Wolfgang Oberlechner
Wolfgang Oberlechner (* 18. Februar 1765 in Kirchdorf in Tirol[1]; † 20. Dezember 1829 in der Stadt Salzburg[2]) war Landschaftsphysiker in Kufstein und im Pinzgau. Spätere Stationen waren Neumarkt am Wallersee und Radstadt. Ab 1814 Stadtphysikus in der Stadt Salzburg und Erbauer der Kuranstalt Kreuzbrückl in der damals selbständigen Gemeinde Maxglan.
Leben
Als illegitimer Sohn des Wolfgang Oberlechner und der Christina Leitnerin geboren, wurde später durch Eheschließung der Eltern legitimiert.[3] Er besucht das Gymnasium in Salzburg. Im Jahresbericht 1778 ist zu lesen, dass er in der „Vorbereitungsklasse“ des Gymnasiums als 13-jähriger 15. in Orthographie und 14. in der Christenlehre wurde.[4] Oberlechner studierte in Wien und wurde im Decanatsjahr 1790 gleichzeitig mit Michael Hanselmann und Caspar Duftschmied und zwar am 3. November durch P. Collin zum Doktor der Medizin promoviert.[5]
Gerichtsarzt in Kitzbühel
Am 4. Oktober 1791 heirateten Wolfgang Oberlechner (26) und Magdalena Lindtnerin (30) und leben an der Adresse Kitzbühel Nr. 51.[6] 1793 wird der Sohn Josephus W. geboren.[7] "Seine Rechtschaffenheit und die vielen rühmlichen Kuren in verzweifelten Krankheitsfällen, die er in seiner dreijährigen Praxis seinen guten Studien und trefflichen Talenten gemäß mit dem größten Fleiße ausübte, und dadurch seinen großen Werth öffentlich an den Tag legte". So wird seine 3-jährigen Tätigkeit in Kitzbühel im Zeugnis des Stadt- und Landrichters Franz Kaisermann vom 28. November 1793 beschrieben.[8] Oberlechner war von 1790 bis 1793 als Arzt in Kitzbühel tätig.
Landschaftsphysiker in Zell im Pinzgau
Im Jahr 1794 wurde er zum Landschaftsphysikus in Zell am See (bzw. Kaprun - beides wird genannt) ernannt. Im selben Jahr im Februar kam sein Sohn Wolfgangus Franc. Blasius zur Welt, der im Jahr 1800 sechsjährig an den Blattern verstarb, gegen die leider erst ab ca. 1802 im Pinzgau geimpft werden konnte.[9] Am 19. Oktober stirbt Oberlechners Frau Magdalena Lindtnerin „Doctoria dahier“ mit 34 Jahren bei der Geburt eines Sohnes, der ohne Namen bleibt und Tags darauf verstarb.[10]
Unmittelbar nach der Trauerzeit von einem Jahr verehelicht sich der Wittwer erneut. Wolfgang Oberlechner heiratet Maria Walburga Pruggerin de Prugheim, Tochter des Herrn Andreas Prugger de Prugheim k.k. Bergwerksverweser im Pillersee und der Maria Ursula Walburga Traunerin von Adelstetten. Getraut werden sie von Carolus Prugger Coadiutor in Kirchberg im Brixenthall und Bruder der Braut. Zeugen sind Josephus Kaisermann Praetor (Stadt- und Landrichter) in Kitzbichl, der das bereits erwähnte Zeugnis verfasste, und Thomas Oberhauser Gerichtsschreiber daselbst. Beide sind 31 Jahre alt.[11] Der 1799 geborene Sohn Jacobus Martinus wird später Dominicus genannt und stirbt 22 jährig als Student der Rechte an der Universität Wien. Ihm setzt der untröstliche Vater ein noch heute am Friedhof St. Peter besehendes Denkmal, das Oberlechner-Grab. Die zwei Töchter Maria Ursula Walpurga (*1801) und Maria Anna Walpurga (*1803) sowie der Sohn Mathäus Englwert (*1804) versterben alle im ersten Lebensjahr.[12]
Wolfgang Oberlechner verfasste 1803 das Gedicht "Die Sümpfe in Pinzgau", in welchem er auch seine heftige fieberhafte Erkrankung beschreibt.
Im Jahr der Säkularisation Salzburgs 1803 konnte er seine Schreibrequisiten vom Pfleggericht beziehen und musste sie nicht selbst kaufen: "Nachdem der Hr Wolfgang Oberlechner alle Monate den anbefohlenen Sanitätsbericht, und in verschiedenen vorkommenden Fällen von Amtswegen Berichte zu verfassen hat; so hat man unter heutgen Tag die Weisung an das Pfleggericht erlassen, daß es denselben mit den nöthigen Kanzley-Requsisten versehen, welches demselben zu seiner Wissenschaft hiermit bekannt gemacht wird. Salzburg in dem von sr k Hoheit Herrn Erzherzog Ferdinand provisor. bestättigten Hofrath den 11 März 1803 Johann von Zillerberg".[13]
Physikate in Neumarkt und Radstadt
Im Jahr 1804 wurde Oberlechner zum kurfürstlichen Rat ernannt und am 6. September auf das Physikat Neumarkt versetzt. Im Juli 1805 erhielt er das Physikat Radstadt, von welchem er 1808 resignierte.
