Müselbach
Müselbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Alberschwende in Vorarlberg. Bekanntestes Bauwerk im Ortsteil ist die Lingenauer Hochbrücke, die Müselbach mit Lingenau und damit dem Vorderen Bregenzerwald verbindet.
Name
Der Name Müsel leitet sich von einem Klotz Holz mit einer Länge von etwa 1 bis 1,8 Meter (etwa 3 bis 6 Fuß) ab. Diese Müseln wurde dort getriftet, wo die Wassermengen nicht für die Holztrift ganzer Stämme (Haue) ausreichte.[1]
Lage
Der Ortsteil Müselbach befindet sich im südöstlichen Teil des Gemeindegebiets von Alberschwende und grenzt an die Gemeinden Lingenau, Langenegg und Egg. Die Bregenzer Ache bildet dabei die östliche Grenze zu diesen Gemeinden und ist auch den tiefste Punkt im Gemeindegebiet von Alberschwende (440 m ü. A.). Der Ortsteil hat eine Fläche von etwa 8000 m², somit umfasst er etwa 37 % des Gemeindegebiets [2] und ist somit der größte Ortsteil von Alberschwende.
Die Expositurkirche Müselbach in Müselbach befindet sich auf rund 585 m ü. A. Die Lingenauer Hochbrücke befindet sich südöstlich rund 750 Meter, das Ortszentrum von Alberschwende im Westen rund 3600 Meter Luftlinie entfernt. Zum Ortszentrum der Gemeinde Doren sind es im Norden rund 4000 Meter Luftlinie. Der Bodensee ist im Nordwesten rund 12 Kilometer entfernt, zur größten Stadt in Vorarlberg, Dornbirn im Südwesten, sind es rund 11 Kilometer Luftlinie.
Die Straße vom Gasthaus Krönele[3] (Abzweigung von der L 200 Bregenzerwaldstraße) zur Lingenauertobelbrücke war vor der Errichtung der Lingenauer Hochbrücke, obwohl Landesstraße I. Ordnung, ein Karrenweg, der sich in kurvenreich zur Brücke schlängelte.[4]
Geschichte
Es wird vermutet, dass der Bereich von Alberschwende zur Römerzeit (in Vorarlberg etwa ab 15 v. Chr.) als Jagdgebiet genutzt wurde, unter Umständen auch schon zur Sömmerung von Vieh. Ab dieser Zeit soll das Gebiet auch langsam – vermutlich aus dem Raum Bregenz über Wolfurt – Bildstein – besiedelt worden sein und war auch ein Ausgangspunkt für die Besiedelung des Bregenzerwaldes z. B. über den Lorenapass.[5] Müselbach gehört seit Alters her zum Gericht Alberschwende und unterstand, im Gegensatz zu anderen Teilen von Alberschwende, nicht dem Gericht Hofsteig bzw. Lingenau.[6]
Als der Einsiedler Diedo sich Mitte des 11. Jahrhunderts in Andelsbuch ( „Andoltisbuoc“) niederließ[7], ist davon auszugehen, dass damals zumindest rudimentäre Wegverbindungen in der Bregenzerwald bestanden, da später auch ein Kloster in Andelsbuch gegründet wurde.[8]
Graf Rudolf von Pullendorf vermachte um 1167 sein Vermögen, damit auch das Reichsgut Alberschwende, Friedrich I. (Barbarossa). Müselbach teilte damals vermutlich noch nicht das rechtliche Schicksal von Alberschwende als Reichsgut, sondern gehört den Grafen von Montfort.[9][10]
1679 wird in Müselbach eine „Hammerschmitte“ urkundlich erwähnt, die noch bis in die 1930er-Jahre in Betrieb war. Hier wurden zuletzt Äxte, Beile, Pickel und Zabine erzeugt.[11]
Verkehr
Bei Müselbach befanden sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts zwei wichtige Brücken, die Langeneggertobelbrücke und die Lingenauertobelbrücke, die beide das Alpenrheintal mit dem Allgäu verbanden. Über die Langeneggertobelbrücke führt noch heute eine Landesstraße (L 25), die ehemals sehr wichtige Lingenauertobelbrücke hat nur noch für den untergeordneten Regionalverkehr, insbesondere Wander- und Fußgängerverkehr, Bedeutung. Durch den Ausbau der Bregenzerwaldstraße L 200 von Alberschwende über Müselbach und die Tuppenbrücke nach Egg um 1840, verlor der Lorenapass (Verbindung Alberschwende - Schwarzenberg) bereits stark an Bedeutung.[12] 1892/1893 fasste dann der Vorarlberger Landtag den Beschluss, einen Ausbau einer Hauptverkehrsverbindung vom Rheintal in den Bregenzerwald über Müselbach nach Egg zu führen (die heutige L 200). Dadurch verlor der Lorenapass dann endgültig an Bedeutung für den öffentlichen Straßenverkehr.[13]
