Perchau (Familie)

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Die Familie der Perchauer beziehungsweise von Perchau mit ihren Familienzweigen Stein von Perchau und Krug von Perchau war eine oststeirische Adelsfamilie, die für das Mittelalter belegt ist und im 14. und 15. Jahrhundert eine lokale Bedeutung besaß. Innerhalb des Adels gehörten sie zu den sogenannten Einschild-Rittern[A 1]. Ihre wichtigsten Besitzungen befanden sich in Perchau und dem Dörfli ob Neumarkt (Hoferdorf) (beide heute Teil der Gemeinde Neumarkt in der Steiermark) sowie der Feßnach (heute Teil der Gemeinde Murau).

Anfänge

Menschen, die urkundlich nach Perchau am Sattel (heute Teil der Gemeinde Neumarkt in der Steiermark) benannt sind, tauchen erstmals in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf. Es dürfte sich dabei um Vorfahren jener Familie handeln, die sich im 14. und 15. Jahrhundert "Stein von Perchau" nannte. Genaue Verwandtschaftsverhältnisse lassen sich aufgrund der spärlichen Information nicht bestimmen, doch gibt es Hinweise dafür, dass die Familie "von Pechau" damals bereits mehrere Zweige hatte. Auffällig sind in dieser sogenannten ersten Generation die Namen Helmbert und Engelmann, die vor 1300 bei keiner anderen Familie des steirischen Adels zu finden sind.[1]

Die Familie Stein von Perchau

Im 14. Jahrhundert sind die Brüder Konrad (II.), Niklas (I.) und Dietmar, alle drei als Herren tituliert, im Besitz einer Hälfte eines Hofes im "Dörfl ob Neumarkt" (später Hoferdorf, dann Teil von Adendorf, heute eine Kastralgemeinde von Neumarkt in der Steiermark), der damals ein Lehen der Adelsfamilie der Pernegger war. Hatten sich Mitglieder der Familie zuvor stets nach Perchau benannt, so finden sich nun auch die Bezeichnungen von Stein, Stein von Perchau und Krug von Perchau.[2] Im 14. Jahrhundert gelang es der Familie in Neumarkt in der Steiermark und deren Umgebung beachtlichen Besitz als Lehen zu erwerben, der bis in die Gegend von Katsch (heute Teil der Gemeinde Teufenbach-Katsch) und Frauenburg (heute Teil von Unzmarkt-Frauenburg) reichte.[3] Ihre wichtigsten Lehensherren waren die Familien der Liechtensteiner, der Stubenberger, der Ehrenfelser und Pernegger verliehen.[4] Dagegen gelang es der Familie nicht ihre ständische Stellung zu verbessern. Einzig Konrad (III.) war Ritter, die übrigen namentlich bekannten Familienangehörigen waren Edelknechte bzw. blieben "ehrbare Knechte".[5] In der darauffolgenden Generation starb die Familie in männlicher Linie aus und wurde im Wesentlichen vom Familienzweig Krug von Perchau beerbt.[6]

Die Familie Krug von Perchau

Die Familie Krug von Perchau, eine ebenfalls in Neumarkt in der Steiermark ansässige Einschild-Ritterfamilie und Verwandte der Familie Stein von Perchau, war der Haupterbe von dieser. Ihre Anfänge liegen im Dunkeln, es wird vermutet, dass sie ursprünglich Bauern waren, denen es gelang, in den Ritterstand aufzusteigen. Ihre erstmalige Nennung war später als die der Vorfahren der Familie Stein von Perchau.[7] Ihr Leitname war Gottfried, möglicherweise bestand eine Verwandtschaft der Familie Krug von Perchau mit dem 1180 genannten Gotfridus de Venzach.[8]

