eigenschaften]] von [[Robert Musil]] auf subtile Art und ließ Inhalte des Romans und Eigenschaften der Romanfiguren in ihre kinetischen Plastiken einfließen. Das Literatur-Kunst-Projekt „Möglichkeiten oder noch nicht geborene Wirklichkeiten“ schwebte danach über zwei Monate lang im Robert-Musil-Literaturmuseum in Klagenfurt. | Im Jahr 2014 näherte sich Cassini dem Klassiker der Weltliteratur [[Der Mann ohne Eigenschaften]] von [[Robert Musil]] auf subtile Art und ließ Inhalte des Romans und Eigenschaften der Romanfiguren in ihre kinetischen Plastiken einfließen. Das Literatur-Kunst-Projekt „Möglichkeiten oder noch nicht geborene Wirklichkeiten“ schwebte danach über zwei Monate lang im Robert-Musil-Literaturmuseum in Klagenfurt. | ||
Die Autorin und Journalistin von [[Der Standard]], Rieke Höller schreibt in ihrer Rezension vom 15. April 2014: „Cassini baut Textfragmente in Objekte, die durch das Schweben im Raum an Dichte verlieren, metamorphosiert sozusagen die Sprache der Literatur in jene der Kunst“<ref> | Die Autorin und Journalistin von [[Der Standard]], Rieke Höller schreibt in ihrer Rezension vom 15. April 2014: „Cassini baut Textfragmente in Objekte, die durch das Schweben im Raum an Dichte verlieren, metamorphosiert sozusagen die Sprache der Literatur in jene der Kunst“<ref>[https://derstandard.at/1397302060090/Schwebende-Literatur Schwebende Literatur in derStandard.at</ref> und Heimo Strempfl, Leiter des Robert-Musil-Literaturmuseums stellt fest, dass Robert Musils „Mann ohne Eigenschaften“ endlich „der Schwere entkleidet“ wurde und dass Theres Cassini uns mit diesen kinetischen Skulpturen „Leichtigkeit schenkt“. | ||
=== Videos === | === Videos === | ||
Zeile 65: | Zeile 64: | ||
Zum 100. Todestag [[Georg Trakl]]s schuf Cassini die Kinetische Plastik TRAKL und entwickelte daraus das Video TRAKL mit Dieter Kaufmanns PAGANIHILISMO Op. 77. | Zum 100. Todestag [[Georg Trakl]]s schuf Cassini die Kinetische Plastik TRAKL und entwickelte daraus das Video TRAKL mit Dieter Kaufmanns PAGANIHILISMO Op. 77. | ||
=== Metamorphosen === | === Metamorphosen === | ||
[[Datei:Cassini moos kuenstlerhaus klagenfurt.jpg|thumb|Moos, Rhytidiadelphus, Künstlerhaus Klagenfurt, 2017]] | [[Datei:Cassini moos kuenstlerhaus klagenfurt.jpg|thumb|Moos, Rhytidiadelphus, Künstlerhaus Klagenfurt, 2017]] | ||
Seit 2015 sind „Metamorphosen“ das übergeordnete Thema von Theres Cassinis Arbeit. Zu Beginn dieser Schaffensperiode stand das Moos, eine „niedrige Pflanze“, langsam wachsend und meisterlich in der Anpassung – ein ruhender Pol in Zeiten „rasenden Stillstands“, so der 1932 geborene französische Philosoph und Begründer der [[Dromologie]], [[Paul Virilio]]. | Seit 2015 sind „Metamorphosen“ das übergeordnete Thema von Theres Cassinis Arbeit. Zu Beginn dieser Schaffensperiode stand das Moos, eine „niedrige Pflanze“, langsam wachsend und meisterlich in der Anpassung – ein ruhender Pol in Zeiten „rasenden Stillstands“, so der 1932 geborene französische Philosoph und Begründer der [[w:Dromologie|Dromologie]], [[w:Paul Virilio|Paul Virilio]]. | ||