Bereits 1938 war geplant, bei Müselbach einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt für die Anbindung des Rheintals an Deutschland, insbesondere die gerade gebaute Deutsche Alpenstraße zu schaffen, was von Vorarlberger Straßenpflegeverein aktiv gefördert wurde.[14]
Heute zweigt bei Müselbach (ehemaliges Gasthaus Krönele) die Hittisauer Straße (L 205) von der Bregenzerwaldstraße (L 200) ab, welche eine wichtige Hauptverkehrsachse zur Erschließung des Vorderen Bregenzerwalds darstellt. Diese Straße führt bei Müselbach über die Lingenauer Hochbrücke, eine der größten Stahlbeton-Bogenbrücken Mitteleuropas. Die Müselbacher Straße (L 25) verbindet weiterhin über die Langeneggertobelbrücke den Ortsteil Müselbach mit der Gemeinde Langenegg.
Bis Müselbach (ehemaliges Gasthaus Krönele) fahren vom Rheintal aus auf der L 200 die Landbuslinien 830, 840, 850 und 860. Beim ehemaligen Gasthaus Krönele zweigt die Landbuslinie 860 ab und fährt über die L 205 und – ohne das Zentrum von Müselbach anzufahren – über die Lingenauer Hochbrücke nach Lingenau.[15]
Gewässer
Der längste Bach, der durch Müselbach fließt, ist der rund 3,1 Kilometer lange Vöglenbach, der auch teilweise die südliche Gemeindegrenze zu Egg bildet und bei Gewässerkilometer (GwKm) 21,89 in die Bregenzer Ache mündet. Die Bregenzer Ache bildet von GwKm 23,08 bis etwa GwKm 16,58 eine natürliche Grenze zwischen Alberschwende zu den anderen Gemeinden.
Wirtschaft und Bildung
Müselbach ist überwiegend landwirtschaftliche geprägt und es finden sich hier einige kleine Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe. Es befindet sich in Müselbach eine Volksschule.
Vereine
In Müselbach gibt es folgende Vereine (Stand 2025):
- Kameradschaftsbund Müselbach,
- Motorradclub Strangers Austria,
- Musikverein Müselbach,
- Ortsfeuerwehr Müselbach,
- Schiclub Müselbach,
- VW-Audi Club Bregenzerwald,
- Viehzuchtverein Müselbach.[16]
Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten in Müselbach sind
- die 1881 bis 1883 errichtete denkmalgeschützte Expositurkirche hll. Herz Jesu und Mariae[17],
- der 1867 errichtete denkmalgeschützte Pfarrhof, der 1995 umfassend renoviert wurde[18][19],
- die Lingenauer Hochbrücke,
- die Lingenauertobelbrücke mit Verbindung zur ehemaligen Bregenzerwaldbahn und dem Bahnhof Lingenau,
- die Langeneggertobelbrücke mit Verbindung zur ehemaligen Bregenzerwaldbahn und dem 2005 abgebrochenen Bahnhof Langenegg-Krumbach.
Religion
Die Bürger der Gemeinde Alberschwende und somit auch Müselbach gehörten seit Alters her dem römisch-katholischen Glauben an. Im Mittelalter wurde in Müselbach eine Kapelle zu Ehren des hl. Rupertus errichtet, die 1497 eingeweiht wurde. Diese Kapellengemeinschaft galt als sehr vermögend.
Seit 1883 besteht die Expositurkirche Müselbach Herz Jesu und Mariä. Bereits am 10. September 1867 wurde der Stiftsbrief über die Expositur ausgestellt, wobei die Müselbacher das Recht bekamen, den Expositus selbst zu wählen. Seit 1991 ist die Expositur Müselbach unbesetzt und wird pfarrlich von Langenegg aus mitbetreut.
