Unterlangenegg
Unterlangenegg
Unterlangenegg ist Teil der politischen Gemeinde Langenegg in Vorarlberg und eine eigene Katastralgemeinde[1], da Oberlangenegg und Unterlangenegg bis 1924 selbständige Gemeinden waren.
Name
Ein Bereich der heutigen Gemeinde Langenegg, wurde 1249 erstmals als "Langunegge" urkundlich erwähnt. Dieser namensgebende felsige Rücken, das „lange Eck“, befindet sich in Unterlangenegg. Vermutlich wurde damit der Höhenrücken vom Hälisbühl über den Finkenberg bis Leiten und zur Weißach und Bregenzerach, die hier miteinander einen spitzen Winkel bilden, bezeichnet. „Egg“ bzw. „Eck“ bezeichnet (Gelände-)Kanten, ein Wort, dass in Vorarlberg oft verwendet wird. Die Abgrenzung dieses Gebietes war nicht genau, teilweise wurde auch zeitweise die Gemeinde Krumbach hinzugezählt.[2]
Wappen
Das 1969 nach einem Entwurf des Schrunser Künstlers und Heraldikers Konrad Honold entstandene Gemeindewappen zeigt auf silbernem Grund zwei in sich verschlungene grünen Lindenzweige mit je zwei Blättern, welche die ehemalige und nun gleichberechtigt vereinigten Gemeinden Oberlangenegg bzw. Unterlangenegg versinnbildlichen.[3][4]
Lage und Ausdehnung
Unterlangenegg erstreckt sich von Ost nach West, von der Mündung der Weißach in die Bregenzerache (Mundegg bzw. Achspitz
47.4749089.85429 auf 460 m ü. A.) in der Nähe der Weißachbrücke der ehemaligen Bregenzerwaldbahn bis in die Nähe des Schweizbergs (
47.472059.91614 auf 869 m ü. A.) rund 4700 Meter und von Nord nach Süd über rund 2400 Meter von der Grenze mit den Gemeinden Doren und Krumbach im Fluss Weißach im Norden (
47.4816949.877913 auf 485 m ü. A.) bis zur Bregenzerach in der Nähe der Langeneggertobelbrücke im Süden in der Parzelle Unterhalden (
47.4599839.877283 auf 481 m ü. A.). Dabei umfasste die Gemeinde Unterlangenegg eine Fläche von rund 5,3 km². Die Länge der Gemeindegrenze zwischen Unter- und Oberlangenegg betrug ursprünglich rund 3,4 Kilometer. Diese befand sich im Süden in der Bregenzeache (
47.4605049.880671 auf 483 m ü. A.) in der Nähe der Langeneggertobelbrücke und im Nordosten beim Badbach/Scweitzberg (
47.4720469.916137 auf 869 m ü. A.)
Der tiefste Punkt in der Katastralgemeinde Unterlangenegg bzw. der Gemeinde Langenegg ist die Mündung der Weißach in die Bregenzerache auf 460 m ü. A. (
47.4752649.854699
Anrainergemeinden von Unterlangeneggg waren im Norden und Nordwesten die Gemeinde Doren, im Nordosten und Osten die Gemeinde Krumbach, im Südosten und Süden die Gemeinde Oberlangenegg und im Südwesten die Gemeinde Alberschwende.
Das heutige Zentrum von der 1924 zusammengeschlossenen Gemeinde Langenegg liegt in etwa an der ehemaligen Gemeindegrenze zwischen Unterlangenegg und Oberlangenegg in der Parzelle Bach. Hier befindet sich das Gemeindeamt, die Schule, die Feuerwehr, die Bank, die Genossenschaftssennerei, Gasthäuser, Lebensmittelgeschäft etc. Die Pfarrkirche Mariä Heimsuchung im Fehrentobel steht etwas abseits am südlichen Ende beider ehemaliger Gemeinden und ist vor allem aus Unterlangenegg nur in einem Fußmarsch von etwa einer Stunde erreichbar.[5]
Ausdehnung
Zur historischen Gemeinde Unterlangenegg gehören folgende Parzellen:
- Baiern
- Ebene
- Englen
- Fahl
- Finkenbühl
- Gänsbühl
- Gfäll
- Hälisbühl
- Leiten
- Nord
- Reute
- Sägerloch
- Stockegg
- Unterhalden
- Unterstein
- Vogt.[6]
Geschichte
Die Besiedelung von Unterlangenegg erfolgte etwa zwischen 900 und 1000 n. Chr.[7] Der Ort wurde in der Mehrerauer Papsturkunde vom 17. September 1249 erstmals als "Langunegge" erwähnt und 1290 in einem Zinsrodel des Klosters als „Langinegge“ bezeichnet. Das Gebiet von Unterlangenegg nutzte nach 1080 zum wesentlichsten Teil das Kloster Mehrerau (unter Oberhoheit der Grafen von Bregenz). 1375 übertrug der Graf aus der Linie Montfort-Feldkirch die Herrschaft über den Innerbregenzerwald, Unterlangenegg und Krumbach an die Habsburger. Die Habsburger regierten die ihnen unterstehenden Gemeinden in Vorarlberg wechselnd von Tirol und Vorderösterreich (Freiburg im Breisgau) aus. Unterlangenegg gehörte gerichtlich und verwaltungstechnisch bis 1804 zum Innerbregenzerwald.