Ein 15-minütiger Kurzfilm über dieses Moosprojekt,<ref>https://www.okto.tv/de/oktothek/episode/19278</ref> gesendet in [[Okto]] Community TV, verdeutlicht die Vielschichtigkeit dieser Pflanze. Die Kunsthistorikerin Brigitte Borchhardt-Birbaumer<ref> | Ein 15-minütiger Kurzfilm über dieses Moosprojekt,<ref>https://www.okto.tv/de/oktothek/episode/19278</ref> gesendet in [[Okto]] Community TV, verdeutlicht die Vielschichtigkeit dieser Pflanze. Die Kunsthistorikerin Brigitte Borchhardt-Birbaumer<ref>[http://www.basis-wien.at/db/person/18602 basis wien - Brigitte Borchhardt-Birbaumer]</ref> spricht von einem „brodelnden Denklabor – mit politischen, wissenschaftlichen, poetischen und mythischen Aspekten, die auch den Kontext für die heute komplexen Kunstansprüche nach [[w:Arte povera|Arte povera]] und [[w:Land-Art|Land-Art]] bilden“. | ||
In der [[w:Wiener Zeitung|Wiener Zeitung]] vom November 2017 schreibt die Kunsthistorikerin: „Sie lässt sich Moose aus allen Ländern dieser Erde bringen, fotografiert sie mit der Makrolinse, und schafft durch die unterschiedlichen Applikationen, Kombinationen und Verfremdungen neue Bezüge. Sie verortet das Moos durch die Angabe der Koordinaten ihrer Fundstelle (Mapping), sie lässt einen wirklichen und naturnahen Traktor über das vergrößerte und farblich veränderte Moosbild fahren und stellt dieses Überrollen in der künstlichen Welt des Ateliers mit einem einzelnen Traktorreifen nach – mit echtem Erdmaterial. Erde als Schriftzeichen, Erde als Heimatkonnotation und als Kritik an der historischen Auslegung des Heimatbegriffs.“<ref> | In der [[w:Wiener Zeitung|Wiener Zeitung]] vom November 2017 schreibt die Kunsthistorikerin: „Sie lässt sich Moose aus allen Ländern dieser Erde bringen, fotografiert sie mit der Makrolinse, und schafft durch die unterschiedlichen Applikationen, Kombinationen und Verfremdungen neue Bezüge. Sie verortet das Moos durch die Angabe der Koordinaten ihrer Fundstelle (Mapping), sie lässt einen wirklichen und naturnahen Traktor über das vergrößerte und farblich veränderte Moosbild fahren und stellt dieses Überrollen in der künstlichen Welt des Ateliers mit einem einzelnen Traktorreifen nach – mit echtem Erdmaterial. Erde als Schriftzeichen, Erde als Heimatkonnotation und als Kritik an der historischen Auslegung des Heimatbegriffs.“<ref>[http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/kunst/galerie/928291_Theres-Cassini.html Theres Cassini</ref> | ||
== Ausstellungen == | == Ausstellungen == | ||
=== Einzelausstellungen === | === Einzelausstellungen === | ||
* 2015/16: Traklhaus<ref> | * 2015/16: Traklhaus<ref>[https://www.salzburg.gv.at/themen/kultur/foerdersparten/bildendekunst/traklhaus Land Salzburg - Kunst im Traklhaus]</ref> auf der Festung, Salzburg, Glühend Eis | ||