1320 ist erstmals ein Gottfried (I.) von Stain gemeinsam mit den Brüdern Pilgrim und Fritz Pircher als Zeuge einer Urkunde genannt, die von Hermann Hammerl von Lind ausgestellt wurde. Alle drei Zeugen werden dort zu den piderben leuten gezählt. 1334 wird ein weiterer Gottfried (II.) mit Beinamen Krug als Verwandter von Konrad (II.) von Perchau († vor 1346) genannt. Ob die beiden Gottfriede ein und dieselbe Person oder vielleicht Vater und Sohn sind, war um 1974 noch nicht geklärt. Unklar ist ebenfalls die Herkunft des Beinamen Krugs, der allmählich der Familienname wurde. Er könnte sich auf die Landschaft um St. Gottfried beziehen, die "am Brunn" hieß oder damit zusammenhängen, dass der Heilige Gottfried in der Perchau als Brunnenheiliger verehrt wird.[9]

Namentlich urkundlich genannte frühe Mitglieder bzw. Vorfahren der Familie Stein und Krug von Perchau

  • Um 1135 wird Helmbert, ein Ministerialer[A 2] von sancti Ruodperti, erstmals urkundlich im Zusammenhang mit einer Schenkung an das Stift Admont genannt. Er schenkte diesem drei Mansen von seinem in Perchau gelegenen Erbgut. Seine Schenkung wurde am 10. Oktober 1139 durch den Erzbischof von Salzburg bestätigt.[1]
  • Um 1186 stiftete Otto von Stein, urkundlich genannt mit den Brüdern Wecilo und Swithart von Stein, für die Beerdigung seiner Ehefrau dem Stift Admont eine weitere Manse bei Perchau. Unter den Zeugen seiner Stiftung findet sich ein Engilman de Perlach.
  • 1885 schenkte seine Schwester Willibirch von Pollheim dem Stift Admont daspredium apud Rute. Bezeugt wird ihre Schenkung von Syfridus de Percha, Dietrich von Stein und During von Traun.[1]
  • 1254 wird Rudger de Perchach urkundlich unmittelbar nach den Brüdern Gundaher und Otto von Steyer genannt. Letzterer war nach dem Historiker Hans Pirchegger († 1973) vermutlich mit Otto von Traun ident. In dieser Urkunde sind an letzter Stelle die Brüder Syfried, Rudolph und Dietrich de Perschach' genannt.[1]
  • Ein Wolflinus de Perchach wird 1246 und 1268 als Zeuge im Gefolge von Hartnid von Rabenstein, dem Ehemann von Elisabeth, der Tochter des Reinpert von Mureck, genannt. 1246 musste dieser die Feste Reisberg im Lavanttal, die zum Erbe seiner Ehefrau gehörte, verkaufen. 1268 schlichtete Hartnid von Rabenstein einen Streit um Einkünfte in Kainach zwischen Abt Gottschalk von St. Lambrecht und Gundaher von Aigen. Letzterer war ein Ministeriale des Stiftes St. Lambrecht und Schwager von Wulfing von Perchau. 1312 ist ein Gundahar von Perchau genannt, der vielleicht der Sohn von Wulfing von Perchau und somit Neffe von Gundahar von Aigen war.[10]
  • 1268 sind die Brüder Rudger de Perchach und Syfried de Perchach mit dem Beinamen Geilsprechen und als Herren (domines) zusammen mit einem Wulfing de Perchach bezeugt.[10]
  • 1297 belehnt Hartnid (III.) von |Wildon († um 1302) Konrad (I.) von Perchau mit einer Hube zu Obdach. In der Belehnungsurkunde sind als Zeugen ein Herr Ott von dem Stain, ein Ulrich von Grünburg und Ottl der Junge von dem Stain genannt, die vielleicht Verwandte von Konrad (I.) waren.[10]

Stammtafel der Familie im 14. und 15. Jahrhundert[A 3]

