Martinigans: Unterschied zwischen den Versionen

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Als Erklärung werden aber auch zahlreiche Legenden bemüht. Gern wird in Legenden erzählt, dass die Martinsgans ihren Ursprung in Martins Leben habe: Entgegen seinem eigenen Willen und trotz Vorbehalts des Klerus drängte das Volk von [[w:Tours|Tours]] darauf, Martin zum Bischof zu weihen. [[w:Askese|Asketisch]] und bescheiden, wie er sein Leben führte, hielt er sich für unwürdig, das Bischofsamt zu bekleiden. Er soll sich deshalb in einem Gänsestall versteckt haben. Die Gänse jedoch sollen so aufgeregt geschnattert haben, dass Martin gefunden wurde und zum Bischof geweiht werden konnte. Nach einer anderen Erzählung griffen die Bürger von Tours zu einer List: Ein Bauer sei zu Martins Versteck gegangen und habe diesen gebeten, seine kranke Frau zu besuchen. Hilfsbereit, wie Martin nun einmal war, habe er seine Sachen genommen und den Bauern nach Hause begleitet. Wahrscheinlich sah er ziemlich schmutzig aus – als habe er eine Zeit lang in einem Gänsestall gelebt. Eine weitere Geschichte besagt, dass eine schnatternde Gänseschar in den Kirchraum gewatschelt sei und dabei Bischof Martin bei seiner Predigt unterbrochen habe. Daraufhin seien die Gänse gefangen und verzehrt worden.
Als Erklärung werden aber auch zahlreiche Legenden bemüht. Gern wird in Legenden erzählt, dass die Martinsgans ihren Ursprung in Martins Leben habe: Entgegen seinem eigenen Willen und trotz Vorbehalts des Klerus drängte das Volk von [[w:Tours|Tours]] darauf, Martin zum Bischof zu weihen. [[w:Askese|Asketisch]] und bescheiden, wie er sein Leben führte, hielt er sich für unwürdig, das Bischofsamt zu bekleiden. Er soll sich deshalb in einem Gänsestall versteckt haben. Die Gänse jedoch sollen so aufgeregt geschnattert haben, dass Martin gefunden wurde und zum Bischof geweiht werden konnte. Nach einer anderen Erzählung griffen die Bürger von Tours zu einer List: Ein Bauer sei zu Martins Versteck gegangen und habe diesen gebeten, seine kranke Frau zu besuchen. Hilfsbereit, wie Martin nun einmal war, habe er seine Sachen genommen und den Bauern nach Hause begleitet. Wahrscheinlich sah er ziemlich schmutzig aus – als habe er eine Zeit lang in einem Gänsestall gelebt. Eine weitere Geschichte besagt, dass eine schnatternde Gänseschar in den Kirchraum gewatschelt sei und dabei Bischof Martin bei seiner Predigt unterbrochen habe. Daraufhin seien die Gänse gefangen und verzehrt worden.


Einer tschechischen Legende nach, sollte Martin durch das Schnattern der Gänse am Predigen gehindert werden. Als Strafe landeten diese dann auf dem Teller. Dem Volksglauben dort, soll jemand das ganze Jahr lang hngern, wenn er am Martinstag keine Gans ist.<ref>[http://www.czechspecials.cz/about-czech-gastronomy/tradicni-svatomartinska-husa-se-nadiva-jablky-a-hr?lang%3Dru-ru Tradiční svatomartinská husa se nadívá jablky a hruškami] abgerufen am 16. Oktober 2021 ({{CsS}})</ref>
Einer tschechischen Legende nach, sollte Martin durch das Schnattern der Gänse am Predigen gehindert werden. Als Strafe landeten diese dann auf dem Teller. Dem Volksglauben dort, soll jemand das ganze Jahr lang hungern, wenn er am Martinstag keine Gans isst.<ref>[http://www.czechspecials.cz/about-czech-gastronomy/tradicni-svatomartinska-husa-se-nadiva-jablky-a-hr?lang%3Dru-ru Tradiční svatomartinská husa se nadívá jablky a hruškami] abgerufen am 16. Oktober 2021 ({{CsS}})</ref>


Solche Legenden sind allerdings erst seit dem 16.&nbsp;Jahrhundert bekannt. Sie gelten als „Sekundärlegenden“ ([[w:Ätiologie (Erzählung)|Ätiologien]]), die ein Brauchtum im Nachhinein zu erklären versuchen. Die Verbindung der Gänse mit dem Pachttermin des Martinstages wird in der Forschung nämlich als älter angesehen als die Legenden.<ref name="becker36" >Manfred Becker-Huberti: ''Feiern – Feste – Jahreszeiten. Lebendige Bräuche im ganzen Jahr.'' Sonderausgabe, Herder Verlag, Freiburg (Breisgau) 2001, ISBN 3-451-27702-6, S.&nbsp;36.</ref>
Solche Legenden sind allerdings erst seit dem 16.&nbsp;Jahrhundert bekannt. Sie gelten als „Sekundärlegenden“ ([[w:Ätiologie (Erzählung)|Ätiologien]]), die ein Brauchtum im Nachhinein zu erklären versuchen. Die Verbindung der Gänse mit dem Pachttermin des Martinstages wird in der Forschung nämlich als älter angesehen als die Legenden.<ref name="becker36" >Manfred Becker-Huberti: ''Feiern – Feste – Jahreszeiten. Lebendige Bräuche im ganzen Jahr.'' Sonderausgabe, Herder Verlag, Freiburg (Breisgau) 2001, ISBN 3-451-27702-6, S.&nbsp;36.</ref>