* 2014: Robert-Musil-Literaturmuseum, Klagenfurt<ref> | * 2014: Robert-Musil-Literaturmuseum, Klagenfurt<ref>[http://www.musilmuseum.at/index.php Robert Musil Literaturmuseum Klagenfurt am Wörthersee]</ref> Möglichkeiten oder noch nicht geborene Wirklichkeiten | ||
* 2011: Galerie 3,<ref name="auto"> | * 2011: Galerie 3,<ref name="auto">[http://www.galerie3.com/ Galerie3 - FLUX23]</ref> Klagenfurt, Kabinett, Glühend Eis | ||
* 2008: [[Bank Austria Kunstforum Wien]], Tresor, Wien, Lichtspeisen | * 2008: [[w:Bank Austria Kunstforum Wien|Bank Austria Kunstforum Wien]], Tresor, Wien, Lichtspeisen | ||
* 2006: Stadtgalerie Wolfsberg<ref>http://www.wolfsberg.at/kultur/museum-galerie-und-schloss/stadtgalerie-am-minoritenplatz/</ref> Leibes-Hausung | * 2006: Stadtgalerie Wolfsberg<ref>[http://www.wolfsberg.at/kultur/museum-galerie-und-schloss/stadtgalerie-am-minoritenplatz/ Stadtgalerie Wolfsberg]</ref> Leibes-Hausung | ||
* 2007: Galerie Walter Bischoff, Berlin,<ref> | * 2007: Galerie Walter Bischoff, Berlin,<ref>[http://www.artbischoff.com/ausstellungen/walter-bischoff-galerie/walter-bischoff-galerie-berlin/ artbischoff - Walter Bischoff Galerie Berlin]</ref> wir sind noch nicht soweit | ||
* 2004: Kunst Wien, Personale der Galerie 3 | * 2004: Kunst Wien, Personale der Galerie 3 | ||
* 2002: Galerie 3 , Klagenfurt, Kabinett, balance akte | * 2002: Galerie 3 , Klagenfurt, Kabinett, balance akte | ||
Zeile 89: | Zeile 86: | ||
=== Gruppenausstellungen === | === Gruppenausstellungen === | ||
* 2017: [[Kunstverein Kärnten|Künstlerhaus Klagenfurt]], Blutrot | * 2017: [[w:Kunstverein Kärnten|Künstlerhaus Klagenfurt]], Blutrot | ||
* 2017: [[Museum Moderner Kunst Kärnten]], Klagenfurt, unheimlich schön. Stillleben heute | * 2017: [[w:Museum Moderner Kunst Kärnten|Museum Moderner Kunst Kärnten]], Klagenfurt, unheimlich schön. Stillleben heute | ||
* 2014/15: [[Belvedere 21]], Wien, SIGMUND FREUD und das Spiel mit der Bürde der Repräsentation | * 2014/15: [[w:Belvedere 21|Belvedere 21]], Wien, SIGMUND FREUD und das Spiel mit der Bürde der Repräsentation | ||
* 2014: Koroška galerija likovnih umetnosti, Slovenj Gradec<ref> | * 2014: Koroška galerija likovnih umetnosti, Slovenj Gradec<ref>[https://www.glu-sg.si/ KGLU - Koroška galerija likovnih umetnosti]</ref> – Podobe telesa – Körperbilder | ||
* 2014 :[[Werner-Berg-Museum]], Bleiburg, Körperbilder – Podobe telesa | * 2014 :[[w:Werner-Berg-Museum|Werner-Berg-Museum]], Bleiburg, Körperbilder – Podobe telesa | ||
* 2014: Galerie 3, Klagenfurt,<ref name="auto"/> Theres Cassini Kinetische Plastiken | * 2014: Galerie 3, Klagenfurt,<ref name="auto"/> Theres Cassini Kinetische Plastiken | ||
* 2012: [[Unteres Belvedere]], Wien, GOLD | * 2012: [[w:Unteres Belvedere|Unteres Belvedere]], Wien, GOLD | ||
* 2012: Galerie Hummel,<ref> | * 2012: Galerie Hummel,<ref>[http://www.galeriehummel.com Galerie Hummel]</ref> Wien, Objekt und Skulptur 2 | ||
