Tuppenbrücke

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Tuppenbrücke 2025, links das Egger Viadukt der ehemaligen Bregenzerwaldbahn (heute Radweg)
Tuppenbrücke zwischen 1954 und 1965, links das Egger Viadukt der Bregenzerwaldbahn. Unterhalb, bei der Ache, das Elektrizitätswerk Egg
Tuppenbrücke um 1901, links das Egger Viadukt der Bregenzerwaldbahn in Bau

Über die Tuppenbrücke in Egg führt die Landesstraße L200 von Müselbach ins Ortszentrum von Egg in Vorarlberg und weiter durch den gesamten Bregenzerwald an den Hochtannberg.

Name

Die Herkunft des Namens „Tuppen“ bzw. „Tuppach“ ist ungeklärt. Er wird bereits im Mittelalter erwähnt und hat möglicherweise Wurzeln nicht in der deutschen Sprache.[1] Der Name könnte von „Topp“ = muffig, feucht, dunkel abgeleitet sein. [2]

Lage

Die Tuppenbrücke (etwa 553 m ü. A.) ist in etwa von Südostost nach Nordnordwest ausgerichtet und befindet sich bei Gewässerkilometer 24,01 rund 20 Meter über der Bregenzer Ache. Sie verbindet leicht ansteigend das Gemeindezentrum von Egg mit dem Ortsteil Müselbach der Gemeinde Alberschwende und in weiterer Folge mit dem Alpenrheintal bzw. dem Bodenseegebiet. Das Ortszentrum von Egg liegt rund 800 Meter Luftlinie im Südosten. Die nächste solitäre größere Brücke über die Bregenzer Ache ist flussabwärts etwa 1850 Meter Luftlinie entfernt im Norden gelegen die Lingenauer Hochbrücke und flussaufwärts im Südosten die rund 550 Meter Luftlinie entfernte Fluhbrücke.

Bei der Tuppenbrücke beginnt der „Mittlerer Bregenzerwald“, der bis zu den Klausbergen bei Bezau reicht.[3]

Geschichte

1784 wurde die erste mit Fuhrwerken befahrbare Straße vom Rheintal aus über Bildstein-Farnach nach Alberschwende und weiter nach Egg erbaut und bis 1785 bis nach Schwarzenberg erweitert. Bis dahin gab es nur Saumverkehr. 1796 entstand die erste Wagenstraße durch das Lingenauer Tobel.[4]

1841 erfolgten die ersten Planungen für eine gut ausgebaute Straße von Alberschwende nach Egg (Widum). 1844 wird diese, hauptsächlich von italienischen Arbeitern, gebaut und am 27. Oktober 1845 feierlich eröffnet.[5]

An Stelle der heutigen Tuppenbrücke bestanden schon zuvor Brücken. Als es 1910 zu einem Hochwasser kam, welches viele Brücken in Vorarlberg beschädigte, bestand auch bei der Tuppenbrücke die Gefahr, dass das linksseitige Widerlager unterspült worden sei und es wurde ein Uferschutzbau errichtet. Die Brücke selbst war bereits zuvor in einem schlechten Zustand und musste immer wieder repariert werden. 1933 entschloss sich daher der Konkurrenzausschuss der Mittelwälderstraße, eine neue Brücke zu bauen. Es wurde mit Kosten von rund 220.000 Schilling (heute ca. 1 Million Euro) gerechnet, von denen das Land Vorarlberg 50 % übernahm.[6] Etwa 2100 rm des Lehrgerüsts für den Neubau der Tuppenbrücke wurde von Pfarrer Reichart aus Alberschwende gekauft und damit ein Gerüst für das Ausmalen des Innenraums der Pfarrkirche erstellt.[7]

1933/1934, zu Beginn des Austrofaschismus, wurde es als erforderlich erachtet, dass die paramilitärische, der christlichsozialen Partei nahestehende, Heimwehr die Brücke vor Anschlägen von (damals illegalen) Nazionalsozialisten bewacht und schützt.[8]

Zum Ende des Zweiten Weltkriegs sollte auch die Tuppenbrücke gesprengt werden, um das Vorrücken der französischen Einheiten zu behindern. Auf der Tuppenbrücke wurden dazu zwei Bomben zu 250 kg und 1000 kg Sprengmunition angebracht. In der Nacht vom 1. auf 2. Mai wurden die Bomben und die ganze Sprengmunition von beherzten Soldaten, welche die Ausweglosigkeit der Situation erkannt hatten, ins Wasser geworfen.[9]

Am 11. Jänner 1965 entgleiste der Frühzug der Bregenzerwaldbahn im Bereich der Tuppenbrücke auf dem Viadukt. Die Lokomotive rutsche ins Bachbett und teilweise unter die Tuppenbrücke.[10][11]

