Akademische Legion (1914/1915): Unterschied zwischen den Versionen

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== Hintergrund ==
== Hintergrund ==
{{Hauptartikel|Alldeutsche Vereinigung|Deutschradikale Partei|Deutschnationale Bewegung}}
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Wie die [[Alter Herr (Studentenverbindung)| Alten Herren]] stand die deutsche Studentenschaft Altösterreichs vor 1914 zum überwiegenden Teil in nationalen (deutschen) Lagern. „Österreichische Patrioten“ waren sie nicht, am allerwenigsten die [[Burschenschaft]]er und die Angehörigen der wehrhaften Vereine im [[Waidhofener Verband]]. Vom (preußischen) [[Militarismus]] waren sie so wenig begeistert wie von den [[Hohenzollern]].<ref>Holzinger, S. 20</ref> Das [[Attentat von Sarajevo]] schien in erster Linie eine österreichische Angelegenheit zu sein, eine Prestigefrage des Heeres und des schwer beleidigten Kaiserhauses. „Hatten die Couleurstudenten aus der Steiermark oder aus dem Egerland in Polen oder in Serbien ihre Heimat zu verteidigen?“  
Wie die [[w:Alter Herr (Studentenverbindung)|Alten Herren]] stand die deutsche Studentenschaft Altösterreichs vor 1914 zum überwiegenden Teil in nationalen (deutschen) Lagern. „Österreichische Patrioten“ waren sie nicht, am allerwenigsten die [[w:Burschenschaft|Burschenschafter]] und die Angehörigen der wehrhaften Vereine im [[w:Waidhofener Verband|Waidhofener Verband]]. Vom (preußischen) [[w:Militarismus|Militarismus]] waren sie so wenig begeistert wie von den [[w:Hohenzollern|Hohenzollern]].<ref>Holzinger, S. 20</ref> Das [[w:Attentat von Sarajevo|Attentat von Sarajevo]] schien in erster Linie eine österreichische Angelegenheit zu sein, eine Prestigefrage des Heeres und des schwer beleidigten Kaiserhauses. „Hatten die Couleurstudenten aus der Steiermark oder aus dem Egerland in Polen oder in Serbien ihre Heimat zu verteidigen?“  
Holzinger gibt die Antwort selbst:<ref>Holzinger, S. 21</ref>
Holzinger gibt die Antwort selbst:<ref>Holzinger, S. 21</ref>
{{Zitat|Die völkische Studentenschaft dachte und sah kraft ihrer Erziehung und ihrer politischen Schulung weiter als selbst hochstehende und führende Personen im Staate Österreich. Sie betrachtete den Krieg von Anfang an nicht als Strafexpedition gegen Serbien oder als einen Kampf um die Erhaltung irgendwelcher politischer Grenzen im Norden oder im Osten des Reiches, sondern als ein gigantisches Ringen Deutschlands um seine Weltstellung, um seine Existenz. Daß wir den Krieg nicht im deutschen Heere, sondern im Verbande einer verbündeten Armee mitfochten, war nebensächlich. Österreichs Siege waren Deutschlands Siege, seine Niederlagen Deutschlands Schmerz. – Die Gegner alldeutscher  Gesinnung konnten zwar nicht verstehen, warum gerade die grimmigsten Bekämpfer eines feudal-klerikal-slawisch regierten Österreich plötzlich tüchtige und beispielgebende Patrioten wurden, aber sie vergaßen ihren Groll gegen die ehedem verhassten „Preußenheuchler“ und die Farben schwarz-rot-gold und schwarz-weiß-rot standen auch bei ihnen hoch in Ehren.|Josef Holzinger}}
{{Zitat|Die völkische Studentenschaft dachte und sah kraft ihrer Erziehung und ihrer politischen Schulung weiter als selbst hochstehende und führende Personen im Staate Österreich. Sie betrachtete den Krieg von Anfang an nicht als Strafexpedition gegen Serbien oder als einen Kampf um die Erhaltung irgendwelcher politischer Grenzen im Norden oder im Osten des Reiches, sondern als ein gigantisches Ringen Deutschlands um seine Weltstellung, um seine Existenz. Daß wir den Krieg nicht im deutschen Heere, sondern im Verbande einer verbündeten Armee mitfochten, war nebensächlich. Österreichs Siege waren Deutschlands Siege, seine Niederlagen Deutschlands Schmerz. – Die Gegner alldeutscher  Gesinnung konnten zwar nicht verstehen, warum gerade die grimmigsten Bekämpfer eines feudal-klerikal-slawisch regierten Österreich plötzlich tüchtige und beispielgebende Patrioten wurden, aber sie vergaßen ihren Groll gegen die ehedem verhassten „Preußenheuchler“ und die Farben schwarz-rot-gold und schwarz-weiß-rot standen auch bei ihnen hoch in Ehren.|Josef Holzinger}}