* 2011/12: [[Leopold Museum]], Wien, The Excitement Continues | * 2011/12: [[w:Leopold Museum|Leopold Museum]], Wien, The Excitement Continues | ||
* 2010: [[Viennafair]], Galerie 3 | * 2010: [[w:Viennafair|Viennafair]], Galerie 3 | ||
* 2009/10: Museum Moderner Kunst Kärnten, Klagenfurt, Neue Positionen aus Österreich | * 2009/10: Museum Moderner Kunst Kärnten, Klagenfurt, Neue Positionen aus Österreich | ||
* 2009: Galerie im [[Traklhaus| | * 2009: Galerie im [[w:Traklhaus|Traklhaus]], Salzburg, Mahlzeit! Essen in der Kunst | ||
* 2006/07: Galerie Hummel, Wien, Das Öffnen und Schließen des Mundes | * 2006/07: Galerie Hummel, Wien, Das Öffnen und Schließen des Mundes | ||
* 2005: [[Museum Villa Haiss]], Stuttgart, Ansicht – Draufsicht - Übersicht | * 2005: [[w:Museum Villa Haiss|Museum Villa Haiss]], Stuttgart, Ansicht – Draufsicht - Übersicht | ||
* 2005: CITY ART MUSEUM, Ljubljana, Spaces of Memory | * 2005: CITY ART MUSEUM, Ljubljana, Spaces of Memory | ||
* 2003: Museum Moderner Kunst Kärnten, Klagenfurt, 0 1 2 view - Kunstankäufe im Kontext der Sammlung | * 2003: Museum Moderner Kunst Kärnten, Klagenfurt, 0 1 2 view - Kunstankäufe im Kontext der Sammlung | ||
== Sammlungen == | == Sammlungen == | ||
* [[Österreichische Galerie Belvedere]], Wien | * [[w:Österreichische Galerie Belvedere|Österreichische Galerie Belvedere]], Wien | ||
* Museum Moderner Kunst, Klagenfurt[http://www.mmkk.at/263673_DE-Sammlungen-Kunstsammlung_des_Landes_KaerntenMMKK] | * Museum Moderner Kunst, Klagenfurt[http://www.mmkk.at/263673_DE-Sammlungen-Kunstsammlung_des_Landes_KaerntenMMKK] | ||
* Sammlung [[BKS Bank]], Klagenfurt | * Sammlung [[BKS Bank]], Klagenfurt | ||
* | * Leopold Museum, Wien | ||
* Ursula Blickle Videoarchiv[http://www.ursulablicklevideoarchiv.com/], Wien | * Ursula Blickle Videoarchiv[http://www.ursulablicklevideoarchiv.com/], Wien | ||
* Museum Villa Haiss | * Museum Villa Haiss, Stuttgart | ||
== Bibliografie == | == Bibliografie == | ||
=== Monografien === | === Monografien === | ||
*Zaunschirm Thomas | *Zaunschirm Thomas: ''Cassinis Lichtspeisen'', 2008, Residenz Verlag, ISBN 9783701731251 | ||
=== Ausstellungskataloge – (Auswahl) === | === Ausstellungskataloge – (Auswahl) === | ||
* fokus sammlung 05: '' | * fokus sammlung 05: ''Stilleben'' Museum Moderner Kunst Kärnten, Ausstellungskatalog, Hg. Christine Wetzlinger-Grundnig, Museum Moderner Kunst Kärnten, Klagenfurt, 2017, S. 132–133 | ||
* Kippenberger Martin: ''XYZ,'' Hg. Lisa Ortner-Kreil und [[Ingried Brugger]], Kunstforum Wien, Ausstellungskatalog, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2016. | * Kippenberger Martin: ''XYZ,'' Hg. Lisa Ortner-Kreil und [[w:Ingried Brugger|Ingried Brugger]], Kunstforum Wien, Ausstellungskatalog, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2016. | ||
* ''GOLD,'' [[Agnes Husslein-Arco]] and | * ''GOLD,'' [[Agnes Husslein-Arco]] and Thomas Zaunschirm (Hg.), Belvedere, Vienna, Hirmer Verlag GmbH, München, 2012, Ausstellungskatalog, S. 181, ISBN 978-3-7774-5361-3 (Museum), ISBN 978-3-7774-4981-4 (Retail) | ||