Nachdem am 14. Juli 1980 die Strecke der Bregenzerwaldbahn zwischen Kennelbach und Egg wiederum von Felsmassen verlegt wurde und der Betrieb hier endgültig eingestellt wurde, erfolgte am 10. November 1980 der Abtransport der Diesellokomotive 2095.05 von Bezau über die L200 und Egg / Tuppenbrücke nach Bregenz.[11]

Von Mai 2022 bis August 2025 wurden die – bis zum Neubau der Tuppenbrücke in den 1970er-Jahren nicht vorhandenen, nördlich befindlichen, Hangbrücken „Tuppen 1 bis 3“[12] um insgesamt rund 13,1 Millionen Euro umfangreich saniert.[13][14]

Technische Daten

1845

Im Franziszeischer Kataster, ein Liegenschaftskataster, der von 1810 bis 1870 erstellt wurde, ist die hölzerne Tuppenbrücke an der hier befindlichen Engstelle in etwa 90°zur Bregenzer Ache von Ost nach West (Zentrum von Egg) eingezeichnet und hatte eine Länge von rund 60 Metern Welt-Icon47.4353079.888336 Die heute bestehende Tuppenbrücke befindet sich rund 20 Meter flussabwärts Welt-Icon47.4355389.888259

Der Bau der Brücke erfolgte nach langen Diskussionen mit einem Mehrheitsbeschluss 1843. Am 11. Mai 1844 wurde das Projekt ausgeschrieben und der Rorschacher Baumeister Ignaz Faller erhielt den Zuschlag. Bauarbeiter aus dem Tessin bauten die Tuppenbrücke und die anschließende Straße. Die Eröffnungsfeier mit 30 geladenen Gästen fand am 27. Oktober 1845 in der Krone (Figurenhaus) in Egg statt und Straße bzw. Brücke wurde am 11. November 1845 dem Verkehr übergeben.[15][16]

um 1885

Ähnlich wie um 1885 die Tuppenbrücke wurde auch die später auch Bertolinibrücke über die Bregenzerache zwischen Schwarzenberg und Bersbuch erbaut.[16] Die um 1885 erbaute Brücke bestand noch bis 1935 parallel zur 1933 erbauten Tuppenbrücke und wurde dann mechanisch abgebaut. Der übrig gebliebene mittlere Brückenbogen wurde am 8. April 1935 um 12 Uhr mittags mit 9,5 kg Ammonium-Dynamit unter Verantwortung von Johann Bertolini gesprengt.[17][18]

Der Neubau der Brücke war erforderlich, weil diese um 1885 erbaute Brücke und die anschließenden Objekte „nicht ganz sachgemäß erstellt wurden und daher den Angriffen des Wassers teilweise nicht standhalten konnten“.[19][20]

ab 1933

Die Tuppenbrücke wurde 1933 von Baumeister Johann Bertolini im Auftrag des Landes Vorarlberg auf Kosten der Mittelwälder-Straßenkonkurrenz mit einem Zuschuss des Landes Vorarlberg neu gebaut. Sie verlief geradlinig von Nordwesten nach Südosten (Zentrum von Egg).

  • Planung: 1931
  • Einweihung: 6. Dezember 1933[21]
  • Material: Eisenbetonbogen, auf dem Tragpfeiler aufgesetzt wurden und darauf die Fahrbahn,
  • Stützweite: 43 Metern,
  • Fahrbahnlänge: etwa 85 Meter,
  • Fahrbahnbreite: 5,5 Meter,
  • Gehwege: beidseitig,
  • Gesamtkosten: 340.000 Schilling.[17][22][23]

Die Brücke wurde am 19. März 1975 von Bundesheerpioniere aus Salzburg gesprengt.[24]

heute

Die heutige Tuppenbrücke wurde zu Beginn der 1970er-Jahre als Betonbrücke errichtet und dem Verkehr übergeben. Sie ist die 17. an der Landesstraße 200 (L200) und trägt daher die Nummer 17 und Teil einer umfangreichen Brücken-/Hangbrückenkonstruktion, durch welche die bisheriges Straße beradigt und der Verkehr beschleunigt wurde. Sie verläuft nun in einem weiten Bogen von Nordnordwest nach Südostost (Zentrum von Egg).

Öffentlicher Verkehr

Über die Tuppenbrücke führt die VVV-Linie 830, 840 und 850. Die nächste Haltestelle im Südosten in 800 Meter Luftlinie Entfernung ist im Zentrum von Egg (Anschluss an Linie 820, 827 und 890). Im Nordnordwesten ist rund 950 Meter Luftlinie entfernt die nächste Haltestelle „Tuppen“ (Linie 830, 840 und 850).

Geologie und Gefahren

Die Brücke steht auf der ganzen Länge auf Weißachformation und Schweizer Äquivalente (Kalksandstein / Mergel, Nagelfluh und Geröll).