Von 1805 bis 1814 gehörte der Ort zu Bayern. 1806 wurden die bisherigen Herrschaften (Verwaltungsbezirke) auch im Bregenzerwald aufgelöst und wurden (Bregenzerwald) von Bezau aus verwaltet. Ab 1814 gehörte Vorarlberg wieder zu Österreich. Unterlangenegg gehört seit der Gründung 1861 zum Bundesland Vorarlberg. In der Biedermeierzeit soll in Unterlangenegg (Gfäll) eine salinische Eisenquelle als Heilquelle genutzt worden sein, um chronische Ausschläge und Geschwüre zu heilen.[8] 1884 wird in Unterlangenegg ein eigenes Schulhaus gebaut. 1922 wurde ein zweites Klassenzimmer ausgebaut. 1963 wird eine neue gemeinsame Schule in der Parzelle Bach gebaut, am 16. November 1964 bezogen und am 23. November 1969 eingeweiht.
Die politischen Vereinigungsbestrebungen zwischen Unter- und Oberlangenegg waren bereits im 19. Jahrhundert stark und bereits am 4. Februar 1837 wurde das Landgericht Bregenzerwald angewiesen, die Vereinigung herbeizuführen. Die am 9. Mai 1844 durchgeführte Wahl eines gemeinsamen Vorstehers wurde von den Unterlangeneggern angefochten.
Der am 22. Dezember 1922 verstorbene Bauer Johann Georg Fuchs hatte in einem verfügt, dass die vereinigte Gemeinde Langenegg – sofern diese innert fünf Jahren gegründet würde – sein gesamtes Eigentum in Oberlangenegg, Unterlangenegg und Lingenau erhalten solle (zugunsten des Armenfonds der Gemeinde Langenegg). Dies bewirkte, dass am 27. Mai 1923 in einer Volksabstimmung einstimmig der Beschluss zur Vereinigung beider Gemeinden gefasst wurde, am 10. Oktober 1923 die Vorarlberger Landesregierung zustimmte und bereits am 25. November 1923 die ersten Wahlen für den gemeinsamen Gemeindeausschuss stattfinden konnten. Johann Georg Fuchs wurde an der Fassade der Kirche ein Epitaph errichtet.[9] Am 1. Jänner 1924 fusionierten beide Gemeinden zur neuen Gemeinde Langenegg.[10][11]
Häuser
Ober- und Unterlangenegg waren Jahrhundertlang dünn besiedelt. Erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts verstärkte sich das Bevölkerungswachstum und die Anzahl der Häuser in Unterlangenegg. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts fand sogar eine Entsiedelung statt.
- 1617 : 66 Häuser/Höfe
- 1811: 92 Häuser/Höfe
- 1917: 91 Häuser/Höfe
- 1923: 82 Häuser
- 1980: 118 Häuser[12] Seit 1981 stieg die Bevölkerungszahl wieder an, die Geburtenbilanz ist jedoch seit 2001 negativ.[13]
Verkehr
Straßen
Bis ins 19. Jahrhundert bestanden in Unterlangenegg im wesentlichen nur Güterwege. Die 1844 erbaute Langeneggerstraße von Müselbach nach Unterlangenegg war lange Zeit ebenfalls mehr ein primitiver Karrenweg als Straße.[14][15][16]
Bregenzerwaldbahn
Unterlangenegg hatte mit dem Bahnhof Langenegg-Krumbach (Bahnkilometer 18,18) eine eigenen und leistungsfähigen Anschluss an die Bregenzerwaldbahn, der mit einer eigenen Straße erschlossen wurde (Abzweigung von der Langeneggerstraße). Der Bahnhof diente auch der Gemeinde Riefensberg, die seit 1923 mit einer privaten Buslinie verbunden wurde.[17] Ab Oktober 1966 war der Bahnhof nur noch eine unbesetzte Haltestelle.[18] Weiterhin bestand hier eine Umsteigestelle von und zur Postautolinie von Dornbirn nach Lingenau, Hittisau, Langenegg und Krumbach.[19] Der Bahnhof wurde 2005 abgerissen.[18]
Sehenswürdigkeiten
In Unterlangenegg findet sich ein denkmalgeschütztes Objekt, die Kapelle St. Michael in Finkenbühl (siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Langenegg). Auch die Weißachbrücke (Bahnkilometer 15,024) der Bregenzerwaldbahn ist ein sehenswertes Objekt. Das Kraftwerk Langenegg in der Nähe der Weißachbrücke kann nur von außen besichtigt werden. Die Langeneggertobelbrücke ist historisch und baugeschichtlich interessant. Der Drahtseilsteg Unterlangenegg – Doren an der Weißach besteht seit einigen Jahrzehnten nicht mehr.