Die Glocke der Kapelle aus dem Jahr 1581, die früher auch als Wetterglocke verwendet wurde, ist im Kirchturm der heutigen Kirche und wird als Totenglocke verwendet. [20]
Der Friedhof in Müselbach wurde am 31. Jänner 1887 eingeweiht. Beim Friedhof bei der Kirche befindet sich ein Kriegerdenkmal.[21]
Geologie und Gefahren
Der überwiegende Teil des Ortsgebiets von Müselbach liegt auf Grund- und Erdmoränen, die aus unsortierten Blöcken, Steinen, Kies, Sand und Schluff besteht. Entlang dem Vöglenbach, insbesondere aber der Bregenzer Ache, befindet sich Weißach-Formation, bestehend aus Mergel- und Kalksandstein bzw. Nagelfluh-Konglomerat und kalkalpines Geröll. Im Bereich zur Gemeinde Egg, Parzelle Tuppen, befindet sich eine etwa 0,2 km² große Rutschmasse in Bewegung mit Abrisskante, von welcher die Landesstraße L 200 direkt betroffen ist.
Ein Teil von Müselbach im Westen liegt in einem Bereich mit geringe bis mittlere Anfälligkeit zu Rutschungen. Der südliche, östliche und nördliche Teil zur Bregenzer Ache und Vöglenbach hingegen weist eine mittlere bis hohe Anfälligkeit zu Rutschungen auf. Dies betrifft zum Teil auch die Landesstraßen L 200 und L 205.
Weblinks
Müselbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ “Alberschwende“, herausgegeben von der Gemeinde Alberschwende, Alberschwende 1996, S. 391.
- ↑ Berechnung gemäß Vorarlberger Geographisches Informationssystem (VOGIS).
- ↑ Das Gasthaus Krönele wurde gemäß dem Buch "Alberschwende" (S. 189) erst nach 1857 errichtet.
- ↑ Doris Klump: Die Straße im Bregenzerwald, Wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Arbeitskreis, 1967, S. 23.
- ↑ “Alberschwende“, herausgegeben von der Gemeinde Alberschwende, Alberschwende 1996, S. 41.
- ↑ “Alberschwende“, herausgegeben von der Gemeinde Alberschwende, Alberschwende 1996, Grafik S. 58.
- ↑ Die bewegte Geschichte der Mehrerau, OTS-Presseaussendung, 18. Februar 2009
- ↑ “Alberschwende“, herausgegeben von der Gemeinde Alberschwende, Alberschwende 1996, S. 43 ff.
- ↑ “Alberschwende“, herausgegeben von der Gemeinde Alberschwende, Alberschwende 1996, S. 46, 97.
- ↑ Geschichte, Webseite: alberschwende.at, abgerufen am 4. Oktober 2025.
- ↑ “Alberschwende“, herausgegeben von der Gemeinde Alberschwende, Alberschwende 1996, S. 172.
- ↑ Julius Fritsch: Die Entwicklung des Straßenwesens in Vorarlberg, UT: von den Uranfängen bis zum Jahre 1937, Eigenverlag, Bregenz August 1937, S. 30.
- ↑ Doris Klump: „Die Straßen im Bregenzerwald“, Verlagsgemeinschaft Wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Arbeitskreis, 1967, S. 54.
- ↑ Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt vom 24. Februar 1938, S. 5.
- ↑ Fahrpläne/Liniennetz, Webseite: vmobil.at, abgerufen am 4. Oktober 2025.
- ↑ Vereine, Webseite: alberschwende.at, abgerufen am 4. Oktober 2025.
- ↑ HERIS-ID: 23274, Objekt-ID: 19626.
- ↑ HERIS-ID: 23275, Objekt-ID: 19627.
- ↑ “Alberschwende“, herausgegeben von der Gemeinde Alberschwende, Alberschwende 1996, S. 98 ff.
- ↑ “Alberschwende“, herausgegeben von der Gemeinde Alberschwende, Alberschwende 1996, S. 99.
- ↑ “Alberschwende“, herausgegeben von der Gemeinde Alberschwende, Alberschwende 1996, S. 85, 98 ff.
47.4551499.878708Koordinaten: 47° 27′ 19″ N, 9° 52′ 43″ O