Drahtseilsteg Doren – Alberschwende

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Blick von Alberschwende nach Doren (2020)

Der denkmalgeschützte[1] Drahtseilsteg Doren – Alberschwende (Hängebrücke Bozenau, auch: Achbrücke am Unterrain) ist eine Fußgängerbrücke für Einheimische und Wanderer bzw. Fahrradfahrer, welche die Gemeinden Doren und Alberschwende in Vorarlberg verbindet und die Bregenzer Ache quert. Die Brücke hatte und hat nur lokale Bedeutung.

Name

Der Name der Brücke, Drahtseilsteg bzw. Drahtsteg bzw. Seilsteg, bezieht sich auf das verwendete Material, die Stahl- und Drahtseile. Die Bezeichnung Draht(seil)steg war im süddeutschen Raum, Österreich und Schweizer Raum für eine solche schmale Hängebrücke für Fußgeher vor dem Zweiten Weltkrieg gebräuchlich.

Ähnliche sogenannte Drahtstege im Bregenzerwald befanden sind z. B. zwischen

Siehe auch die Seilbahnfähre Andelsbuch–Schwarzenberg

Lage

Der ehemalige Bahnhof Doren der Bregenzerwaldbahn ist rund 35 Meter im Nordosten entfernt. Der Bodensee bzw. Bregenz sind im Nordwesten rund 8 Kilometer Luftlinie entfernt, Wolfurt im Westen rund 7 Kilometer, Alberschwende (Dorf) im Südwesten rund 3,5 Kilometer, der Lorenapass im Süden rund 5 Kilometer, Müselbach im Südosten rund 4 Kilometer, Krumbach im Osten rund 3,5 Kilometer und im Nordosten Doren rund 3 Kilometer bzw. Sulzberg rund 6,5 Kilometer entfernt.

Geschichte

Im Franziszeischer Kataster, ein Liegenschaftskataster, der von 1810 bis 1870 erstellt wurde, ist in der Nähe des heutigen Stegs eine Fährverbindung eingezeichnet. Vom Ortsteil Fischbach in Alberschwende über Unterrain nach Doren gab es die Wegverbindung zur Fähre schon seit Alters her. Es wird angenommen, dass vor der Fährverbindung in der Nähe eine Furt bestand. Die Fähre bzw. der Schifferlohn wird in einer „Rechnungstabelle über alle Privaterlittenheiten 1809“ vom Vorsteher der Gemeinde Alberschwende am 3. Jänner 1810 an die übergeordnete Behörde gemeldet.

1894 erhielt der Gastwirt Johann Georg Immler die Bewilligung zur Einhebung einer Privatmaut über seinen Privatsteg (5 Kreuzer pro Person bzw. 10 Kreuzer pro Stück Vieh) an dieser Stelle.[2] Der Steg soll 1860 errichtet worden sein.[3]

1901 wurde dieser Steg von einem Hochwasser weggerissen. Weitere provisorische Stege wurden errichtet und ebenfalls weggerissen. Als die Bregenzerwaldbahn 1902 fertiggestellt war, wurde von den Gemeinden Alberschwende und Doren ein neuer Steg errichtet. Die Erhaltungspflicht wurde zwischen den Gemeinden mit 69:31 (Alberschwende:Doren) aufgeteilt.[4] Dieser wurde durch das Hochwasser vom 14./15. Juni 1910, das in ganz Vorarlberg große Schäden anrichtete[5], wiederum weggerissen. Nach Streitigkeiten über die Kostentragung und Ablehnung einer Kostenbeteiligung durch die k. k. Statthalterei in Innsbruck wurde erst 1913 ein neuer Steg errichtet. 65 % der Kosten trug die Gemeinde Alberschwende und 35 % die Gemeinde Doren. Der Mittelpfeiler musste in den 1930er-Jahren gesichert werden.