Religion
Die überwiegende Mehrzahl der Bürger in der Katastralgemeinde Unterlangenegg ist römisch-katholischen Glaubens und dieser Glaubensrichtung hat die Gemeinde auch Jahrhundertelang geprägt. 1537 wurde die Gemeinde Unterlangenegg kirchlich von Egg getrennt und mit der Pfarre Lingenau verbunden. Oberlangenegg gehörte bereits zuvor pfarrlich zu Lingenau. 1630 wurde die Kapelle Kapelle St. Michael auf dem Finkenbühl in Unterlangenegg erbaut. 1775 wurde dann die gemeinsame Kirche von Unter- und Oberlangenegg im Fehrentobel erbaut.
Geologie
Der Großteil des Gemeindegebiets von Unterlangenegg besteht aus Eisrandmoräne, Grund und Endmoräne, bestehend aus unsortierten Blöcken, Steinen, Kies, Sand, Schluff sowie Weißach-Formation und Schweizer Äquivalent, bestehend aus Mergel- und Kalksandstein sowie Nagelfluhkonglomerat. Das Gebiet ist eine sanft geformte Terrassenlandschaft, die durch einen Seitenarm des eiszeitlichen Rheintalgletscher bis vor etwa 10.000 Jahren geformt wurde.[20]
Teilweise finden sich ausgedehnte Gebiete mit Mooren und Anmooren, die Torfbänke enthalten.
Südöstlich an der Grenze zu Oberlangenegg befinden sich Bausteinschichten, bestehend aus Kalksandstein und Tonmergelgestein.
Weblinks
Unterlangenegg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ Katastralgemeinde 91020 Unterlagenegg im Bezirk Bregenz in Vorarlberg.
- ↑ Artur Schwarz: „Heimatbuch Langenegg“, herausgegeben von der Gemeinde Langenegg 1981, Verlag Eugen Ruß, S. 23, 36 f.
- ↑ Artur Schwarz: „Heimatbuch Langenegg“, herausgegeben von der Gemeinde Langenegg 1981, Verlag Eugen Ruß, S. 45.
- ↑ Cornelia Albertani, Ulrich Nachbaur: Vorarlberger Gemeindewappenregistratur, herausgegeben vom Vorarlberger Landesarchiv, 3. Auflage, Bregenz 2011, ISBN 978-3-902622-17-4, S. 33 (Vorarlberger Gemeindewappenregistratur).
- ↑ Artur Schwarz: „Heimatbuch Langenegg“, herausgegeben von der Gemeinde Langenegg 1981, Verlag Eugen Ruß, S. 18.
- ↑ Artur Schwarz: „Heimatbuch Langenegg“, herausgegeben von der Gemeinde Langenegg 1981, Verlag Eugen Ruß, S. 20.
- ↑ Artur Schwarz: „Heimatbuch Langenegg“, herausgegeben von der Gemeinde Langenegg 1981, Verlag Eugen Ruß, S. 33, 137.
- ↑ Christoph Vallaster: Kleines Vorarlberger Heilbäderbuch, S. 141.
- ↑ Artur Schwarz: „Heimatbuch Langenegg“, herausgegeben von der Gemeinde Langenegg 1981, Verlag Eugen Ruß, S. 44, 46 f.
- ↑ Kundmachung der Vorarlberger Landesregierung vom 19. Oktober 1923, betreffend die Vereinigung der Gemeinden Ober- und Unterlangenegg , LGBl. Nr. 66/1923.
- ↑ Artur Schwarz: „Heimatbuch Langenegg“, herausgegeben von der Gemeinde Langenegg 1981, Verlag Eugen Ruß, S. 36 ff, 68, 75ff, 86 ff.
- ↑ Artur Schwarz: „Heimatbuch Langenegg“, herausgegeben von der Gemeinde Langenegg 1981, Verlag Eugen Ruß, S. 21, 42, 71 f.
- ↑ Statistik Austria, Ein Blick auf die Gemeinde Langenegg, Bevölkerungsentwicklung, Webseite: statistik.at, abgerufen am 25. März 2019.
- ↑ Artur Schwarz: „Heimatbuch Langenegg“, herausgegeben von der Gemeinde Langenegg 1981, Verlag Eugen Ruß, S. 39.
- ↑ Julius Fritsch: Die Entwicklung des Straßenwesens in Vorarlberg, UT: von den Uranfängen bis zum Jahre 1937, Eigenverlag, Bregenz August 1937.
- ↑ Doris Klump: Die Straße im Bregenzerwald, Wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Arbeitskreis, 1967.
- ↑ Foto des Monats Februar 2017 auf bregenzerwaldbahn-frueher-heute.at, abgerufen am 1. Dezember 2025
- ↑ 18,0 18,1 Die Bahnhöfe auf bregenzerwaldbahn-frueher-heute.at, abgerufen am 1. Dezember 2025
- ↑ Norbert Fink: Die Bregenzerwaldbahn 1902 bis 1983. Sutton, Erfurt 2009, ISBN 978-3-86680-442-5, S. 38
- ↑ Artur Schwarz: „Heimatbuch Langenegg“, herausgegeben von der Gemeinde Langenegg 1981, Verlag Eugen Ruß, S. 23ff.
47.4693159.89384Koordinaten: 47° 28′ 10″ N, 9° 53′ 38″ O