  1. ?
    1. ?
      1. Konrad (II.) von Stein / Perchau († vor 1346) ⚭ mit Agnes († nach 1346)
        1. Konrad (III.) von Perchau († um 1342/53) ⚭ mit Kathrey
          1. Margarete, seit 1342 Nonne im Klarissenkloster zu Judenburg
          2. Otto (III.) (Öttlein) († um 1361), genannt 1353
        2. Niklas (II.) von Stein (de Lapide) († um 1374/75) ⚭ mit Gertraud († nach 1375)
          1. Friedrich († vermutlich um / nach 1375)
        3. Otto (II.) von Perchau († um 1325) ⚭ mit Margarete (Margreth)
          1. (vermutlich) Ulrich (I.) († um 1372)
          2. (vermutlich) Gebolf († vor 1352)
      2. Niklas (I.) von Stein / Perchau
        1. Niklas (III.) von Stein (de Lapide) († vor 1380) ⚭ mit Kathrey
        2. Wigolais von Stein (de Lapide) († vor 1380) ⚭ mit Ursula, sie heiratete nach seinem Tod Gottfried Krug von Wagendorf
          1. Anna († um 1606) ⚭ mit Andreas von Algersdorf
          2. Katharina († um 1400) ⚭ mit Gotthard (III.) Krug von Perchau, Sohn von Gottfried II. Krug von Perchau, siehe unten
      3. Dietmar von Perchau, als Zeuge in einer Urkunde von Konrad Zattler genannt
    2. ?
      1. Gottfried (II.) Krug ⚭ mit Perchta aus der Familie der Pucher von Obdach
        1. Gottfried (III.) Krug von Perchau ⚭ mit Katharina Stein von Perchau († um 1400), Tochter von Wigolais von Perchau, siehe oben
        2. Niklas (IV.)
        3. Otto (IV.)
        4. Peter
        5. Kunigunde
        6. Hailwig
        7. Anna
      2. NN (Tochter) ⚭ NN Hammerl von Bischofsberg
        1. Niklas Hammerl von Bischofsberg, genannt 1379

Wichtige Besitzungen

Die wichtigsten Besitzungen der Familie Stein von Perchau waren die Höfe "im Dörfli" (später Hoferdorf) und Perchau bei der Kirche St. Gotthard, die sich beide auf dem Areal der heutigen Gemeinde Neumarkt in der Steiermark befanden.[11]

Literatur

  • Herwig Ebner: Beiträge zur Burgen- und Herrschaftsgeschichte sowie zur Genealogie obersteirischer Adelsfamilien (= Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark. Band 28). Selbstverlag der Historischen Landeskommission für Steiermark, Graz, 1974

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 vgl. Herwig Ebner: Beiträge zur Burgen- und Herrschaftsgeschichte, 1974, S. 13
  2. vgl. Herwig Ebner: Beiträge zur Burgen- und Herrschaftsgeschichte, 1974, S. 14ff.
  3. vgl. Herwig Ebner: Beiträge zur Burgen- und Herrschaftsgeschichte, 1974, S. 20
  4. vgl. Herwig Ebner: Beiträge zur Burgen- und Herrschaftsgeschichte, 1974, S. 20f.
  5. vgl. Herwig Ebner: Beiträge zur Burgen- und Herrschaftsgeschichte, 1974, S. 21
  6. vgl. Herwig Ebner: Beiträge zur Burgen- und Herrschaftsgeschichte, 1974, S. 21f.
  7. vgl. Herwig Ebner: Beiträge zur Burgen- und Herrschaftsgeschichte, 1974, S. 22
  8. vgl. Herwig Ebner: Beiträge zur Burgen- und Herrschaftsgeschichte, 1974, S. 22f,
  9. vgl. Herwig Ebner: Beiträge zur Burgen- und Herrschaftsgeschichte, 1974, S. 23
  10. 10,0 10,1 10,2 vgl. Herwig Ebner: Beiträge zur Burgen- und Herrschaftsgeschichte, 1974, S. 14
  11. vgl. Herwig Ebner: Beiträge zur Burgen- und Herrschaftsgeschichte, 1974, S. 16f., S. 20 und S. 22

Anmerkungen

  1. Einschild-Ritter waren im Mittelalter Ritterbürtige ohne eigene Lehensfähigkeit. Sie gehörten zur Gruppe der Ministerialen und führten bis Ende des 13. Jahrhunderts im Schild das Wappen ihres Herren. Ab dann war ihnen die Wahl eines eigenen Wappens erlaubt.
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  3. Erstellt nach Angaben bei Herwig Ebner. Vgl. Herwig Ebner: Beiträge zur Burgen- und Herrschaftsgeschichte, 1974, besonders S. 18, S. 21, S. 24