Bei der Brücke besteht eine erhebliche Hochwassergefährdung. Die Brücke steht in der Erdbebenzone Zone 1 (Grad VI, leichte Gebäudeschäden möglich) , es besteht in diesem Bereich mittlere bis hohe Anfälligkeit zu Rutschungen.[25]

Weblinks

 Tuppenbrücke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweis

  1. Arthur Schwarz: Heimatbuch Egg, herausgegeben von der Gemeinde Egg 1974, S. 252, 258.
  2. “Alberschwende“, herausgegeben von der Gemeinde Alberschwende, Alberschwende 1996, S. 393.
  3. Arthur Schwarz: Heimatbuch Egg, herausgegeben von der Gemeinde Egg 1974, S. 29.
  4. Arthur Schwarz: Heimatbuch Egg, herausgegeben von der Gemeinde Egg 1974, S. 96.
  5. Arthur Schwarz: Heimatbuch Egg, herausgegeben von der Gemeinde Egg 1974, S. 97.
  6. Julius Fritsch: Die Entwicklung des Straßenwesens in Vorarlberg, UT: von den Uranfängen bis zum Jahre 1937, Eigenverlag, Bregenz August 1937, S. 88 f, 93.
  7. “Alberschwende“, herausgegeben von der Gemeinde Alberschwende, Alberschwende 1996, S. 107.
  8. Arthur Schwarz: Heimatbuch Egg, herausgegeben von der Gemeinde Egg 1974, S. 184 ff.
  9. 75 Jahre Kriegsende in Egg – Auszug aus „Festung Vorarlberg“, Webseite: egg-news.at vom 3. Mai 2020.
  10. Arthur Schwarz: Heimatbuch Egg, herausgegeben von der Gemeinde Egg 1974, S. 68 und 70 (Bildunterschrift).
  11. 11,0 11,1 Von der Bregenzerwaldbahn zum Wälderbähnle, Webseite: waelderbaehnle.at, abgerufen am 31. August 2025 - Bildunterschrift.
  12. Diese mehrfeldrige Spannbeton-Hangbrücken befinden sich zwischen ca. km 15,69 – km 16,27 und wurden 1974 bis 1979 errichtet und haben eine Gesamtlänge von 70, 350 und 96 Metern (Fertigstellung 2025: Große Brückensanierung gestartet, Webseite: egg-news.at vom 12. Juli 2022).
  13. L200 Bregenzerwaldstraße, Egg, Hangbrücken Tuppen 1-3, Instandsetzung, km 15,65 - km 16,28, Webseite: vorarlberg.at, abgerufen am 31. August 2025.
  14. Tuppen-Baustelle steht vor erster Winterpause, Webseite: vn.at vom 18. November 2022.
  15. Klaus Riezler: Auf den Spuren von Julius Reiser, Webseite: archiv-blog.com vom 17. August 2024.
  16. 16,0 16,1 Julius Fritsch: Die Entwicklung des Straßenwesens in Vorarlberg, UT: von den Uranfängen bis zum Jahre 1937, Eigenverlag, Bregenz August 1937, S. 31 (online: [1]).
  17. 17,0 17,1 Arthur Schwarz: Heimatbuch Egg, herausgegeben von der Gemeinde Egg 1974, S. 101.
  18. Salzburger Chronik für Stadt und Land vom 9. April 1935, S. 5.
  19. Gemeint sind hier die Witterungseinflüsse, auf deren Einwirkungen und Auswirkungen um 1885 gemäß Landesbaumeister Julius Fritsch nicht geachtet wurde. Siehe auch: 42. Beilage im Jahre 1631 zu den stenogr. Sitzungsberichten des XIII. Vorarlberger Landtages, Webseite: agi-imc.de, abgerufen am 31. August 2025.
  20. 12. Beilage im Jahre 1932 zu den stenogr. Sitzungsberichten des XIII Vorarlberger Landtages, Webseite: suche.vorarlberg.at, abgerufen am 31. August 2025.
  21. Allgemeiner Tiroler Anzeiger vom 7. Dezember 1933, S. 7.
  22. Julius Fritsch: Die Entwicklung des Straßenwesens in Vorarlberg, UT: von den Uranfängen bis zum Jahre 1937, Eigenverlag, Bregenz August 1937, S. 88 f. (online: [2])
  23. 42. Beilage im Jahre 1631 zu den stenogr. Sitzungsberichten des XIII. Vorarlberger Landtages, Webseite: agi-imc.de, abgerufen am 31. August 2025.
  24. Vor 50 Jahren: Als die Tuppenbrücke zu Bauschutt wurde, Webseite: vol.at vom 18. März 2025.
  25. Abfrage Natural Hazard Overview and Risk Assessment Austria vom 31. August 2025.

47.4355389.888259Koordinaten: 47° 26′ 8″ N, 9° 53′ 18″ O