Stadtphysiker in Salzburg
Nachdem er einige Jahre als praktizierender Arzt in Salzburg gearbeitet hatte, wurde er am 27. Februar 1814 unter bayerischer Herrschaft bei der bayerischen Organisierung des Medizinalwesens zum Stadtgerichtsarzt II. Klasse ernannt.[14]
Am 26. August 1816 , als Salzburg wieder unter österreichischer Herrschaft stand, schrieb er einen umfassenden Beschwerdebrief an die Landesregierung in Linz. Er beschrieb darin anhand zahlreicher Beispiele das Handeln von Dr. Barisani, "der durch 6 Jahre über ärztliche Individuen wie ein Despot im Kreise herrschte". Er bezeichnete Dr. Barisani in diesem Brief als "Schwätzer, Lügner, Falsarius" und nannte ihn einen "Verächter des höchsten Hauses Österreichs und seiner Majestät selbst".[15] Nichtsdestotrotz wurde Barisani zum Kreisarzt ernannt und führte in dieser Funktion auch noch die Organisierung des Sanitätswesens 1818/19 durch.
Im Jahr 1821 verlor Wolfgang Oberlechner seinen studierenden Sohn Domenicus Oberlechner. Untröstlich setzte er ihm am Friedhof St. Peter ein bis heute bestehendes Denkmal.
Um für die Kuranstalt Kreuzbrückl in Maxglan zu werben, gab er 1826 das Büchlein "Bethsaida oder die Schlammbäder in der Umgebung Juvaviens" heraus.[16]
In seinem Jahresbericht von 1829 fügte der Salzburger Kreisarzt Johann Nepomuk von Bernberg eine Art Nachruf auf Oberlechner ein. Dieser schwankt zwischen überschwänglichem Lob "Tausenden hat er Gesundheit und Leben, erhalten in seinem vieljährigen Wirken, darum benezten auch tausende von Thränen der dankbaren sein stummes Grab" und unverhohlener Kritik "Er lebte mit keinem anderen Arzt in einem vertrauten Verhältnis; liebte auch die Berathungen mit seinen Kollegen nicht, und gab leicht einen Kranken auf, der ihm nicht sein volles Zutrauen schenkte,...".[17]
Er ist im Oberlechner-Grab am Friedhof St. Peter in Salzburg begraben.
Weblinks
- maps.stadt-salzburg.at, Beschreibung des Kreuzbrücklwegs
Einzelnachweise
- ↑ Kirchdorf - Taufbuch 5 (Teil 1),1759-1769,78-79.
- ↑ St. Blasius, 1783-1834 Sterbefälle, 357.
- ↑ Kirchdorf - Taufbuch 5 (Teil 1),1759-1769,78-79.
- ↑ Archiv Sankt Peter.
- ↑ Anton Edler von Rosas: "Geschichte der k. k. österr. medic. Bildungs-, Heil- und Wohlthätigkeits-Anstalten, dann medic. Statistik und Topographie der k. k. österr. Monarchie. Kurzgefasste Geschichte der Wiener Hochschule im Allgemeinen und der medicinischen Facultät derselben insbesondere", in: Wilhelm Edler von Well, Hg. "Medicinische Jahrbücher des kaiserl. königl. österreichischen Staates", Wien 1848, 81–354, hier: 73–74.
- ↑ Kitzbühel/Traubuch/Traubuch 1784-1843.
- ↑ Kitzbühel/Traubuch/Traubuch 1784-1843, 558.
- ↑ Jakob Balde, Jakob Balde's Medizinische Satyren Bd 1, München1833, XXIV.
- ↑ Zell Am See - St. Hippolyt, 1774-1808 Taufen, 225; Zell Am See - St. Hippolyt, 1780-1836 Sterbefälle.
- ↑ Zell am See - St. Hippolyt Sterbebuch | STBII, 119; Zell Am See - St. Hippolyt, 1774-1808 Taufen, 236.
- ↑ Zell Am See - St. Hippolyt, 1741-1820 Heiraten, 262.
- ↑ Zell Am See - St. Hippolyt, 1774-1808 Taufen, 268; Zell Am See - St. Hippolyt, 1780-1836 Sterbefälle, 170; Zell Am See - St. Hippolyt, 1774-1808 Taufen, 289; Zell Am See - St. Hippolyt, 1780-1836 Sterbefälle, 193; Neumarkt, 1793-1854 Taufen.
- ↑ Salzburger Landesarchiv churf. u k.k. österr Reg XI 037 Jungwirth.
- ↑ 18. März 1814, Königlich-Baierisches Salzach-Kreis-Blatt.
- ↑ Oberösterreichisches Landesarchiv: Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 149.
- ↑ books.google.at, Benedikt Pillwein, 1839, Seite 86
- ↑ Salzburger Landesarchiv KR Akten B IX.9. Fasz 0212.