* ''THE EXCITEMENT CONTINUES: Zeitgenössische Kunst aus der Sammlung Leopold II,'' Franz Smola und Diethard Leopold (Hg.) für die Leopold Museum-Privatstiftung, Ausstellungskatalog, Christian Brandstätter Verlag, Wien, 2011, S. 280–281, 295, ISBN 978-3-85033-584-3 | * ''THE EXCITEMENT CONTINUES: Zeitgenössische Kunst aus der Sammlung Leopold II,'' Franz Smola und Diethard Leopold (Hg.) für die Leopold Museum-Privatstiftung, Ausstellungskatalog, Christian Brandstätter Verlag, Wien, 2011, S. 280–281, 295, ISBN 978-3-85033-584-3 | ||
* ''MAHLZEIT. ESSEN IN DER KUNST,'' Galerie im Traklhaus (Hg.), Jung und Jung Verlag, Salzburg Wien, 2009, S. 45, 137. ISBN 978-3-902497-61-1 | * ''MAHLZEIT. ESSEN IN DER KUNST,'' Galerie im Traklhaus (Hg.), Jung und Jung Verlag, Salzburg Wien, 2009, S. 45, 137. ISBN 978-3-902497-61-1 | ||
=== Presse / Rezensionen (Auswahl) === | === Presse / Rezensionen (Auswahl) === | ||
* Borchhardt-Birbaumer | * Brigitte Borchhardt-Birbaumer : ''Theres Cassini''<ref>[http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/kunst/galerie/928291_Theres-Cassini.html Theres Cassini|first=Wiener Zeitung|last=Online|publisher=}}</ref> | ||
* | * MichaelCerha : ''Unheimlich schön: Relikte des Alltags im Zeichen der Vanitas''<ref>[https://derstandard.at/2000051940031/Unheimlich-schoen-Relikte-des-Alltags-im-Zeichen-der-Vanitas "Unheimlich schön": Relikte des Alltags im Zeichen der Vanitas] im Standard</ref> | ||
* | * JohannaHofleitner : ''Die Büchse der Pandora''<ref>[http://schaufenster.diepresse.com/home/salon/portraet/5156901/Kuenstlerinnen_Die-Buechse-der-Pandora Künstlerinnen: Die Büchse der Pandora|publisher=}}</ref> | ||
* Kainberger | * Hedwig Kainberger : ''Extreme Schönheit ist kalt und hart.''<ref>[https://www.sn.at/suche?q=hedwig+kainberger+theres+cassini Suche nach: "hedwig kainberger theres cassini" - SN.at]</ref> | ||
* | * DanielaGregori : ''Theres Cassini – Möglichkeiten oder noch nicht geborene Wirklichkeiten. Ulrichs Eigenschaften''<ref>[http://www.artmagazine.cc/content78657.html Theres Cassini - Möglichkeiten oder noch nicht geborene Wirklichkeiten: Ulrichs Eigenschaften]</ref> | ||
* | * MargaretaSandhofer : ''Kunst-Stück: Theres Cassini – Prostitute and Client'' In: Art-Magazin<ref>[http://www.artmagazine.cc/content59817.html Kunst-Stück: Theres Cassini - Prostitute and Client]</ref> | ||
* [[Jürgen Dollase|Dollase | * [[w:Jürgen Dollase|Jürgen Dollase]]: ''Mehr als bloße Realisierbarkeit'' In: Kunstzeitung 169, September 2010, S. 34 | ||
* '' | * ''Im Zoo der Kunst I'', Titelbild<ref>[http://www.cassini.at/press/pres_kunstforum.htm Rezensionen Theres Cassini</ref> von Theres Cassini In: [[w:Kunstforum International|Kunstforum International]]<ref>[https://www.kunstforum.de/ Startseite – www.kunstforum.de]</ref> | ||
== Weblinks == | == Weblinks == |