Am 30. April 1945 wurde von Nazi-Fanatikern versucht, nach der Sprengung der Brunsttobelbrücke, auch den Drahtsteg zu sprengen, was vom Stationsvorsteher der Bregenzerwaldbahn, Peter Bereuter, aber verhindert werden konnte.[3]

Durch die zunehmende Motorisierung und Neubau von Brücken, die Einstellung der Bregenzerwaldbahn am 13. Juli 1980 in diesem Bereich, war das Interesse an diesem Übergang über die Bregenzerach immer geringer und verfiel der Steg. Erst 1992 wurde eine umfassende Sanierung um 1,2 Millionen Euro vorgenommen, von denen die Gemeinden Alberschwende 55 % und Doren 45 % trugen.[6][7][8][9][10][11]

Seit dem 1. Oktober 2003 steht der Drahtseilsteg unter Denkmalschutz gestellt.

Technische Daten

Die Konstruktion des Drahtsteges als weitgehend stützenloses Bauwerk (zweigliedrige Hängebrücke) war damals erforderlich, weil in der Bregenzerach getriftet wurde. Der Drahtsteg wurde für Fußgänger und Vieh konzipiert. Für den Transport schwerer Lasten stand als nächster Flussübergang flussaufwärts, etwa 3,5 Kilometer Luftlinie entfernt, die Langeneggertobelbrücke (auch: Müselbacherbrücke) zur Verfügung.

Das Bachbett der Bregenzerach befindet sich an dieser Stelle etwa auf 452 m ü. A. Die Brücke führt in etwa 7 Meter Höhe über den Fluss. Die Brücke hat etwa eine Länge von 78 Meter, eine Breite von rund 1,2 Meter und verläuft von Südwest (Alberschwende) nach Nordost (ehemaliger Bahnhof Doren). Die maximale Tragfähigkeit gemäß Hinweisschild vor Ort beträgt 1 Tonne. Zur Verhinderung der Befahrung der Brücke (Schwingungen) sind Drehkreuze an den Zugängen angebracht.

Als Anker zur Abspannung der Kräfte für die zwei geschlossenen Stahldrahtseile dienen zwei Betonblöcke an den Ufern und der Mittelpfeiler. Diese sind überdacht.

Geologie und Gefährdung

Der Steg steht auf geologisch unruhigem Gelände. Darunter befindet sich Rutschmasse bzw. Lockergestein aus Schluff, Sand, Kies, Steinen und Blöcken. Daher besteht in diesem Gebiet Rutschanfälligkeitsklasse 3 (mittlere bis hohe Anfälligkeit zu Rutschungen).

Gemäß ÖNORM EN 1998-1 besteht in diesem Gebiet die Erdbebenzone 1 (Grad VI) und es sind leichte Gebäudeschäden möglich.

Wanderung

Die Wanderung ist mit Kinderagen eingeschränkt möglich, gutes Schuhwerk ist erforderlich. Kleinkinder müssen auf der Brücke zusammen mit einem Erwachsenen queren. Der Wanderweg führt Großteils durch Wald.

Weblinks

 Drahtseilsteg Doren - Alberschwende – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. HERIS-ID: 23044, Objekt-ID: 19392 bzw. HERIS-ID: 24268, Objekt-ID: 20646.
  2. “Alberschwende“, herausgegeben von der Gemeinde Alberschwende, Alberschwende 1996, S. 223.
  3. 3,0 3,1 Dorerblättle 1996-2021, Webseite: texte.volare.vorarlberg.at, abgerufen am 29. Oktober 2025.
  4. Vorarlberger Volksblatt vom 28. Dezember 1905.
  5. Die Wasserkatastrophe in Vorarlberg im Jahr 1910, Webseite: wiki.imwalgau.at, abgerufen am 28. Oktober 2025.
  6. “Alberschwende“, herausgegeben von der Gemeinde Alberschwende, Alberschwende 1996, S. 225, 228.
  7. Vorarlberger Volksblatt vom 7. Juni 1902, S. 4.
  8. Vorarlberger Landes-Zeitung vom 12. November 1910, S. 9.
  9. Vorarlberger Volksblatt vom 3. Dezember 1912, S. 10.
  10. Julius Fritsch: Die Entwicklung des Straßenwesens in Vorarlberg, UT: von den Uranfängen bis zum Jahre 1937, Eigenverlag, Bregenz August 1937, S. 86.
  11. Vorarlberger Volksblatt vom 31. Oktober 1911, S. 4.

47.4810289.844797Koordinaten: 47° 28′ 52″ N, 9° 50′ 41″ O