Österreichs Akademiker wollten ein Freiwilligenkorps, eine Legion bilden und als neue [[Lützowsches Freikorps| Lützower]] an die Front ziehen. Für diesen Gedanken sollten zunächst die akademischen Behörden und durch deren Vermittlung die militärischen gewonnen werden. Das eine gelang, das andere war unmöglich. [[Richard Wettstein]], der Rektor der [[Universität Wien]], verhandelte mit dem [[k.k. Ministerium für Landesverteidigung]] und dem [[Kriegsministerium (Wien)]]. Zugesagt wurde ihm die Schaffung von akademischen Chargenschulen, wenn sich 300 Freiwillige meldeten. Später sollte über die Eingliederung in die bestehende Heeresorganisation entschieden werden. Wettstein machte sich keine falschen Vorstellungen: {{"|Es ist leichter eine Universität zu gründen als eine akademische Legion.}} Am 31. August 1914 erging der Erlass des Kriegsministeriums, dass „Chargenschulen für akademische Freiwillige“ in Wien, Graz, Prag und Innsbruck geschaffen werden sollten.<ref>Holzinger, S. 22</ref> Dort sollten Studenten und Altakademiker zu Unteroffizieren und Offizieren ausgebildet und dann auf die 162 Regimenter verteilt werden. Mitte Oktober 1914 waren in Wien 700 Akademiker freiwillig eingerückt. Die Versuche, auch an anderen Hochschulen Zweigstellen der „Legion“ zu errichten, scheiterten am Widerstand des Ministeriums. Am 31. Oktober 1914 wurde die Aufnahme in die Legion eingestellt. Anfangs standen die Legionäre im Felde mit den Kameraden in der Heimat in regem Austausch. Er wurde nach und nach spärlicher und erlosch Ende 1915. Die Legion war Geschichte.  
Österreichs Akademiker wollten ein Freiwilligenkorps, eine Legion bilden und als neue [[w:Lützowsches Freikorps| Lützower]] an die Front ziehen. Für diesen Gedanken sollten zunächst die akademischen Behörden und durch deren Vermittlung die militärischen gewonnen werden. Das eine gelang, das andere war unmöglich. [[w:Richard Wettstein|Richard Wettstein]], der Rektor der [[w:Universität Wien|Universität Wien]], verhandelte mit dem [[w:k.k. Ministerium für Landesverteidigung|k.k. Ministerium für Landesverteidigung]] und dem [[w:Kriegsministerium (Wien)|Kriegsministerium (Wien)]]. Zugesagt wurde ihm die Schaffung von akademischen Chargenschulen, wenn sich 300 Freiwillige meldeten. Später sollte über die Eingliederung in die bestehende Heeresorganisation entschieden werden. Wettstein machte sich keine falschen Vorstellungen: {{"|Es ist leichter eine Universität zu gründen als eine akademische Legion.}} Am 31. August 1914 erging der Erlass des Kriegsministeriums, dass „Chargenschulen für akademische Freiwillige“ in Wien, Graz, Prag und Innsbruck geschaffen werden sollten.<ref>Holzinger, S. 22</ref> Dort sollten Studenten und Altakademiker zu Unteroffizieren und Offizieren ausgebildet und dann auf die 162 Regimenter verteilt werden. Mitte Oktober 1914 waren in Wien 700 Akademiker freiwillig eingerückt. Die Versuche, auch an anderen Hochschulen Zweigstellen der „Legion“ zu errichten, scheiterten am Widerstand des Ministeriums. Am 31. Oktober 1914 wurde die Aufnahme in die Legion eingestellt. Anfangs standen die Legionäre im Felde mit den Kameraden in der Heimat in regem Austausch. Er wurde nach und nach spärlicher und erlosch Ende 1915. Die Legion war Geschichte.


== Regimenter ==
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